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Reportage

Ist schnell und sprunggewaltig und wird immer seltener: Feldhase. Bild: wikipedia/Schiemonnikoog

Das Sport-Ass mit den langen Ohren

Von: Sacha Beuth

03. April 2020

Er gilt als Vorbild des Osterhasen und hat ein sehr grosses Verbreitungsgebiet. Trotzdem bekommt man den Feldhasen nur selten zu Gesicht. Das ist schade, denn die biologischen Besonderheiten von Meister Lampe sind verblüffend.

Beim Thema Hase gilt es gleich mit ein paar allgemeinen Irrtümern aufzuräumen. So ist der Feldhase entgegen der landläufigen Meinung kein eigentliches Nagetier – obwohl auch er an Pflanzen nagt – sondern gehört einer eigenen Tierfamilie, der Hasenartigen, an. Und was gemeinhin als Heimtier oder im Stall als «Häsli» gehalten wird, sind keine echten Feldhasen, sondern domestizierte Formen des Wildkaninchens. Das zählt zwar auch zu den Hasenartigen, unterscheidet sich aber zum Feldhasen nur schon äusserlich deutlich: Echte Hasen sind in der Regel schwerer und haben im Verhältnis zum Kopf grössere Ohren sowie kräftigere Hinterbeine als Kaninchen. Zudem sind Hasen ausserhalb der Paarungszeit Einzelgänger, während Kaninchen in Gruppen leben.

Der Feldhase hat an sich ein riesiges natürliches Verbreitungsgebiet, dass von Nordspanien bis Kasachstan und Westsibirien und von der Türkei und Iran bis nach Dänemark und Finnland reicht. Zudem wurde er im Nordosten der USA, in Südamerika und in Australien zu Jagdzwecken ausgesetzt. In freier Natur beobachten kann man Feldhasen aber nur selten. Ursache dafür ist ihre «heimliche» Lebensweise, sind sie doch zumeist dämmerungs- und nachtaktiv. Hinzu kommt, dass der Bestand wegen der Intensivierung der Landwirtschaft vielerorts schrumpft und insgesamt rückläufig ist.

Bloss nicht anfassen!

Bei Gefahr drücken sich Feldhasen normalerweise erst an den Boden. Die Flucht wird erst im letzten Moment ergriffen. Dank ihrer eingangs beschriebenen langen Hinterbeinen sind sie in der Lage, eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h zu erreichen und bis 2 Meter hoch und 3 Meter weit zu springen. Im Verhältnis zu Ihrer Körpergrösse zählen Sie damit zu den Spitzenathleten in der Tierwelt. Kommt hinzu, dass sie überraschenderweise auch noch gut schwimmen können.

Und selbst vom Boxen verstehen sie etwas. Um die Gunst eines empfängnisbereiten Weibchens zu erlangen, messen sich zwei Männchen, indem sie sich gegenseitig hin- und her jagen und mit den Vorderpfoten aufeinander einschlagen. Der Sieger darf sich dann mit der Häsin paaren.

Ein Hasenweibchen bekommt in der Regel drei bis viermal im Jahr Junge. Die Tragzeit beträgt jeweils etwa 42 Tage. Pro Wurf werden 1 bis 6 Junge geboren, die zwischen 100 und 150 g wiegen. Die hohe Fruchtbarkeitsrate ist denn auch der Grund, dass der Feldhase zu einem Symbol für Ostern erkoren wurde.

Wie alle echten Hasen sind auch neugeborene Feldhase ausgesprochene Nestflüchter. Das heisst, sie verlassen nach der Geburt die schützende Sasse (Erdmulde), bleiben aber in deren unmittelbarer Nähe und werden von der Mutter mehrmals täglich gesäugt. Die Lebensweise als Nestflüchter führt gelegentlich dazu, dass Spaziergänger einen Junghasen an sich nehmen – im Glauben, er sei von der Mutter verlassen worden. Das ist jedoch ein fataler Fehler. Denn berührt ein Mensch oder ein anderes Tier einen jungen Hasen, hinterlässt er oder es auf diesem seinen Geruch. Das Muttertier erkennt dann seinen eigenen Nachwuchs nicht mehr und lässt ihn nicht mehr trinken, so dass die jungen Hasen elend umkommen.

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