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Reportage

Anders als die ovalen Hühnereier sind die Eier von Galapagos-Riesenschildkröten (gr. Bild mit Jungtier) kugelrund. Bild: Zoo Zürich

Der Ball ist rund – und die Fauna auch

Von: Severin Dressen

23. Juni 2021

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. In dieser Woche geht es um runde Formen im Tierreich. 

In der Welt des Sports heisst es derzeit wieder «das Runde muss ins Eckige» – es ist Fussball-Europameisterschaft. Wer in dieser Zeit auch biologisch beim Thema bleiben möchte (oder genau umgekehrt echte Tiere den Schwalbenkönigen vorzieht), der oder die findet bei uns im Zoo viele «runde Sachen». Eine kleine Auswahl.

Eines der perfektesten runden Dinge im Zoo Zürich sind die Eier der Galapagos-Riesenschildkröte (Chelonoidis nigra). Anders als die uns geläufigeren Hühnereier sind diese nämlich nicht oval, sondern wirklich kugelrund – wie ein etwas grossgeratener Pingpongball. Die Riesenschildkröten-Weibchen brüten diese Eier übrigens nicht aktiv aus, sondern vergraben sie und überlassen das «Brüten» der Bodenwärme. Ob aus dem Ei am Ende ein Weibchen oder ein Männchen schlüpft, bestimmt die Position des Eis im Nest. Denn je nach Lage ist die Bruttemperatur etwas höher oder tiefer. Und sie ist es, die das Geschlecht des sich entwickelnden Tieres festlegt.

Ein anderes «Rund» im Zoo ist nur ein temporäres: der Langstachel-Igelfisch (Diodon holocanthus). Im Normalzustand hat er eine eher kastenförmige, langgestreckte Form. Droht Gefahr, zum Beispiel durch einen Fressfeind, pumpt sich der Igelfisch aber mit Wasser auf und wird dann mehr oder weniger kugelrund – und ausgesprochen stachelig. Denn der Igelfisch hat kräftige, spitze Stacheln am ganzen Körper. Pumpt er sich voll, richten sich diese Stacheln nach allen Seiten auf und bilden so eine wirksame Abwehr gegen (natürliche) Feinde. Der Igelfisch ist bei uns im Zoo im Raub- und Giftfischbecken des Aquariums zuhause.

Gefiederte Baumeister

Nicht das Runde ins Eckige, sondern das Runde ins Runde legt der Madagaskarweber (Foudia Madagascariensis) im Masoala-Regenwald. Der etwa spatzengrosse Vogel baut für seine Eier nämlich Kugelnester. Die Bauarbeit ist dabei Männersache. Aus Grashalmen und Zweigen konstruiert das Webermännchen in einer Astgabel, zwischen Palmenblättern, in hohen Gräsern oder Sträuchern ein kugeliges Nest. Ist das Bauwerk fertig, versucht das Männchen vom Nest aus ein Weibchen anzulocken. Das sonst dezent oliv gefärbte Webermännchen ist in dieser Zeit übrigens feuerrot – nicht wie die Fussballer vor Anstrengung, sondern weil es zur Brutzeit sein Prachtgefieder trägt. Dieses ist, wie auch das Nest, eine Mitteilung an die Damen, dass hier ein guter Mann zu haben ist.

Giftig oder nicht? Runde Pupillen können trügen

Perfektes Rund gibt es auch im Exotarium, im Terrarium mit den Spitzkopfnattern. Die prächtigen (ungiftigen) Schlangen haben nicht nur in Vollkommenheit runde Augen, sondern ebensolche Pupil- len. Übrigens: Die Faustregel runde Pupille = ungiftig, Spaltpupille = giftig ist für die in der Schweiz heimischen Schlangenarten zwar richtig. Andernorts gibt es aber durchaus auch Giftschlangen, zum Beispiel Kobras und Mambas, die runde Pupillen besitzen.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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