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Reportage

Nando Oberli, der jüngste Winzer der Stadt.

Der Countdown zum Superzüriwein

Von: Ginger Hebel

03. September 2015

Die prallen Trauben lassen hoffen: Der 20-jährige Stadtwinzer Nando Oberli pflegt die Reben am Chillesteig in Höngg. Er rechnet mit einem sehr guten Jahrgang 2015. Jetzt darf es nur nicht hageln. Wir haben ihn im Weinberg besucht.

Der diesjährige Supersommer verspricht einen Superwein. Nando Oberli, mit zwanzig der jüngste Winzer der Stadt, hat hart gearbeitet für seine Trauben, die jetzt schön prall und bald reif in der Sonne glänzen. Entscheidend für die Traubenqualität ist jedoch das Wetter der kommenden Wochen. Nando Oberli ist nervös, denn das Schlimmste, was seinen Trauben jetzt noch passieren könnte, wären Hagel oder ein Befall mit der Kirschessigfliege. «Kälte wäre weniger tragisch, Wärme und Regen aber würden die Trauben innert weniger Tage faulen lassen, besonders die empfindlichen weissen.»

Man trifft ihn derzeit täglich im Höngger Rebberg, am Sonnenhang unter der Kirche, mit Blick über die Stadt bis zu den Alpen. Behutsam entfernt er von Hand die Blätter um die Trauben, damit diese weniger anfällig sind für Fäule. Mit dem Auslichten versucht er zudem die Kirschessigfliege in Schach zu halten, die es warm und feucht mag und letztes Jahr viele Schäden angerichtet hatte.

20 000 Flaschen Wein

Nando Oberli beabsichtigt, die Pinot-Noir-Trauben bereits gegen Ende September zu ernten, lieber einen Tag früher als später, er möchte bald eine Vorlese machen, den Grossteil aber will er noch etwas hängen lassen. «Mit den lang gereiften Trauben bringen wir nicht jedes Jahr eine so gute Qualität hervor.» Er rechnet mit 20 000 Flaschen Wein. Der Weinbau in Höngg hat eine lange Tradition. Man vermutet, dass hier schon die Römer Reben pflegten. Grün Stadt Zürich kultiviert den städtischen Rebberg, der nah an der Limmat liegt. «Der Boden hier ist stark und fruchtbar, mit viel Humus», erklärt Nando Oberli. Er musste nicht einmal düngen, die Reben seien ihm beinahe davongewachsen. Auch verzichtet er auf Insektizide, weil er das mit seinem Gewissen nicht vereinbaren könnte. Auf Ökologie wird grossen Wert gelegt, es wurden sogar Reben zugunsten eines Naturstreifens geopfert – seither tummeln sich hier viele Eidechsen. Ein Spazierweg führt mitten durch den Rebberg, beliebt bei Passanten, die manchmal die attraktiv gezackten Blätter von den Rebstöcken zupfen. «Dies tut den Reben aber nicht gut, denn die Blätter sind hauptverantwortlich für die Traubenreife, sie produzieren den Zucker in den Trauben», erklärt der Profi. Seit vier Monaten ist er praktisch alleine verantwortlich für den Rebberg am Chillesteig, zum Wümmen erhält er aber Unterstützung.

Nando verkauft den Zürcher Stadtwein, der auch ein bisschen «sein» Wein ist, im Gutsbetrieb Juchhof. Sein Favorit: Der Riesling Silvaner. Er mag – wie viele in seinem Alter – spritzige Weissweine. «Wir machen hier einen super erfrischenden Apérowein». Sagts und verschwindet in seinen Reben.

Höngger Wümmetfäscht: 25. bis 27. September www.stadt-zuerich.ch/wein

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