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Reportage

Hier ist Zungenfertigkeit gefragt: Zwei Grosse Ameisenbären beim Schlecken ihres Breis. Bild: Zoo Zürich, Corinne Invernizzi

Der Typ mit der langen, schnellen Zunge

Von: Alex Rübel

12. April 2016

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Grosse Ameisenbären.

Der Grosse Ameisenbär ist eine der «bizarreren» Gestalten des Tierreichs. Das fängt beim Aussehen an: Der schmale Kopf ist röhrenartig lang gezogen und wirkt verglichen mit dem Rest des Körpers klein und filigran. Der Schwanz dagegen, den der Ameisenbär wie einen Fächer hinter sich herträgt, ist lang, voluminös und buschig. An den Füssen verfügt das Tier über mächtige Krallen, die an den Vorderfüssen bis zu 10 Zentimeter lang werden können. Mit ihnen bricht der Ameisenbär nicht nur Termitenhügel auf, er kann sich damit selbst gegen mächtige Feinde wie den Jaguar verteidigen. Um die scharfen Krallen an den Vorderfüssen beim Laufen zu schonen, schlägt sie der Ameisenbär nach innen ein und tritt mit dem Handrücken statt mit der Sohle auf. Eine weitere Besonderheit ist von aussen nicht sichtbar, unterscheidet den Ameisenbären zusammen mit Gürteltieren und Faultieren aber von allen anderen Säugetierarten: Brust- und Lendenwirbel besitzen zusätzliche Gelenkpaare, die sogenannten Nebengelenke.

Scharfe Einbruchswerkzeuge

Fast noch aussergewöhnlicher als das Aussehen ist die Ernährung des Ameisenbären. Die bis zu 60 Kilogramm schweren Tiere sind auf Ameisen und Termiten spezialisiert, von denen sie pro Tag rund 35 000 Stück verspeisen. Um an die kleinen Tierchen heranzukommen, öffnet der Ameisenbär mit den scharfen Krallen an seinen Vorderfüssen zuerst den Insektenbau. Danach schnappt er sich die Beute mit seiner bis zu 60 Zentimeter langen Zunge, die mit einer klebrigen Schleimhaut bedeckt ist. Zwei bis drei Züngelbewegungen macht er pro Sekunde und verspeist auf diese Weise innert kürzester Zeit einige Tausend In­sekten. Sie werden im muskulösen Magen des Ameisenbären zerrieben, denn Zähne hat er keine.

Die Ameisenbären bei uns im Zoo erhalten mangels genügend grosser Ameisen- und Termitenmengen ein Ersatzfutter. Zum einen füttern wir sie mit einem Spezialpulver, das mit etwas Torf und Chitosan angereichert und mit warmem Wasser als Brei zubereitet wird. Daneben erhalten sie Insekten und Joghurt. Um das natürliche Fressverhalten der Tiere zu fördern, wird das Futter ab und zu in künstlichen Termitenhügeln versteckt. Je ein Termitenstock in der Aussen- und Innenanlage ist so gestaltet, dass man die Zunge des Ameisenbären «bei der Arbeit» beobachten kann.

Zootiere im Zeichen von Olympia 2016

Vom 5. bis 21. August finden in Rio die Olympischen Sommerspiele statt. Aus diesem Anlass stelle ich Ihnen in dieser Serie in den nächs­­- ten Wochen verschiedene Tiere des Feuchtgebietes Pantanal im Zoo Zürich vor, die auch in Brasilien leben. Viele der Tiere sind dabei mindestens so aussergewöhnlich wie die Leistungen, die die Olympiateilnehmer in Rio erbringen werden.

Weitere Infos: www.zoo.ch/pantanal

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