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Reportage

Dank erfolgreicher Zucht in Tiergärten ist es möglich, die einst in freier Natur ausgerottete Säbelantilope wieder in ihrem natürlichen Lebensraum anzusiedeln. Bild: Zoo Zürich/Marco Schaffner 

Der Zoo als letzter Zufluchtsort

Von: Severin Dressen

01. September 2020

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. In dieser Woche geht es um Säbelantilopen.

Mit der Eröffnung der Lewa-Savanne hat im Zoo Zürich eine zweite Oryx-Art Einzug gehalten. Über die Arabische Oryx (Oryx leucoryx) hatte mein Vorgänger Alex Rübel hier im Tagblatt in einer seiner ersten Kolumnen berichtet; unter anderem darüber, wie das manchmal als «Einhorn» bezeichnete Tier in der Natur vom Menschen komplett ausgerottet worden war. Dank Tieren aus Zoos und Privathaltungen konnte die Arabische Oryx später wieder teilweise in ihrem ursprünglichen Lebensraum angesiedelt werden.

Tragischerweise gilt der erste Teil dieser Geschichte auch für die nun in der Lewa-Savanne lebende Oryx-Art, die Säbelantilope (Oryx dammah). Die Säbelantilope war einst in Grassteppen und Halbwüsten entlang der Sahara weit verbreitet, von Mauretanien im Westen bis in den Sudan im Osten. Extensive Bejagung dezimierte die einst tausendstarken Herden der schönen Hornträgerin im 20. Jahrhundert aber massiv, respektive vernichtete sie am Ende komplett. Die Welt-Naturschutzunion IUCN listet die Säbelantilope seit 2000 als «in der Wildnis ausgestorben».

Aus der Wildnis ist sie verschwunden, aber in Menschenobhut gibt es die Säbelantilope zum Glück noch. Auswilderungsprojekte in verschiedenen Ländern haben nun das Ziel, mit Hilfe dieser Tiere die Säbelantilope wieder in ihrem natürlichen Lebensraum anzusiedeln. Im Tschad gibt es diesbezüglich erste Erfolge und wieder einen kleinen Bestand wildlebender Tiere. Was allerdings schmerzt: Der grösste Bestand aller menschgehaltenen Säbelantilopen lebt heute auf Jagdfarmen in Texas.

Keine Gefahr durch Trophäenjäger droht den Säbelantilopen bei uns im Zoo. Sie sind Teil des Erhaltungszuchtprogramms des europäischen Zooverbands EAZA. Wir haben derzeit sechs Tiere, wobei zwei davon erst vor Kurzem zur Gruppe gestossen sind – einmal nach Plan, einmal etwas überraschend.

Bisher bestand unsere Gruppe aus vier Weibchen. Zu diesen gesellte sich vor Kurzem das Männchen Luam. Seinem Namen «der Friedvolle» wird er bisher gerecht; der in England geborene Neunjährige ist ein ruhiger und umgänglicher Bock. Etwas überraschender als der Zuzug Luams war die Ankunft des zweiten neuen Familienmitglieds der Säbelantilopen. Das Weibchen Hyacinth war bei der Umsiedlung nach Zürich mit einem «blinden Passagier» angereist. Ihr süsses Geheimnis offenbarte sich uns Anfang August, als sie ein gesundes junges Böckchen zur Welt brachte.

 

Savannen-WG

In der neuen Lewa-Savanne sind fünfzehn Tierarten zu Hause; sieben davon leben vergesellschaftet, also sozusagen in einer «WG». Das ist schön anzusehen, vor allem aber ist es für die einzelnen Arten eine wichtige Verhaltensanreicherung. So müssen sich die einzelnen Tiere eben nicht nur mit ihren Artgenossen arrangieren, sondern auch innerhalb der ganzen Savannengesellschaft.

Weitere Infos: www.zoo.ch/lewa

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