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Reportage

Als Jungtiere haben Arabische Oryx noch kleine Hörner. Bild: Zoo Zürich/Enzo Franchini

Die Auferstehung des «Einhorns»

Von: Alex Rübel

16. Dezember 2014

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über ­Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Arabische Oryxantilope.

Weisses Fell, dunkle schlanke Beine, ein ausdrucksvolles Gesicht und ein langes, gedrehtes Horn auf dem Kopf: Es scheint fast, als hätte sich ein Einhorn in den Zoo Zürich verirrt. Erst als es den Kopf bewegt, sieht man, dass das «Einhorn» tatsächlich zwei Hörner trägt, die je nach Blickwinkel miteinander zu verschmelzen scheinen. Das Tier ist eine Arabische Oryx. Sie widersteht in ihrem natürlichen Lebensraum extremsten Bedingungen – und ist trotzdem in der Wildnis schon einmal ausgestorben.

Der natürliche Lebensraum der Arabischen Oryx ist die Wüste. Sie hat sich den harschen Bedingungen ihres Habitats perfekt angepasst: Das weisse Fell reflektiert das Licht und schützt den Körper so vor zu starker Erwärmung. Ihre Körpertemperatur kann die Oryx auf über 45 Grad erhöhen, ohne Schaden zu nehmen, und ein spezielles Adersystem kühlt das Blut, ehe es ins Hirn gelangt. Die Oryx kann mehrere Tage ohne Wasser auskommen und verliert mit Harn und Kot nur ganz wenig Frontal sind beide Hörner bei der Arabischen Oryx gut zu erkennen, .... Bild: Zoo Zürich/Enzo FranchiniFlüssigkeit. Breite Hufe vermindern das Einsinken im Sand, und die säbelartigen Hörner dienen der Feindabwehr.

Dank Zoos gerettet

Es gibt Theorien, wonach die Arabische Oryx die mystische Figur des Einhorns in den Köpfen der Menschen hat entstehen lassen. Und zu einem Fabelwesen ist sie auch beinahe selbst geworden. Das ursprünglich auf der gesamten Arabischen Halbinsel, im Sinai und in Mesopotamien verbreitete Tier wurde von den Menschen so stark gejagt, dass es 1972 in der freien Natur vollständig ausgerottet war.

Dass es die Oryx heute trotzdem noch gibt, ist auch den Zoos zu verdanken. Mit drei in buchstäblich «letzter Minute» eingefangenen Wildtieren und weiteren Tieren aus Zoos und privaten Haltungen wurde 1962 eine sogenannte «Weltherde» begründet, die den Grundstock für eine neue Population legte. Zwanzig Jahre später konnten in Oman die ersten zehn Oryx ausgewildert werden, weitere Wiederansiedlungsprojekte folgten. Aus dem Zoo Zürich wurden Oryx in Jordanien und Saudiarabien ausgewildert.

Heute leben wieder rund 1000 Arabische Oryx in freier Wildbahn, die Welt-Naturschutzunion konnte den Status auf der Roten Liste auf «verletzlich» heruntersetzen. Ohne Schutzmassnahmen wird dies allerdings nicht so bleiben. In Oman etwa wuchs die Population bis auf 450 Tiere an. Dann begannen Wilderer, illegal Tiere einzufangen. Zurückgeblieben sind nur noch 50 Oryx – fast alles Männchen.

Oryx im Zoo Zürich

Der Zoo Zürich züchtet und hält Arabische Oryx im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms. Derzeit leben acht Tiere im Zoo. Das jüngste davon kam am 8. November 2014 zur Welt.
Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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