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Reportage

Kann auch Eier verspeisen, die grösser als ihr Körper sind: Afrikanische Eierschlange. Bild: Zoo Zürich / E. Franchini

Die Eierdiebin mit der grossen Klappe

Von: Severin Dressen

29. März 2022

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Afrikanische Eierschlange.

In rund zwei Wochen ist Ostern. In vielen Haushalten stehen dann Eier wieder vermehrt auf dem Speiseplan. Bei den Afrikanischen Eierschlangen ist das nicht nur an Ostern so, sondern das ganze Jahr hindurch: die schlanken, etwa einen halben bis einen Meter langen Reptilien ernähren sich ausschliesslich von Eiern. Sie sind, zusammen mit der Indischen Eierschlange, nach heutigem Wissensstand die einzigen Schlangen mit dieser Nahrungsspezialisierung.

Rein äusserlich würde man der Eierschlange ihre Lieblingsmahlzeit dabei nicht unbedingt zudenken. Denn die Eierschlange ist schlank und rank – viel schmäler, als es die Eier sind, die sie frisst. Noch überraschender ist ihre Menüpräferenz, wenn man weiss, dass sie sich die Eier als unversehrtes Ganzes einverleibt. Wie macht sie das?

Die Eierschlange kann ihre Klappe so richtig weit aufreissen – oder etwas neutraler formuliert: Sie hat extrem bewegliche Kiefer. Diese schiebt die Schlange über das Ei. Damit dieses schön ins Maul und weiter nach hinten flutscht, speichelt sie es gut ein. Die Beweglichkeit der Kiefer ist das eine, die extreme Dehnbarkeit der Haut das andere entscheidende Kriterium. Denn nur dadurch, dass die Schlange ihre Haut im vorderen Bereich ihres Körpers bis auf drei- oder vierfache Grösse dehnen kann, ist es möglich, dass ein bis hühnereigrosses Ei in eine Schlange passt, die selber nur etwas dicker ist als ein Daumen.

Im Körper aufgeschlitzt

Ist das Ei in der Schlange drin, schaut sie vorübergehend nicht unähnlich aus wie die vom Kleinen Prinzen gezeichnete Schlange, die einen Elefanten verschluckt hat. Um das Ei verwerten zu können, muss die Schlange es nun öffnen. Das geschieht, indem spezielle, in die Speiseröhre ragende Wirbelfortsätze das Ei aufschlitzen. Über Muskelbewegungen drückt die Schlange die Schale dann zusammen, so dass der flüssige Inhalt des Eis austritt. Während dieser den weiteren Weg durch den Verdauungstrakt der Schlange antritt und Richtung Magen wandert, geht es für die ausgedrückte, nun wurstförmige leere Eierschale wieder zurück Richtung Kopf und Maul, wo die Schlange sie am Ende als Ganzes auswürgt.

Für den Frischetest braucht die Eierschlange übrigens kein Glas Wasser. Stattdessen kann sie sich auf ihren ausgezeichneten Geruchssinn verlassen. Er sorgt dafür, dass sich die Schlange nur frische Eier schnappt. Eier, die schon länger bebrütet wurden oder faul sind, lässt sie liegen.

 

Blick auf die Pupille kann trügerisch sein

Afrikanische Eierschlangen sind ungiftig (und besitzen auch nur ganz wenige Zähne). Trotzdem haben sie Spaltpupillen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die Faustregel «runde Pupille = ungiftig, Spaltpupille = giftig» zwar für die in der Schweiz heimischen Schlangenarten gilt, darüber hinaus aber nicht. So gibt es neben der trotz Spaltpupille ungiftigen Eierschlange auch Gift- schlangen mit runden Pupillen, etwa Kobras und Mambas.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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