mobile Navigation

Reportage

Ist bestens an das Leben im zentralasiatischen Hochgebirge angepasst: Schneeleopard. Bild: Zoo Zürich / Enzo Franchini

Die Geister der Berge

Von: Alex Rübel

10. November 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Schneeleoparden.

Vor wenigen Tagen ist einem internationalen Forscherteam eine kleine Sensation gelungen: Die Wissenschaftler konnten in Kirgistan ein Schneeleopardenweibchen mit ­einem Senderhalsband ausrüsten. Die Katze ist vermutlich sechs oder sieben Jahre alt – und der erste Schneeleopard in Kirgistan überhaupt, der einen Sender erhalten hat. Denn Schneeleoparden sind extrem heimliche Tiere und bleiben in der Wildnis fast allen Augen verborgen – nicht umsonst werden sie auch «Geister der Berge» genannt. Und nicht zuletzt ­deswegen gehören sie zu den am wenigsten erforschten Grosskatzen. Umso wertvoller ist es deshalb, wenn ein wilder Schneeleopard besendert werden kann.

Gejagt wegen des Fells

Schneeleoparden sind im zentralasiatischen Hochland zu Hause. Sie leben in Höhenlagen von bis zu 5600 Meter über Meer. Weil sie extrem schwierig zu beobachten sind, weiss man nicht exakt, wie viele wilde Schneeleoparden es noch gibt. Die Wissenschaft geht von etwa 4500 bis 10 000 erwachsenen Tieren aus. Die Internationale Welt-Naturschutzunion IUCN stuft die Tierart als stark gefährdet ein. Bedroht wird der Schneeleopard durch den Verlust seines Lebensraums, den Rückgang seiner natürlichen Beutetiere und durch die Wilderei. Die Nachfrage nach dem Fell, den Knochen und anderen Körperteilen der prächtigen Katze hat die Population in den letzten zehn bis zwanzig Jahren um mindestens zwanzig Prozent schrumpfen lassen.

Der Schneeleopard ist ein Einzelgänger und hervorragend an seinen kargen und kalten Lebensraum angepasst. Das langhaarige und äusserst dichte Fell hält die Katze selbst bei tiefsten Temperaturen warm. Die verhältnismässig riesigen Pfoten verhindern, dass das Tier im Schnee einsinkt. Und der lange Schwanz dient als «Balancierstange», wenn der sprunggewaltige Jäger seine Beute mit einem mächtigen, bis zu 16 Meter weiten Satz anspringt. Anders als die anderen Grosskatzen brüllt der Schneeleopard übrigens nicht – er ist also auch stimmlich ein eher stiller «Geist der Berge».

Schneeleoparden im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich leben derzeit vier Schneeleoparden: das 12-jährige Männchen Villy und das 15-jährige Weibchen Dshamilja sowie deren zwei Töchter Okara und Orya. Die beiden 1,5-Jährigen werden in der nächsten Zeit in andere Zoos weiterziehen und dort hoffentlich ihrerseits für Nachwuchs sorgen. Ihre Gene sind sehr wertvoll, denn ihre Mutter Dshamilja ist ein Wildfang. Sie war als Jungtier in die Falle von Wilderern geraten. Der rechte Hinterfuss wurde dabei so schwer verletzt, dass sie bis heute hinkt. Eine Antiwilderereinheit rettete Dshamilja schliesslich auf dem Schwarzmarkt und brachte sie zum Aufpäppeln nach Deutschland. Im Zoo Zürich lebt sie seit 2002.

Weitere Infos unter: www.zoo.ch

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare