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Reportage

Für frei lebende Orang-Utans in Indonesien wird die Situation immer brenzliger. Bild: Zoo Zürich/Claudia Rudolf von Rohr

Die Orang-Utans verlieren ihre Heimat

Von: Alex Rübel

01. März 2016

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder ­Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um frei lebende Orang-Utans.

Indonesien hat ein schwarzes Jahr hinter sich: Auf den Inseln Sumatra und Borneo brannten im September und Oktober wochenlang Regenwälder und Moore, zum Teil sogar monatelang. Zehntausende Brandstellen erzeugten Rauchwolken, die zeitweise so dick waren, dass auf Satellitenbildern der Nasa nur noch graue Dunstschwaden über Indonesien zu sehen waren. Der Wind trug den Smog an manchen Tagen bis nach Malaysia, Singapur und Thailand; Schulen mussten geschlossen, Veranstaltungen abgesagt werden. Hunderttausende Menschen kämpften mit Atembeschwerden.

Die Brandkatastrophe ist menschgemacht. Kleinbauern «jäten» mit dem Feuer ihre Felder und nutzen die Asche zum Düngen. Vor allem aber lassen grosse Plantagenbetreiber Brände legen, um – oft illegal – weiteres Land für Palmöl-, Kautschuk- und Holzzellstoffplantagen zu gewinnen. Denn die Nachfrage gerade nach Palmöl, unzähligen Lebensmitteln und Kosmetikprodukten beigemischt, ist riesig und das Geschäft millionenschwer. Die Brandsituation wird weiter dadurch verschärft, dass seit einigen Jahren die feuchten Sumpfböden mit Drainagen entwässert werden, abermals um Farmland zu gewinnen. Erst die Regenzeit vermag die Brände jeweils zu löschen – und sie kam 2015 wegen des Wetterphänomens El Niño so spät wie zuletzt 1997.

Als Haustiere verkauft

Die Folgen sind in jeder Hinsicht verheerend. Der Regenwald und vor allem die Torfböden binden riesige Mengen an CO2 und anderen Treibhausgasen, die beim Verbrennen in die Atmosphäre gelangen. Aber auch für Flora und Fauna sind die Brände eine Katastrophe, weil sie den Lebensraum unzähliger Tiere zerstören – etwa jenen der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans. Dabei sind die Menschenaffen auch ohne das Feuer schon genug in Bedrängnis. Plantagen, ob legal oder illegal angelegt, zerstückeln ihren Lebensraum und isolieren die Tiere voneinander. Hinzu kommt der illegale Handel mit Orang-Utan-Babys. Ihre Mütter werden getötet, die Jungtiere als Haustiere in eine elende Zukunft verkauft.

Vor Ort versuchen Non-Profit-Organisationen wie unser Naturschutzpartner Paneco den Orang-Utans zu helfen. In Auffangstationen bergen sie verletzte, isolierte oder aus Haushalten gerettete Tiere. Sie versorgen sie medizinisch und bereiten sie darauf vor, wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Aber auch hier können wir den Orang-Utans helfen, indem wir versuchen, wo immer möglich auf Produkte mit Palmöl zu verzichten. Ob es Palmöl drin hat, steht auf der Packung, denn seit diesem Jahr besteht in der Schweiz eine entsprechende Deklarationspflicht.

Orang-Utans im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich leben zehn Sumatra-Orang-Utans. Ältestes Tier ist die 49-jährige Lea, jüngstes die 8-monatige Pandai, eine Tochter von Djarius und Xira. Die Zürcher Orang-Utans sind Botschafter für ihre wilden Verwandten. Sie sind im Menschenaffenhaus untergebracht, wo auch die Westlichen Flachlandgorillas, die Kappengibbons, die Siamangs und die Zwergseidenäffchen leben. Jeden Tag um 15.30 Uhr findet eine öffentliche Fütterung der Orang-Utans und Gorillas statt sowie am Montag und Donnerstag um 15.45 Uhr eine Tierpräsentation bei den Orang-Utans.

Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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