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Reportage

Majestätischer Anblick: Rothirschbulle im Kreise seines Harems. Bild: Pro Natura

Die Rückkehr des Königs

Von: Sacha Beuth/PD

10. Januar 2017

Pro Natura hat den Rothirsch zum Tier des Jahres 2017 erkoren. Die Art musste schwere Zeiten durchmachen, kann heute aber mit Glück sogar in den Wäldern der Stadt Zürich beobachtet werden.

Mit einer Schulterhöhe von 1,30 Metern und einem Gewicht bis zu 200 Kilo gilt der Rothirsch in un­seren Breitengraden als König des Waldes. In der Vergangenheit war es um diesen König allerdings nicht gut bestellt. Durch intensive Jagd und die Urbanisierung seines Lebensraumes wurden die einst grossen Bestände des Rothirschs radikal dezimiert, bis die Art etwa Mitte des 19. Jahrhunderts in der Schweiz ausgerottet war. In den umliegenden Ländern blieb dem Tier dieses Schicksal glücklicherweise erspart, sodass etwa um 1870 wieder Rothirsche aus Österreich in die Schweiz einwanderten und sich dauerhaft wiederansiedeln konnten. Möglich machte dies das eidgenössische Jagdgesetz von 1875. Dieses sieht unter anderem Jagdbanngebiete vor, beschränkte Jagdzeiten sowie den Schutz der weiblichen Tiere.

Schwer zu schätzen

Heute leben wieder etwa 35 000 Rothirsche in der Schweiz, davon etwa 170 im Kanton Zürich. Mit zunehmender Tendenz. Die Populationsstärken sind allerdings räumlich sehr unterschiedlich verteilt. Insbesondere in den Alpenkantonen kommen Hirsche in grosser Zahl vor und haben dort teilweise die Grenzen der Lebensraumkapazität erreicht. Die Zahlen sind zudem mit Vorsicht zu geniessen, beruhen sie doch zumeist auf groben Schätzungen. Der Grund: Anders als etwa Rehe sind Rothirsche nicht territorial veranlagt, sondern Pendler zwischen ihren Tages- und Nachtlebensräumen sowie zwischen ihren Winter- und Sommerhabitaten.

Albiskette als Korridor

Darum ist auch die Zahl der Rothirsche auf Stadtgebiet unbekannt. «Wir finden gelegentlich Spuren, Losungen, oder es werden uns Sichtungen von Wildhütern oder Privatpersonen gemeldet. Die Angaben reichen für eine Bestandesangabe nicht aus. Was wir aber wissen, ist, dass die Albiskette für viele Tiere – darunter eben auch Rothirsche – ein wichtiger Korridor ist», erklärt Marc Werlen, Mediensprecher bei Grün Stadt Zürich. Feste Zeiten oder Orte zur Beobachtung gibt es nicht. «Wer Rothirsche bei uns entdecken will, braucht in erster Linie viel Glück.»

Mit der Wahl des «wilden Pendlers» zum Tier des Jahres will Pro Natura auf die Wanderbedürfnisse und -nöte vieler einheimischer Wildtiere aufmerksam machen. «Strassen, Schienen und Siedlungen sind die wichtigsten Wanderhindernisse für Wildtiere auf ihren täglichen oder jahreszeitlichen Streifzügen. Es braucht in unserer immer stärker zerschnittenen Landschaft dringend wieder mehr durchgängige Wildtierkorridore, entlang derer sich Tiere ungehindert bewegen können», fordert Andreas Boldt, Wildtierspezialist bei Pro Natura. Dazu startet Pro Natura eine Kampagne unter dem Motto: «Freie Bahn für Wildtiere!»

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