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Reportage

Klippschliefer bewohnen die Gebirge und Felsformationen in Afrika und im Nahen Osten. Bild: Zoo Zürich, Corinne Invernizzi

Die Zwerge der Riesen-Familie

Von: Alex Rübel

19. Dezember 2017

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Klippschliefer.

In den Felsen des Semien-Gebirges, zwischen den betriebsamen Dscheladas eher unauffällig und manchmal übersehen, lebt ein kleines, etwas rund geratenes Tier mit kurzen Beinchen, das auf den ersten Blick einem Murmeltier oder einem grossgeratenen Meerschweinchen ähnelt: der Kap-Klippschliefer. Wer das pelzige Tier für einen Nager hält, befindet sich indes auf der falschen Fährte: Die nächsten lebenden Verwandten des Klippschliefers sind nämlich Elefanten und Seekühe. DNA-Analysen haben ergeben, dass das ungleiche Trio dieselben Vorfahren hat.

Körpereigene «Sonnenbrille»

Auch sonst gibt es einige Gemeinsamkeiten. So kann sowohl der Elefant als auch der Klippschliefer seine Temperatur körpereigen nur beschränkt regulieren. In kühlen Nächten kann die Körpertemperatur des Klippschliefers um bis zu vier Grad Celsius absinken. Tagsüber liegt er deshalb viel und lange an der Sonne, um sich wieder «aufzuheizen». Eine zusätzliche Bindehautfalte im Augenwinkel, die Nickhaut, funktioniert dabei wie eine «Sonnenbrille» und schützt die Augen des sonnenbadenden Klippschliefers.

Auch bei den Zähnen sind sich der kleine Klippschliefer und der grosse Elefant ähnlicher, als man auf den ersten Blick wohl denkt. Die oberen Schneidezähne des Klippschliefers sind verlängert und wachsen stetig nach – ähnlich den Stosszähnen des Elefanten, bei denen es sich ebenfalls um Schneidezähne handelt und nicht um die Eckzähne, wie es sonst bei den meisten Säugern mit «Stosszähnen» der Fall ist. Anders als bei den Nagetieren sind die verlängerten Schneidezähne des Klippschliefers dreikantig.

Halt dank Polsterfüssen

Bei den Füssen gibt es eine weitere Gemeinsamkeit. Klippschliefer haben an ihren Zehen flache, hufartige Nägel, ähnlich jenen der Elefanten. Nur an der mittleren Zehe der Hinterfüsse verfügt der Klippschliefer über eine Kralle. Sie hilft ihm bei der Körperpflege. Mangels weiterer Krallen kann der Klippschliefer nicht gut graben und sucht deshalb Unterschlupf in Felsspalten oder anderen Verstecken. Seine Fusssohle besteht aus kleinen schwarzen Polstern, die auf den felsigen Oberflächen eine saugnapfähnliche Wirkung haben und mit vielen Schweissdrüsen durchsetzt sind.

Und schliesslich gibt es auch noch eine Parallele bei den Geschlechtsorganen. Männliche Klippschliefer und Elefantenbullen haben beide kein Skrotum. Ihre Hoden bleiben zeitlebens in der Bauchhöhle.

Männchen sind "Komponisten"

Klippschliefer sind äusserst «wortgewandt». Forscher haben mehr als zwanzig verschiedene Laute identifiziert – vom Pfeifen und Trillern übers Grunzen bis zum Schnauben und Knurren. Mehr noch: Klippschliefer-Männchen setzen die verschiedenen Laute in genau definierten Reihenfolgen zu ganzen Liedern zusammen, die mehrere Minuten lang sein können.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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