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Reportage

Vergesslicher Sammler: Eichhörnchen. Bild: Mladen Plattner/StadtWildTiere.ch

Ein Depot für alle Fälle

Von: Sacha Beuth

16. Oktober 2018

Vorräte anzulegen, ist nicht nur eine menschliche Eigenschaft. Einige Tiere wie Eichhörnchen, Tannenhäher oder Bienen sorgen ebenfalls vor. Von einigen dieser Lager profitieren dank der Vergesslichkeit der Sammler auch andere Lebewesen.

Der Winter naht. Wer aus der Tierwelt nicht in den Süden abgehauen ist oder sich ordentlich Fettreserven angefressen hat, der muss nun schauen, wie er während der kalten Jahreszeit über die Runden kommt. Einige Tiere legen sich darum rechtzeitig Vorratslager an. Etwa die Eichhörnchen. Die flinken Nager stopfen sich erst die Backen mit Nüssen oder Sämereien voll, die sie dann anschliessend am Fusse eines Baumes vergraben oder in einer Erdhöhle verstecken. Wie amerikanische Forscher festgestellt haben, wird dabei äusserst ordentlich vorgegangen und für jede Nussart ein eigenes Depot angelegt. Die systematische Lagerung erleichtert es den Tieren, die Vorräte später wiederzufinden. Trotzdem geht aber jeden Winter das eine oder andere Lager vergessen. Und so spriessen dann im nächsten Frühjahr dort neue Nusssträucher oder Bäumchen.

Auch einige Mausarten betreiben Ernährungsvorsorge, darunter die Waldmaus. «Sie versteckt das gesammelte Futter bevorzugt unter Ast- oder in Komposthaufen. Darum ist es wichtig, dass man diese im Winter nicht bewegt», erklärt Max Ruckstuhl, Leiter Fachstelle Naturschutz bei Grün Stadt Zürich.

Klauen statt sammeln

Unter den Vögeln sind es vorab Rabenvögel und Verwandte, die sich als Lagermeister hervortun. «Rabenkrähen, Elstern, insbesondere aber Eichel- und Tannenhäher sind bekannt dafür, sich Vorräte anzulegen», weiss Ruckstuhl. Mit teilweise höchst willkommenen Folgen für die Natur. Dass es in den Bergen noch einen reichhaltigen Bestand an Arvenbäumen gibt, dafür sei zu einem grossen Teil der Tannenhäher verantwortlich. «Die Arvennüsse zählen zu seiner Leibspeise. Und wie das Eichhörnchen kann sich auch der Tannenhäher nicht alle Depots merken.» Sein Pendant im Tiefland, darunter auch auf dem Gebiet der Stadt Zürich, ist der Eichelhäher, dessen Sammelleidenschaft jedoch eher auf die Früchte von Eichen, Buchen oder Haseln abzielt. Rabenkrähen und Elstern sind als Lageristen weniger fleissig, da sie ein breiteres Nahrungsspektrum aufweisen und folglich weniger auf Nüsse und Sämereien angewiesen sind als die beiden Häherarten und diesen zudem, wenn sich die Möglichkeit ergibt, das Futter aus dem Versteck klauen. Dafür sammeln – oder besser: stehlen – sie gerne andere Dinge, selbst wenn diese unverdaulich sind. «Der Ruf von der diebischen Elster kommt nicht von ungefähr. Ein blinkender Metallgegenstand oder ein buntes Plastikteil kann auf diese Vögel unwiderstehlich wirken.» Auch im Reich der Insekten finden sich Lageristen – Ameisen zum Beispiel, die vorab tierische Nahrung sammeln und in ihrem Bau bunkern. Oder einige Wildbienenarten, die in hohlen Pflanzenstängeln oder im Boden einzelne, aneinandergereihte Brutkammern herrichten, in die sie jeweils nicht nur ein Ei legen, sondern auch Pollen als Nahrung für die sich entwickelnden Larven geben.

Und dann sind da noch die Honigbienen. Die fleissigen Hautflügler sammeln Nektar, aus dem sie Honig produzieren, um sich und den Nachwuchs durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Nur haben sie die Rechnung ohne die Imker gemacht, die den wertvollen Honig gegen Zuckerwasser austauschen.

Eigene Beobachtungen von Eichhörnchen und anderen Wildtieren können auf www.StadtWildTiere.ch gemeldet werden.

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