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Reportage

Geschäftsführer Claudio Sedivy (im Hintergrund Mitarbeiterin Chloé Humbert-Droz) ist voll engagiert: «Die ersten 250 Wildbienenhäuschen habe ich selber in der Werkstatt der ETH zusammengebaut. Inzwischen lassen wir mehrere Tausend pro Jahr produzieren.» Bild: Sibylle Ambs-Keller

Ein Haustier namens Wildbiene

Von: Sibylle Ambs

07. März 2017

Ein Bienenhäuschen an der Bahnhofstrasse? Kein Problem. Das Bee Home ist der ideale Nistplatz für Mauerbienen. Am liebsten sind die Bestäubungskünstler mitten in der Stadt.

«Wildbienen sind typische Kulturfolger. Das heisst, sie fühlen sich – ähnlich wie Tauben, Spatzen oder Schwäne – am wohlsten dort, wo Menschen sind.» Der Zürcher Claudio Sedivy ist Biologe und kennt sich mit Bienen aus: «Während meines Studiums habe ich mich über vier Jahre intensiv mit Wildbienen auseinandergesetzt», erzählt der Gründer und Geschäftsführer von Wildbiene und Partner, einem Start-up mit Geschäftssitz in Zürich. Es gibt insgesamt über 600 verschiedene Arten von Wildbienen in der Schweiz. Eine davon ist die Mauerbiene: «Mauerbienen sind solitär lebende Wildbienen. Anders als Honigbienen leben sie nicht in einem Staat, haben keine Königin, keine Arbeiterinnen, keine Wachswaben, und sie produzieren auch keinen Honig.» Und sie stechen nicht, sind friedfertig und interessieren sich nicht für die Nahrungsmittel der Menschen. Mauerbienen sind dafür fleissige Bestäuber und fliegen, im Gegensatz zu anderen Bienenarten, bereits ab März, wenn die Temperaturen noch tief sind.

Die Reise der Mauerbiene

In Zeiten von Bienensterben und dem Trend zu mehr Nachhaltigkeit hat Claudio Sedivy mit seiner Idee den Nerv der Zeit getroffen: So kann bei Wildbiene und Partner jeder, der etwas Gutes tun möchte, ein Bee Home bestellen und eine eigene Wildbienenpopulation unterhalten. Neben einem kleinen Holzhäuschen, mit Bambusrohren für den Nestbau bestückt, bekommt er ein Starterkit mit 25 Mauerbienenkokons. Im Frühling – also ab Anfang März – schlüpfen die Mauerbienen und bestäuben die Pflanzen in der Umgebung ihres Häuschens. Sie sammeln zudem Pollen und Nektar für ihren Nachwuchs. «Der Bee-Home-Besitzer kann seine Tierchen problemlos aus nächster Nähe beobachten und erhält spannende Einblicke ins Leben der Tiere.» Die ganze Zeit über legen die Weibchen Eier in die Schilfrohre. Ist das Rohr voll, wird es mit Lehm verklebt. Im Herbst schickt der Bienengötti die gefüllten Röhrchen per Post zurück an Wildbiene und Partner. Dort werden die Kokons fachgerecht überwintert. Im Frühjahr erhält jeder Götti eine neue Startpopulation, und gleichzeitig werden die überzähligen Kokons an Schweizer Bauernhöfe verteilt, die damit eine effiziente Unterstützung für die Bestäubung ihrer Obstplantagen erhalten.

Bienen statt Katze

Andrin Egger wohnt in der Kalkbreite, mitten in Zürich, und ist seit mehreren Jahren Wildbienen-Götti: «Ich bin auf dem Land aufgewachsen und hatte immer Tiere um mich. Hier, mitten in der Stadt, kann ich mir keine Katze halten. Die Wildbienen hingegen fühlen sich sehr wohl auf meinem Balkon.» Für Andrin Egger ist das Bee Home die perfekte Lösung: «Die Bienen kommen immer wieder zu mir zurück. Ich kann sehen, wie sie sich verhalten und verändern. Ich kann sie zwar nicht streicheln, aber die Entwicklung vom Frühjahr bis zum Herbst ist faszinierend zu beobachten.» Eine spezielle Affinität zu Insekten hatte Andrin bis anhin nicht. «Man braucht keine Vorkenntnisse, um sich Wildbienen zuzulegen. Einzig das Plätzchen für das Bee Home sollte trocken und nicht der Witterung ausgesetzt sein.»

Weitere Informationen: www.wildbieneundpartner.ch

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Leserkommentare

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Vor 7 Jahren 1 Monat  · 
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