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Reportage

Carparkplatz beim HB. Start- und Endpunkt vieler internationaler (und bald nationaler?) Fernbusreisen. Bild: SB

Fernbusse sind gut, den Vorzug erhält die Bahn

Von: Sacha Beuth

24. Januar 2017

Zürcherinnen und Zürcher wünschen sich als günstige Alternative zur Bahn Fernbusse auch auf nationalen Strecken – könnten sie wählen, würden die meisten aber selbst dann lieber mit dem Zug reisen.

Wer innerhalb der Schweiz eine ­linienmässige Verbindung von einer Grossstadt zur anderen nutzen möchte, hat gegenwärtig zur Bahn keine Alternative. Ausländische Fern­bus­unternehmen dürfen gemäss dem Kabotageverbot Schweizer Passagiere nur befördern, wenn en­tweder deren Start- oder Zielort im Ausland liegt. Und inländischen Unternehmen sind durch das Personenbeförderungsgesetz die Hände gebunden, welches besagt, dass innerhalb der Schweiz ausschliesslich der Bund Reisende mit regelmässigen und gewerbsmässigen Fahrten transportieren darf. Verschiedene Politiker fordern eine Lockerung dieser Vorschriften, und die Zürcher Firma Domo Reisen hat nun sogar beim Bund Konzessionen für drei nationale Fernbuslinien beantragt. Doch besteht bei den Zürcherinnen und Zürchern überhaupt ein Bedarf nach Alternativen zu den SBB?

Das «Tagblatt» hat dazu Reisende und Passanten am Carparkplatz Sihlquai und um den Hauptbahnhof befragt. «Fernbusse innerhalb der Schweiz, das wäre fantastisch», findet etwa Inge Ruprecht, die jeweils mit einem Fernbus von München zu ihrer Tochter nach Zürich reist. «Die Bahn ist teuer, sodass der Kunde die Möglichkeit haben sollte, zu wählen.» Auch Alessandro Baumgartner aus Mönchaltorf würde die Einführung solcher Linien auf gewissen Strecken befürworten. «Die Fahrt dürfte pro 100 Kilometer aber nicht mehr als 10 Franken kosten.» Die Aussicht auf eine günstige Alternative ist denn auch der Hauptgrund, warum sich die Mehrzahl der befragten Personen für die Zu­lassung von nationalen Fernbus­linien ausspricht.

Lieber pünktlich als günstig

Doch bergen die Aussagen auch eine Überraschung. Denn selbst wenn die Fernbus-Unternehmen grünes Licht vom Bund erhalten würden, würden die meisten Fernbus-Befürworter trotzdem weiter den Zug benützen, wie Thomas Klötli aus Zürich stellvertretend bemerkt. «Die Bahn ist in der Schweiz enorm zuverlässig. Man kommt fast immer pünktlich von A nach B, während Fernbusse in Staus geraten können.» Und sein Kumpel Luc Plattner ergänzt: «Wer Zeit hat und aufs Geld schauen muss, für den ist ein Fernbus sicher interessant. Ich selbst bevorzuge die Zuverlässigkeit der Bahn und bin darum auch bereit, mehr zu bezahlen.»

Die allgemeine Bevorzugung der Bahn freut SBB-Mediensprecher Daniele Pallecchi. Dass man künftig zwischen Zug und Bus wählen möchte, liege nicht in der Hand der SBB. «Das ist eine politische Frage, das muss das Bundesamt für Verkehr entscheiden. Wir fordern jedoch bei einer Zulassung gleich lange Spiesse für alle ÖV-Anbieter. Namentlich im Bereich Arbeitsbedingungen, Sicherheit und Behinderten-Gleichstellungsgesetz.»

Stefan Huwyler, Sekretär bei der Fachgruppe Car der Astag, ist nicht überrascht über das Ergebnis der Umfrage. «Es beweist, dass grundsätzlich Bedarf für eine Ergänzung des bestehenden ÖV-Angebots auf der Schiene vorhanden ist. Und es gibt durchaus preissensitive Personen – mutmasslich besonders unter den Studenten und Senioren –, die etwas mehr Zeit für eine Reise in Kauf nehmen, wenn sie dafür deutlich günstiger ist.»

Was meinen Sie: Braucht es Fernbusse auf Innerschweizer Strecken? Schreiben Sie uns: echo@tagblattzuerich.ch

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