mobile Navigation

Reportage

Der Zitteraal nutzt seine Elektroenergie zur Verteidigung und zum Beuteerwerb. Bild: Zoo Zürich, Edi Day

Fische unter Hochspannung

Von: Alex Rübel

02. Juni 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Zitteraale. von Alex Rübel

Einer der prominentesten Fische in den Aquarien des Zoos Zürich ist der Zitteraal. Seine Stromstösse, für die Besucher sicht- und hörbar gemacht, faszinieren: Leise, kaum wahrnehmbare Phasen lösen sich mit blitz- und donner­artigen Stromschlägen ab.

Bis 2,5 Meter lang

Elektrische Aale leben im Amazonasgebiet in schlammigen, trüben Gewässern. Sie erreichen eine Länge von bis zu 2,5 Metern. Der langgestreckte Körper des Zitteraals ist eine Anpassung an den gewaltigen Platzbedarf seiner riesigen, elektrischen Organe. Die Schwanzregion mit den umgewandelten Strom erzeugenden Muskelzellen macht 4/5 der Körperlänge aus. Mit einer nahen Verwandtschaft zu den eigentlichen Aalen hat die Körperform hingegen nichts zu tun.

Der Zitteraal ist wie eine Batterie gepolt: Am vorderen Ende befindet sich der positive, am hinteren der negative Pol. Direkt – aber gut isoliert – unter der nackten und schuppenlosen Haut liegen einige Hunderttausend seriell geschaltete Muskelfasern. Mit ihrer Hilfe kann der Zitteraal Stromspannungen von bis zu 700 Volt und Stromstärken von 1  Ampere erzeugen. Den Strom nutzt er einerseits zur Verteidigung und zum Beute­erwerb. Letzterer funktioniert so, dass der Zitteraal seine Beute auf Distanz lähmt und anschliessend – dank seines riesigen Mauls – am Stück verschlingt. Die elektrischen Schläge des Fischs können dabei so stark sein, dass sie beim Menschen eine Art Trancezustand oder Schock herbeiführen würden. Schwächere elektrische Impulse nutzt der Zitteraal andererseits zur Orientierung und Beuteortung: Das Echo der Impulse vermittelt ihm ein Bild seiner Umgebung – eine Anpassung an das Leben im trüben Wasser, in dem eine optische Orientierung kaum möglich ist.

Besondere Atemtechnik

Eine weitere Besonderheit des Zitteraals ist seine hochentwickelte Mundhöhlenatmung. In regelmässigen Abständen steigt er an die Wasseroberfläche, um die Atemluft auszuwechseln. Das hilft ihm, auch im Schlamm bei schnellen Veränderungen des Wasserstandes zu überleben. Über die schleimige Haut kann er ebenfalls Sauerstoff aufnehmen.

Zitteraal im Zoo Zürich

Der Zitteraal im Zoo Zürich ist bei den Aquarien zu finden (Gebäude Exotarium), zusammen mit über 80 weiteren Süsswasser-, Meerwasser- und Brackwasserfischarten. Eine Digitaltafel zeigt laufend an, wie viele Volt Spannung der Zitteraal gerade produziert. Ein spezieller Lautsprecher macht die elektrische Leistung des Fischs zudem hörbar.
Mehr unter: www.zoo.ch

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare