mobile Navigation

Reportage

Gruppenkuscheln: Leierhirsch-Trio im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich; E. Franchini

Flotte Feger aus Burma

Von: Alex Rübel

31. Dezember 2018

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Leierhirsche.

In diesen Tagen begegnen Sie im Zoo in der Indienanlage unter Umständen einem Tier mit blutverschmierten Geweih. Das ist kein Grund zur Sorge: Unser Burma-Leierhirsch-Stier ist derzeit am «Fegen». Das bedeutet, dass er an Sträuchern oder Stämmen die pelzige Basthaut abschabt, die sein Geweih umgibt. Dieses Verhalten zeigen alle geweihtragenden Hirscharten, also auch die in der Schweiz wild lebenden Rehböcke. Diese fegen jahreszeitlich allerdings etwas später.

Der Burma-Leierhirsch erneuert sein Geweih in einem Jahreszyklus. Damit unterscheidet er sich von den Hirschziegenantilopen, mit denen er seine Anlage teilt. Diese sind Hornträger und tragen ihren «Kopfschmuck» permanent. Der Burma-Leierhirsch hingegen wirft sein Geweih jedes Jahr nach der Paarungszeit ab, ungefähr in der Zeit zwischen August und Oktober. Anschliessend bildet er wieder ein neues Geweih aus. Dieses wird unter der pelzigen Basthaut aus Knochenmaterial aufgebaut. Ist das neue Geweih fertig, stirbt die Basthaut ab, und der Hirsch beginnt wieder zu fegen.

Geister, die die Leier zupfen

Nur die männlichen Burma-Leierhirsche tragen ein Geweih. Auch das ist bei fast allen Hirscharten so. Eine Ausnahme bildet das Ren, bei dem beide Geschlechter mit Stirnwaffe unterwegs sind.

Die besondere Geweihform des Leierhirschs hat im deutschen Namen des Tiers Eingang gefunden. Die Geweihstangen sind c- oder leierförmig geschwungen, haben vorne einen starken Augenspross und weisen nur am hinteren Ende Verzweigungen auf. Eine Volksweisheit besagt, dass Geister, die über den Wald wachen, unsichtbare Saiten über die «Leier» des Hirsches spannen und diese zupfen, um den Gesang der Vögel zu begleiten. Diese Konzerte sind der Legende zufolge nur an bestimmten Tagen zu hören, an denen nicht gejagt werden darf.

Hirsche mit Eckzähnen

Ursprüngliche Hirsche trugen übrigens noch keine Geweihe. Dafür hatten sie verlängerte Eckzähne im Oberkiefer. Mit der Entwicklung von Geweihstrukturen bildeten sich diese Eckzähne im Lauf der Evolution zurück. Es gibt aber auch heute noch einige Hirscharten mit gut sichtbar verlängerten Eckzähnen, etwa Moschushirsch, Muntjak und Wasserreh.

Bedrohte Tierart

Leierhirsche sind im südöstlichen Asien zu Hause. Es gibt drei Unterarten, bei allen sind die Bestandeszahlen stark abnehmend. Ihre natürlichen Lebensräume sind sehr klein und/oder fragmentiert. Der Zoo Zürich hält und züchtet Burma-Leierhirsche seit 1981, im Rahmen eines international koordinierten Zuchtprogramms.

Weitere Infos: www.zoo.ch

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare