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Reportage

Nur für echte Menschenaffen: Auch wenn offenbar einige Frauen ihre Ehemänner als Affen empfinden, werden diese im Gegensatz zu den Gorillas nicht im Zoo aufgenommen. Bild: Zoo Zürich / E. Franchini

Fragen über Fragen

Von: Severin Dressen

21. Juni 2022

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um typische und weniger typische Besucherfragen.

«Guten Tag, ich habe eine komische Frage.» Viele der Telefonanrufe an mein Team und mich beginnen mit dieser Einleitung. Was dann folgt, sind zuweilen tatsächlich kurios anmutende Erkundigungen, an die wir aber gewöhnt sind und die uns, ich kann Sie da draussen beruhigen, in den allermeisten Fällen nicht seltsam vorkommen.

«Was kostet ein Elefant?»

Wüssten wir es nicht besser, kämen wir uns manchmal vor wie auf einem Bazar. Nicht selten wollen die Menschen uns nämlich ihre Tiere verkaufen oder unsere für viel Geld käuflich erwerben – und wir reden nicht von Haustieren … «Ich würde gerne einen Ihrer Elefanten kaufen, was kostet er?» Leider müssen wir Interessierte in den meisten Fällen enttäuschen. Zwar verlassen uns immer wieder Tiere und neue kommen dazu. Dieser Austausch ist aber streng geregelt und findet hauptsächlich zwischen Zoos statt.

Doch nicht nur unsere Tiere sind von Interesse. Auch, man mag es kaum glauben, ihre Exkremente. Vor ein paar Jahren waren die Leute verrückt nach Löwen-Kot und wollten ihn bei uns in grösseren Mengen erwerben. Offenbar, so behauptete es zumindest das Internet, würde er helfen, Katzen oder Marder aus dem heimischen Garten fernzuhalten. Wir haben diese Theorie nie überprüft und sind auch nicht ins Fäkalien-Business eingestiegen.

Skorpion im Badezimmer

Wenn der Frühsommer da ist und die ersten lauschigen Nächte mit offenem Fenster möglich werden, erreichen uns regelmässig Lärmklagen und die verzweifelte Bitte nach einer Lösung. Es sind die Frösche mit ihrem lautstarken Quaken, das einige Stadt-Menschen in Teichnähe nicht schlafen lässt. Statt einer Patentlösung anzubieten, erklären wir, dass die Männchen ihr Revier markieren und mit ihren Lauten die Aufmerksamkeit der Weibchen wecken wollen. Und: dass diese Paarungszeit zeitlich beschränkt ist. Oftmals steigert Wissen das Verständnis und wenn dies nicht der Fall ist, hilft, so sagen wir, immer noch der temporäre Griff zu den Ohropax.

Ein paar Monate später, in den Sommerferien, mehren sich Telefonanrufe aus dem Ausland. «Handelt es sich beim Tier am Badezimmerschränkli um einen gefährlichen Skorpion und wie soll ich mich verhalten? Ist die Schlange unter dem Hotelbett giftig oder harmlos?» Wenn immer möglich, versuchen wir als Anlaufstelle kompetent Auskunft zu erteilen und den Menschen zu helfen. Denn: Wir schätzen das Vertrauen in den Zoo Zürich und unser Team. Gerne verweisen wir bei zu spezifischen Anfragen aber auch an andere Fachstellen.

Affe ist nicht gleich Affe

Zum Schluss noch eine Anfrage, die sich schwerlich kategorisieren lässt. Am Draht war eine Frau, die uns vor einiger Zeit anrief und fragte, ob wir bei uns noch ein Plätzchen für ihren Mann hätten. Er sei ein Affe und gehöre in den Zoo. Wir mussten ihr behutsam mitteilen, dass wir ihn aus diversen Gründen leider nicht aufnehmen können. Menschenaffen, ja. Menschliche Affen, nein. Sinnigerweise begann die Dame ihre Anfrage, im Gegensatz zu den meisten, nicht mit den Worten: «Ich habe noch eine komische Frage».

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