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Reportage

Genossen spielend und plantschend das Frühlingswetter: Braunbär-Duo im Wildnispark Zürich-Langenberg. Bild: Sacha Beuth

Frühlingserwachen im Wildnispark

Von: Sacha Beuth

06. April 2021

Nach einer mehrmonatigen, Corona-bedingten Schliessung hat der Tierpark Langenberg des Wildnisparks Zürich vor einigen Wochen wieder seine Tore öffnen können. Nicht nur für das Team des Wildnisparks, sondern auch für viele treue Gäste ein sehnlichst erwarteter Moment. Bei traumhaftem Frühlingswetter zieht es darum eine Vielzahl von ihnen zurück auf die idyllischen Wege, die Picknick-, Grill- und Spielplätze und vor die natürlich gestalteten Tieranlagen. Auch in das Leben der vierbeinigen Bewohner hat der Lenz Bewegung gebracht. Die einen füllen ihre Fettreserven auf, nehmen erfrischende Bäder oder erkunden ein neues Gehege. Und dann stehen natürlich auch bei einigen Arten Geburten an.

Noch vor wenigen Minuten war weit und breit nichts von ihm zu sehen. Plötzlich aber ist der Braunbär da. Während er vorsichtig aus dem Schatten der Bäume tritt und den Hang hinunter zum Wasserbecken seiner Anlage im Wildnispark Zürich Langenberg läuft, sammeln sich um das Gehege mehr und mehr Besucher. Meister Petz lässt sich durch den Auflauf aber nicht im geringsten stören. Seit er vor ein paar Wochen aus der Winterruhe erwacht ist, geht es ihm vor allem darum, seine Fettreserven wieder aufzufüllen. So schnüffelt er an jeder Ecke nach etwas Fressbarem und nimmt dann – als er nichts findet – ein Bad im kühlen Nass. Sehr zur Freude der Besucher, die auf diesen Anblick nicht nur wegen des Winters, sondern vor allem wegen der Corona-bedingten Schliessung des Parks mehrere Monate verzichten mussten.

Nun aber ist die Anlage wieder offen und lockt dank des schönen Wetters viele Stammgäste zurück in den Tierpark der Stiftung Wildnispark Zürich (zu dessen Trägerschaft auch die Stadt Zürich gehört). Einer von ihnen ist Dominique Widmer, der zusammen mit Tochter Mia und Sohn Lucas auf einer Bank eine kurze Rast einlegt. «Wir sind alle sehr froh, dass der Park wieder geöffnet ist. Während der Schliessung haben wir zwar viele Ausflüge in die Natur des Zürcher Oberlandes gemacht. Aber das war nicht dasselbe. Nur hier findet man diese Weitläufigkeit und kann trotzdem Tiere sehen. Schade nur, dass das Restaurant noch nicht öffnen darf. Chicken Nuggets und Pommes für die Kinder und ein Espresso für Papi haben zuvor immer zu unserem Besuchsritual gehört.»

Christine Grossenbacher, die mit Tochter Noelia in der Nähe wohnt, freut sich ebenfalls sehr über die Wiedereröffnung. «Bis zur Lockerung der Coronaschutz-Massnahmen per Ende Februar haben wir überall nach Alternativen gesucht, aber keinen adäquaten Ersatz gefunden. Man ist im Wald, sieht Tiere und die Grillstellen und der Spielplatz sind einfach toll.» Ins gleiche Horn stossen Michelle und Marcel Wattinger, die den grössten Teil des Ausflugs wegen ihrer Söhne Lionel und Cedric auf dem Spielplatz verbringen. «Spaziergänge im Wald haben wir irgendwann mal gesehen. Und auch den Spielplatz vor unserem Haus», so Marcel Wattinger. «Ausserdem haben wir es vermisst, Tiere zu schauen.» Das könne man wohl jetzt auch wieder im Zoo Zürich. «Aber wenn der Ausflug nur ein, zwei Stunden dauern soll, ist der Wildnispark Zürich Langenberg dank des freien Eintritts die günstigere und somit bessere Alternative.» Das Rentnerehepaar Heidi und Jean-Jacques Bärtschi nutzt das Erwachen des Frühlings vorab, um den Wölfen einen Besuch abzustatten. «Diese Tierart fasziniert uns wegen des ambivalenten Verhältnisses zum Menschen und wegen ihres Sozialverhaltens», erklärt Heidi Bärtschi. Leider lassen sich die Raubtiere an diesem Tag kaum blicken. ««Wir haben seit letztem Jahr wieder ein Paar. Da es aktuell nur zwei Tiere sind, muss man etwas geduldiger sein als sonst», erklärt Martin Kilchenmann.

Dem Leiter für den Bereich Tiere im Wildnispark Zürich steht die Erleichterung über die Wiedereröffnung ins Gesicht geschrieben: «Der Frühling ist bei uns Hochsaison. Es ist wieder warm, und viele Tiere bekommen Junge. Man kann sagen, wir haben Glück im Unglück». Anders als bei der ersten Schliessung im März letzten Jahres. «Die traf uns heftig und daraus resultierten Einbussen – Ausfälle von Parkgebühren, Führungen, Mietnachlass der Restaurantpacht et cetera – von rund 500 000 Franken.» Einen Teil davon habe man dank eines hohen Besucheraufkommens im Sommer wieder aufholen können. «Aber ein zweites Mal brauchen wir das nicht.»

Bald kommen die Jungen

Kilchenmann bittet darum, sich weiter an die Masken- und Hygienevorschriften zu halten und Menschenansammlungen zu vermeiden. «Was nicht immer einfach ist, sobald in den Gehegen etwas Spannendes läuft.» Nebst den Braunbären durchstreifen gegenwärtig auch die Wildkatzen auf Futtersuche intensiv ihr Gehege. Und in den nächsten Tagen und Wochen dürfte die «Action» weiter zunehmen. So werden nicht nur bei Steinbock und Wildkatzen Jungtiere erwartet, sondern auch bei den Wölfen. «Nachwuchs bei den Luchsen und Sikahirschen ist dagegen weniger wahrscheinlich, weil sie noch recht jung sind.» Dafür dürften sich demnächst die Murmeltiere und Siebenschläfter wieder blicken lassen. «Die haben so langsam, aber sicher ausgeschlafen», schmunzelt Kilchenmann.

Take-away-Betrieb bei schönem Wetter von Mi–So u. Feiertage.

Weitere Infos:

www.wildnispark.ch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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