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Reportage

Badende in Zürich begeben sich oft an gefährliche Stellen in See und Fluss. Bilder: CLA

Gefährlicher Sprung ins Wasser

Von: Clarissa Rohrbach

13. August 2013

Zürich bietet viele Möglichkeiten, um sich im Wasser abzukühlen. Doch Badende wagen sich auch dorthin, wo es nicht harmlos ist. Das sind die gefährlichsten Stellen.

Werdinsel

Hier kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen, diesen Sommer waren es bisher zwei. Im Juni ertrank ein 44-jähriger Thailänder; vor zwei Wochen ein 6-Jähriger. So stehen beim Flussbad auch mehrere Warnschilder. «Nur für Schwimmer», steht darauf. Die grösste Herausforderung besteht darin, in der starken Strömung rechtzeitig zum letzten Ausstieg zu gelangen, der mit drei grossen Dreiecken markiert ist. Denn danach kommt das Elektrizitätswerk mit seinen Turbinen. So schreien gerade drei Mädchen: «Wir müssen hinüber, ui, das ist gefährlich!» Ein Bademeister behält die Badenden im Auge, aber nicht rund um die Uhr. Im Notfall hält er einen Wurfsack mit Seil bereit oder schwimmt nach. Vor allem für Kinder ist die Stelle anspruchsvoll. Auf einem Plakat werden Eltern aufgefordert, stets aufzupassen. Junge Männer hingegen missachten das Verbotsschild auf der Brücke vor dem Flussbad, ein Gebiet ausserhalb der Aufsicht. Wer hier einen Kopfsprung wagt, dem drohen tödliche Verletzungen, denn der Fluss ist nur 2,5 Meter tief. Trotzdem gilt der Sprung als Mutprobe, was laut dem Bademeister bereits zu einigen blutigen Gesichtern führte. Ein absolutes No-go ist das Hönggerwehr, das mit seinem Strudel wohl die gefährlichste Stelle der Stadt ist. Nicht nur Verbotstafeln weisen darauf hin, sondern es drohen auch saftige Bussen.

Lettenviadukt

Wer etwas auf sich hält, geht beim Unteren Letten die Mauer entlang, welche die Limmat vom Wasser des Elektrizitätswerkes trennt. Doch dieser Parcours ist voller Gefahren. Am Pfeiler des Viadukts stauen sich Badende – vor allem Frauen haben Mühe –, denn hier hält man sich an einem Seil und läuft auf rauem Flussboden. Dazu kommen verrostete, metallische Teile und der rutschige Bodenbelag voller Algen. Noch leichtsinniger sind diejenigen, welche die Mauer oder sogar das Viadukt hochklettern und dann trotz Verbotsschild springen. Die Stelle ist zwar ausserhalb des Flussbads, aber eine Aufsichtsperson des Lettens weiss, dass sich Badende dort immer wieder die Füsse aufschneiden.

 

 

 

Schiffsteg Wollishofen

Dort zu schwimmen, wo Linienschiffe fahren, ist lebensgefährlich. Deswegen weist ein Schild auf der Anlegestelle beim GZ Wollishofen auf das Badeverbot hin. Den Badenden scheint das egal zu sein, sie warten nur, bis die Schiffe abfahren, und springen dann vom Steg. Wegen der Schiffsroute ist der Schwimmbereich vor der rappelvollen Wiese mit Bojen gekennzeichnet. Doch die meisten ignorieren die Kordel und wagen sich direkt auf Schiffkurs. Weitere Stege mit Badeverbot: Enge, Bürkliplatz und Zürichhorn.

 

 

 

 

 

 

Hafen Enge

Der Damm, der See und Hafen trennt, ist bei Badenden sehr beliebt. Doch Privatboote fahren genau hier vorbei, um in die Einfahrt zu gelangen und dann anzulegen. Obwohl der Zugang des Hafens mit Bojen abgegrenzt ist, befinden sich einige Schwimmer genau in der Steuerlinie der Boote und müssen aus dem Weg.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wipkingerpark

Bei den Stufen warnt ein Schild vor dem herausragenden Flussboden. Durch die Steine stehen hier Badende nur knietief im Wasser. Besonders knifflig: Auch wer sich in die tieferen Stellen begibt, trifft weiter vorn wieder auf flaches Gewässer. Man könnte hier den Kopf anschlagen oder sich Schürfungen zuziehen.

«Die meisten Badeunfälle passieren in See und Fluss», sagt Prisca Wolfensberger, Sprecherin der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG). Diese hat in diesem Sommer bisher zwei tödliche Vorfälle in der Stadt gezählt (siehe oben). Pro Jahr sind es laut SLRG in der ganzen Schweiz rund 45, die Zahlen sind seit Jahren gleich. Wo kein Bademeister aufpasst, ist Selbstkontrolle gefragt. Zwar wagen sich weniger Leute in den Fluss als in den See, doch auch wer sich der Gefahr bewusst ist, sollte laut SLRG immer folgende Regeln beachten: Nur gute Schwimmer gehen in den Fluss, unbekannte Flussabschnitte zuerst erkunden sowie Ausstiege kennen, Hindernisse grosszügig umschwimmen, bei kaltem Wasser nur kurz im Wasser verweilen. Dazu kommen auch die allgemeinen Regeln für sicheres Schwimmen: Nie alkoholisiert oder überhitzt ins Wasser, nicht in trübes Wasser springen, lange Strecken nie allein bewältigen. Und bei Verbotsschildern ist das Baden ein absolutes Tabu. Die SLRG hat einige der verbotenen und gefährlichen Stellen in Zürich festgehalten. Mehr erfahren Sie auf: www.aquamap.ch

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