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Reportage

Ein Turopolje-Hausschwein im Zoo Zürich beim Sonnenbaden. Bild: Zoo Zürich / Enzo Franchini

Gerade noch mal Schwein gehabt

Von: Severin Dressen

15. Februar 2022

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Turopolje-Hausschweine aus Kroatien.

Schimpansen und Menschen sind sich genetisch ziemlich nahe: Wir haben zu 98,5 Prozent das gleiche Erbgut. Da wir auch optisch nicht allzu weit voneinander entfernt sind, finden die meisten Leute diese genetische Nähe wenig überraschend. Dass sich aber Mensch und Schwein fast genauso nahe sind, nach neuesten Erkenntnissen nämlich zu 98 Prozent die gleichen Gene haben, kommt für viele unerwartet. Nur ein halbes Prozent näher ist uns das Genom der Schimpansen als jenes der Schweine – und doch behandeln wir diese beiden Tierarten mit himmelweiten Unterschieden.

Dabei geht die gemeinsame Geschichte von Mensch und Schwein so weit zurück wie bei fast keiner anderen Tierart. Menschen nutzen Schweine vermutlich seit rund 9000 Jahren für sich. Das Hausschwein gilt damit als eine der am frühesten domestizierten Tierarten.

Eine alte Rasse

Die Geschichte des Turopolje-­Schweins ist nicht gerade 9000 Jahre alt, aber sie reicht doch bis ins Mittelalter zurück. Die Schweinerasse ist nach der Turopolje-Region benannt, die zwischen Zagreb und Sisak am westlichen Ufer der Save in Kroatien liegt. In dieser Gegend werden die adrett gepunkteten Schweine seit mindestens 1352 gehalten und gezüchtet. Sie stammen vom inzwischen ausgestorbenen Siska-Schwein ab. Dieses ist wiederum ein Abkömmling des mitteleuropäischen Wildschweins.

Robuste Muscheltaucher

Der ursprüngliche Lebensraum der Turopolje-Schweine ist oft überschwemmt. Die Tiere sind darauf angepasst und suchen ihre Nahrung auch unter Wasser. Sie tauchen sogar nach Muscheln. Die «Dalmatiner-Schweine» sind robust und können das ganze Jahr im Freien verbringen. Bei uns im Zoo Zürich sind sie im Zoolino zu Hause.

Dass es die Turopolje-Schweine überhaupt noch gibt, ist trotz ihrer langen Geschichte nicht selbstverständlich. Denn die Rasse starb vor dreissig Jahren beinahe aus. Während des Kroatienkrieges zu Beginn der 1990er Jahre wurden viele Turopolje-­Schweine getötet und die Zucht kam praktisch zum Erliegen. Nur etwa 30 Tiere überlebten den Krieg. Zuletzt soll es nur noch einen einzelnen Schweinehirten gegeben haben, der die Rasse hielt. Einige dieser Tiere wurden zur Zucht nach Österreich in den Tiergarten Schönbrunn gebracht. Und aus ebendieser Linie stammt auch unser Paar im Zoolino, Johanna und Igor. Sie kamen 2011 aus Wien zu uns und hatten seither schon mehrmals Nachwuchs miteinander.

 

Junge Geissli im Zoolino

Das Zoolino ist die Begegnungszone bei uns im Zoo, wo Sie als Besucherin und Besucher den Tieren auch mal etwas näherkommen können. Aktuell besonders schön zum Beobachten sind die jungen Afrikanischen Zwergziegen.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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