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Reportage

Flachland-Viscachas stammen aus den Grasgebieten Südamerikas. Bild: Zoo Zürich; Enzo Franchini

Grabmeister der Pampa

Von: Alex Rübel

26. Februar 2019

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Flachland-Viscacha.

Im Untergeschoss des Exotariums im Zoo Zürich sind unter anderem die Flachland-Vis­cachas zu Hause. Sie sind die grössten Vertreter der Chinchillaartigen. Viscachas können hervorragend graben. Sie legen immer wieder neue Höhlen an, in denen sich die hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiven Tiere tagsüber verstecken. Die unterirdischen Höhlen sind meist nur zwei bis drei Meter lang und enden vielfach in einer Kammer. Das Gesamthöhlensystem nennt sich «Viscachera». Grosse Viscacheras bestehen aus bis zu hundert Höhlen und können über Generationen bewohnt werden. Im Umfeld der zentralen Viscachera befinden sich häufig kleinere «Satelliten-Viscacheras». Sie werden als Versteck genutzt, wenn auf Nahrungsausflügen plötzlich Gefahr droht. Oder sie können temporär durch adulte Männchen besetzt sein.

Leben in der Grossfamilie

Viscachas sind sehr soziale Tiere und leben, abhängig vom Nahrungsangebot, auch in grösseren Kolonien zusammen. Typischerweise besteht eine Gruppe aus ein bis drei adulten Männchen sowie zwei- bis viermal so vielen, untereinander verwandten Weibchen und deren Jungen. Die Tiere pflegen sich gegenseitig, sitzen zusammen, warnen sich akustisch vor Gefahren und verteidigen ihre Viscachera gegenüber Artgenossen. Weibliche Tiere bleiben wohl zeitlebens zusammen. Männchen scheinen die Kolonie aktiv zu wechseln oder werden durch andere Männchen vertrieben. Junge Männchen verlassen ihre Kolonie spätestens nach zweieinhalb Jahren.

Verhasst bei Viehbesitzern

Die Fortpflanzung der Viscachas erfolgt saisonal. Im Herbst paaren sich die Tiere, im Frühling kommen die Jungen zur Welt. Diese bleiben die ersten zwei bis drei Monate permanent in ihrer Geburtshöhle und werden von der Mutter gesäugt. Erst danach beginnen sie, sich an den nächtlichen Nahrungsausflügen zu beteiligen.

Das Verbreitungsgebiet der Viscachas umfasst hauptsächlich die Pampas-Regionen Argentiniens, erstreckt sich aber auch in die Tiefländer von Bolivien und Paraguay. Die Art gilt als «nicht gefährdet». Trotzdem werden durch menschliche Tätigkeiten laufend Populationen ausgelöscht. Zum einen, weil durch die Ausweitung der Landwirtschaft Lebensraum verloren geht. Zum anderen, weil insbesondere Viehbesitzer die Tiere aktiv bekämpfen. Dies deshalb, weil die Höhlen der Viscachas einbrechen können, wenn Pferde und Rinder darüberlaufen, und sich die Huftiere dabei schwere Beinverletzungen zuziehen.

Höhlen-WG

Im Zoo teilen sich die Flachland-Viscachas ihre Anlage mit der Kanincheneule. Die beiden Arten leben dabei als «Bauherr» und «Untermieter» zusammen, wobei die kleine Eule das Höhlensystem der Viscachas mitbenützt. Grundsätzlich ist der weniger als dreissig Zentimeter grosse Vogel aber auch in der Lage, sich selber Höhlen zu graben.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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