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Reportage

Sind durch ihr wolliges Fell gut an die Bedingungen der Anden angepasst: Vikunjas. Bild: Zoo Zürich; Enzo Franchini

Grazile Wollträger

Von: Alex Rübel

12. März 2019

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Vikunjas.

Seit über 70 Jahren halten und züchten wir im Zoo Zürich das Südliche Vikunja, eine von vier südamerikanischen Kleinkamelidenarten. Den Grundstock unserer Zucht bildeten fünf Tiere, die 1947 und 1948 aus Argentinien zu uns kamen. Mit inzwischen mehr als hundert Jungtieren, die im Zoo Zürich über die Jahre zur Welt gekommen sind, verfügen wir über eine auch weltweit gemessen höchst erfolgreiche Vikunjazucht.

Für das Vikunja besteht ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm. Es ist eines der ältesten dieser 1985 ins Leben gerufenen Programme. Der Zoo ist Schirmherr des Vikunja-Zuchtbuchs, das von Dr. Christian R. Schmidt geführt wird. Ziel des Erhaltungszuchtprogramms ist es, möglichst viel der vorhandenen, heute aber klein gewordenen genetischen Variabilität der europäischen Zoopopulation des Vikunjas zu erhalten. Aktuell leben rund zweihundert Vikunjas in Zoos in Europa. Sie alle gehen ursprünglich auf nur gerade zwölf Gründertiere zurück: vier Hengste und acht Stuten. Weil der Inzuchtkoeffizient in der Population wächst, wird ein Austausch mit blutsfremden Tieren aus den Anden angestrebt.

Durch Jagd fast ausgerottet

Der Lebensraum der Vikunjas erstreckt sich über die Hochfläche der südamerikanischen Anden, in einer Höhe von 3200 bis 4800 Meter über Meer. Vor der Ankunft der spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert waren die Vikunjas dort in grosser Zahl vorhanden. Allein in Peru schätzte man den Bestand auf ein bis zwei Millionen Tiere. Die Inkas nutzten die Vikunjas wohl zur Gewinnung ihrer Wolle – die auch heute noch als eine der seltensten und teuersten der Welt gilt –, sie liessen die Tiere nach der Schur aber wieder frei. Das änderte sich mit der Ankunft der neuen Siedler. Diese erlegten die Passgänger in grosser Zahl. Trotz relativ früh eingeleiteter Schutzbemühungen sank der Vikunjabestand darauf drastisch, bis der Restbestand 1965 auf nur noch 6000 Tiere geschätzt wurde. Erst intensivierte Schutzbestrebungen, darunter strenge Auflagen für den Handel mit Vikunjawolle durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites), bewirkten ab 1975 eine Trendwende.

Heute leben in Argentinien, Bolivien, Chile, Ecuador und Peru wieder geschätzte 350 000 Tiere, mehr als die Hälfte davon in Peru. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) listet das Vikunja heute als «nicht gefährdet» und notiert sogar einen Trend zum Populationsanstieg. Auch die Cites-Auflagen wurden etwas gelockert, sodass heute ein kontrollierter Handel mit Produkten aus Vikunjawolle erlaubt ist.

Neuweltkamele im Zoo Zürich

Neben dem Vikunja sind im Zoo Zürich auch das Guanako, das Lama und das Alpaka zu sehen. Das Lama ist die domestizierte Form des Guanakos. Beim Alpaka wurde lange angenommen, dass es ebenfalls vom Guanako abstammt. Aufgrund von DNA-Untersuchungen gilt heute aber das Vikunja als Vorfahre des Alpakas.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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