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Reportage

«Ich bin auch eine Giraffe»: Sladjana Jovanovic schert Loren das Muster für den CSI. Bild: SB

Hairstyling für vierbeinige Models

Von: Sacha Beuth

20. Januar 2015

MERCEDES-CSI Auch Pferde dürfen modisch daherkommen, vor allem, wenn sie an einem Event mit dem Motto «Paris am CSI» auftreten. Sladjana Jovanovic zeigte dem «Tagblatt», wie sie die Vierbeiner dafür stylt.

Vor mehreren Tausend Menschen wird Loren ab Freitag beim Mercedes-CSI im Hallenstadion an einer Modeschau auftreten. Nun muss noch das Haar zurechtgemacht werden. Menschliche Models wissen, dass dies ein Weilchen dauern kann. Nun ist Loren zwar kein Mensch, sondern ein 8-jähriger Freiberger Wallach. Doch in Sachen Haar­styling ist der Zeitaufwand durchaus vergleichbar. Und ebenso wie die meisten seiner zweibeinigen Pendants verhält sich Loren dabei ganz professionell. Es scheint, als wäre ihm bewusst, dass er eine Ausnahme bildet und zu nur drei Pferden gehört, die mit einem besonderen Cut über den Laufsteg gehen dürfen. Mit einer Engelsgeduld lässt er sich von Sladjana Jovanovic auf dem Reithof von Bruno Isliker in Winterthur sechs Stunden lang ein Giraffenmuster ins Fell scheren. Nur einmal wird er unruhig, da ihn der Hunger plagt. Kaum gefressen, steht das Pferd aber wieder an seinem Platz, und das Scheren geht weiter.

Prozedur für Tiere absolut schmerzlos

Routiniert gleitet die Schermaschine von Jovanovic durch Lorens Fell. Immer mehr braunes Haar säumt den Boden. Endlich ist die Prozedur zu Ende. «Das hast du brav gemacht», lobt Jovanovic den Wallach und erklärt: «Das Scheren ist für die Tiere absolut schmerzlos, aber nicht alle finden es toll. Die einen stört das Geräusch oder das Kabel. Andere kitzelt die Maschine.» Dann sei es besser, aufs Scheren zu verzichten. «Ich wurde einmal von einem hochsteigenden Pferd sechs Meter weggeschleudert. Das reicht.»

Pferde scheren ist für die 38-jährige gelernte Damenschneiderin und ehemalige Polizistin mehr als nur eine Tätigkeit. «Es ist schon fast eine Passion», lacht Jovanovic. «Und es ist nicht jedem gegeben. Wenn du es nicht richtig machst, hast du ruck, zuck Schlangenlinien oder andere Ungleichmässigkeiten im Fell des Pferdes, welche dann bis zum nächsten Fellwechsel im Frühling sichtbar ist.» Geschoren werden Pferde jeweils Ende Herbst, Anfang Winter, damit sie sich – sollte ihr Fell nass geschwitzt sein – weniger schnell erkälten. Mit langen Haaren ist die Gefahr grösser, da sich darin die Feuchtigkeit länger hält. «Nun haben aber gerade Freizeitreiter nur selten eine Schermaschine in ihrem Besitz. Somit müssen sie ihr Pferd nach dem Reiten immer trocken reiben oder gut decken, oder aber sie engagieren mich», erklärt Jovanovic und lacht. Im Teenageralter hat sie das erste Mal ein Pferd, einen Haflinger, geschoren. «Es war mein Pflegepferd, und der Besitzer meinte, ich solle es doch einfach mal probieren. Das gelang so gut, dass ich es fortan immer machen durfte. Dann wurde ich weiterempfohlen, bis ich schliesslich mein Talent zum Beruf machte und nun in der ganzen Schweiz dafür engagiert werde.» Doch nebst der gewöhnlichen Schur sind immer öfter auch aussergewöhnliche Muster gefragt. Die Palette reicht dabei von Sternen, Herzchen und Blitzen bis hin zu Musiknoten. Damit es schneller und noch exakter geht, hat sich Jovanovic dafür eigens Schablonen angefertigt. Ihre Arbeiten haben auch Urs und Rolf Theiler, die Initianten des Mercedes-CSI, beeindruckt. Deshalb fragten sie Jovanovic, ob sie nicht für die nächste Show Pferde als Giraffe, Leopard und Zebra scheren könnte. «Ich sagte: Okay, versuchen wir es.»

Während Loren von Isliker wieder in den Stall geführt wird, wendet sich Jovanovic ihrem nächsten Kunden zu: Dallas. Der Wallach ist ebenfalls ein Freiberger und hat bereits am Vortag das Leopardenmuster frisiert bekommen. Jovanovic sucht nach einem Ohrengarn, welches sie dem Tier probehalber aufsetzen will. Vor neun Jahren hat sie mit der Herstellung der mützenähnlichen Bekleidung begonnen, die von den Pferden meist im Sommer getragen wird, um lästige Insekten fernzuhalten. «Die Tiere würden sonst dauernd den Kopf schütteln, um die Plagegeister zu verjagen.» Fündig wird sie nicht. «Ich muss sie wohl zu Hause liegen gelassen haben.» Nun macht die Pferdestylistin noch ein paar Zöpfchen in Dallas’ Mähne. Perfekt. Die Modeschau des CSI könnte schon jetzt losgehen.

Weitere Infos: www.mercedes-csi.ch und www.reiterundpferd.ch

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