mobile Navigation

Reportage

Schnee-Eulen-Männchen wie dieses im Zoo Halle (D) aufgenommene Exemplar haben im Gegensatz zu den Weibchen ein fast punkteloses Gefieder. Bild: Sacha Beuth

Harry Potters lautloser Jäger

Von: Sacha Beuth

23. November 2021

VOGELWELT Während die Mehrheit der Eulenarten in bewaldeten Gebieten vorkommt, hat sich die Schnee-Eule den Begebenheiten der baumlosen, arktischen Tundra anpassen müssen. Das hat dazu geführt, dass der weissgefiederte Vogel etwas aus der Art beziehungsweise der Familie schlägt.

Fällt der Name Hedwig, denken die meisten Leute unweigerlich an den gefiederten Boten von Harry Potter. Ohne Frage haben die Romane und Filme Schnee-Eulen zu einem ungeheuren Popularitätsschub verholfen. Dabei verleiht allein schon ihre Biologie den Vögeln einen besonderen Status. So zeigen Schnee-Eulen einen ausgeprägten Dimorphismus (= Unterschied im Erscheinungsbild) zwischen den Geschlechtern. Während die Weibchen und Jungtiere ein stark grau gesprenkeltes Federkleid aufweisen, ist es bei ausgewachsenen Männchen fast komplett weiss. Insofern ist Harry Potters Vogel wohl eher ein Helmut denn eine Hedwig (und davon abgesehen in den Filmen auch deutlich zu gross dargestellt). Ob die weisse Färbung auch eine Tarnfunktion hat, ist umstritten, da die Tiere in der schneefreien Jahreszeit des arktischen Sommers durch das weisse Gefieder besonders auffällig sind.

Weiter sind Schnee-Eulen im Gegensatz zu den meisten anderen Arten aus der Eulenfamilie mehrheitlich tagaktiv und Bodenbewohner. Da Bäume in ihrem Lebensraum, der Tundra, fehlen oder eine Seltenheit sind, suchen sie sich zur Jagd eine Bodenerhebung oder einen Felsbrocken als Ansitz. Gejagt werden hauptsächlich Lemminge und andere Kleinsäuger, aber auch Vögel bis Entengrösse und sogar Fische. Wird eine Beute erspäht, können sich Schnee-Eulen und alle anderen Eulenarten ihnen lautlos – das heisst ohne Flattergeräusche – nähern. Möglich macht dies eine spezielle Konstruktion und Befiederung der Flügel.

Natürliche Schalldämpfer

Bei Vögeln ruft normalerweise die Flügelvorderkante das meiste Geräusch hervor, da durch sie im Flug Luftverwirbelungen erzeugt werden, die als Schall hörbar werden. Bei Eulen befindet sich an der Flügelvorderkante ein gezahnter Kamm aus steifen Federn, der diese Verwirbelungen reduziert. Hinzu kommt, dass der hintere Rand des Flügels in eine gefranste, flexible Kante ausläuft, die ebenfalls Luftwirbel und somit Schall dämpft. Und zu guter Letzt sind da auch die samtartigen Daunen an der Flügeloberseite, die eine teppichartige Oberfläche bilden und ebenfalls Fluggeräusche schlucken. Inzwischen gibt es sogar erste Versuche, diesen Schallschutz-Effekt mit künstlichen Materialien nachzuahmen und damit Flugzeuge oder Windturbinen auszurüsten.

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare