mobile Navigation

Reportage

Entführungsopfer: Der blinde Hund Jack wurde am 23. Juli im Einkaufszentrum Letzipark von einer Frau mitgenommen, konnte aber schliesslich seinem Herrchen wieder zurückgegeben werden. Bild: Polizeinews

Hasenfüsse und Pechvögel

Von: Jan Strobel

05. Januar 2021

Der Mensch ist vor allem eines: ein grosses Rätsel. Das zeigt eine Auswahl der absurdesten und überraschendsten Polizeimeldungen des letzten Jahres. 

Dieb spielt Helfer
Der Reigen der Absurditäten nahm im Jahr 2020 in Zürich in der Nacht auf den 22. Januar seinen Anfang – mit unglaublich dreisten Zügen. Eine ältere Frau geriet mit ihrem Auto bei der Tramhaltestelle Milchbuck derart unglücklich auf ein Trottoir, dass der Wagen blockiert war. Ein 24-jähriger Mann eilte der Dame zu Hilfe und setzte sich beherzt hinters Steuer. Tatsächlich gelang es mit vereinten Kräften, das Auto wieder auf die Fahrbahn zu schieben. Doch der vermeintliche Helfer dachte nicht daran, das Steuer einfach aus den Händen zu geben. Stattdessen gab er Gas und fuhr mit dem Wagen davon. Sofort wurde die Stadtpolizei alarmiert. Nur kurze Zeit später fiel einer Streifenwagenpatrouille in Zürich-Schwamendingen das gesuchte Auto auf. Sie konnte das Fahrzeug anhalten und den Autodieb verhaften.

Ehrliche Finderinnen
Es passiert viel zu selten, dass einem das Glück einfach so in den Schoss fällt. Doch genau das geschah zwei Frauen, nachdem sie in einem Brockenhaus im Kreis 3 zwei Sitzkissen für Gartenstühle gekauft hatten. Die beiden Kissen waren in Folie eingepackt. Als die beiden Käuferinnen die Verpackung entfernten, fiel ihnen ein Couvert entgegen. Darin befanden sich 20 000 Franken. Statt den Fund einfach im privaten Kässeli verschwinden zu lassen, begaben sich die Frauen pflichtbewusst zum Polizeiposten. Im Februar ergaben schliesslich Recherchen von Detektiven der Stadtpolizei, dass die Sitzkissen aus dem Nachlass einer Verstorbenen stammten. Die Stadtpolizei nahm in der Folge mit der Tochter Kontakt auf. Sie zeigte sich derart gerührt von der Ehrlichkeit der Finderinnen, dass sie den beiden einen Finderlohn von 3000 Franken auszahlte.

Irrfahrt durch den Friedhof
Was genau in dem Mann vorging, als er an jenem späten Nachmittag des 13. Juni in den hellgrauen Audi A6 stieg, muss Mutmassung bleiben. An der Zurlindenstrasse 134 Zürich-Wiedikon durchbrach er mit dem Auto das massive Garagentor und fuhr an die Verzweigung Aemtler-/Bertastrasse, wo er auf der Gegenfahrbahn eine stehende Fahrzeugkolonne überholte. In der Goldbrunnenstrasse geriet der Mann in eine Sackgasse, was ihn allerdings nicht stoppen konnte. Er durchfuhr die Barriere und raste über die Kieswege des Friedhofs Sihlfeld. Schliesslich durchbrach er auch das Ausgangstor bei der Verzweigung Aemtler-/Hardaustrasse und führte seine irre Fahrt zur Zurlindenstrasse weiter. Dort kam es zur Kollision mit mehreren parkierten Fahrzeugen und einem Baumschutz. Eine Velofahrerin konnte sich nur mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. Danach ging die Fahrt Richtung Albisrieden weiter, bis das Auto in der Brahmsstrasse mit einem Betonsockel kollidierte. Der Lenker, gemäss Zeugenaussagen zwischen 30 und 40 Jahre alt, flüchtete anschliessend zu Fuss. Abklärungen der Stadtpolizei ergaben später, dass der Audi in Winterthur gestohlen worden war. Damals hatte das Auto gültige deutsche Kontrollschilder. Am total beschädigten Wagen allerdings waren andere, ebenfalls gestohlene, deutsche Autonummern montiert.

Die Rettungsaktion

Wäre der VBZ-Angestellte in der Nacht des 23. Juni nicht vor Ort gewesen, die elf Dsungarischen Zwerghamster wären wohl ihrem Schicksal überlassen worden. An der Tramhaltestelle Hirzenbach hatte er eine Box mit den vier erwachsenen Tieren und sieben Jungtieren gefunden und die Stadtpolizei verständigt. Die Hamster waren offensichtlich ausgesetzt worden. Gesundheitlich waren sie grösstenteils wohlauf und wurden schliesslich dem Tierrettungsdienst übergeben.

Die Entführungsopfer
Der Hamster-Fund in Hirzenbach zeigt, wie sehr immer wieder auch Tiere zum Objekt menschlichen Irrsinns werden. Auch die Geschichte um den blinden Hund Jack war so ein Fall. Am 23. Juli hatte ihn sein Herrchen beim Haupteingang des Einkaufszentrums Letzipark in Zürich-Altstetten an einer Stange angebunden. Während der Hundebesitzer seine Einkäufe erledigte, löste eine Frau die Leine und entführte den achtjährigen Havaneser. Nach einem Zeugenaufruf der Stadtpolizei, der auch in Zürcher Medien verbreitet wurde, ging bei der Einsatzzentrale ein Hinweis ein. Die Ermittlungen führten zu einer Wohnung im Kreis 3, wo tatsächlich die gesuchte Frau mit Hund Jack angetroffen wurden. Zu einem ähnlichen Vorfall kam es im September beim Coop City im Kreis 1, als eine unbekannte Person die Pudeldame Cannelle entführte. Auch hier kam es zu einem Happy End. Die Hündin wurde bei der Polizei abgegeben und konnte der Besitzerin wieder zurückgegeben werden.

Dumm gelaufen
Wie in einer Realsatire ging es am 24. Juli in der Nähe der Langstrasse zu und her. Ein 23-jähriger Handtaschendieb rannte mit seiner Beute auf der Flucht über die Strasse, stolperte dabei und fiel direkt vor ein zufällig vorbeifahrendes Polizeiauto. Während der Kontrolle des Mannes stiess die Besitzerin der Handtasche dazu und identifizierte ihn als den Dieb, worauf er verhaftet wurde.

Mami weiss es besser
Zu einer filmreifen Szene kam es am 31. August an der Werdstrasse im Kreis 3. Ein Polizist verfolgte auf seinem Töff einen Audi mit Aargauer Kennzeichen. Es gelang ihm schliesslich, den Wagen zu stoppen, den Lenker aus dem Auto zu holen und in Handschellen zu legen. Doch der Mann entzog sich der Kontrolle und nahm – mitsamt Handschellen – Reissaus. Die Fahndung wurde sofort aufgenommen. Tatsächlich stellte sich der 24-Jährige aus Oberlunkhofen AG kurz darauf selbst der Polizei. Seine Mutter soll ihm zu diesem klugen Schritt geraten haben.

Die Zigarettenräuber
Morgens um 3.30 Uhr kam es am 3. Oktober beim Coop an der Gutstrasse im Kreis 9 zu einem Knall. Ein Fahrzeug donnerte in die Eingangstür des Supermarkts. Aus dem Laden stahlen die Täter Tabakwaren im Wert von mehreren hundert Franken und machten sich in Richtung Goldbrunnenplatz davon.

Der attackierte Schwan
Zu einem Drama kam es kurz vor Weihnachten unterhalb des Mattenstegs an der Sihl im Kreis 5. Ein Mann attackierte mit einer Stichwaffe einen Schwan im Halsbereich. Eine Passantin alarmierte die Stadtpolizei. Für das Tier kam jede Hilfe zu spät. Der Mann wurde festgenommen. Gegen ihn wird zuhanden der Staatsanwaltschaft Zürich unter anderem betreffend Tierquälerei rapportiert.

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare