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Reportage

In der Saline Riburg werden pro Stunde 50 Tonnen Salz produziert.

Im Kampf gegen die Glätte

Von: Ginger Hebel

17. Januar 2017

Salzproduktion: Winter, Kälte, Glatteis. Um Zürcher Strassen rutschfrei zu halten, benötigt es Auftausalz von den Schweizer Salinen. In der Saline Riburg werden pro Stunde 50 Tonnen Salz produziert.

Es schneit, doch was die Kinder freut, nervt die Autofahrer, denn die Strassen sind weiss und glatt. Dass sie das aber möglichst nicht sind, versucht der Winterdienst zu verhindern, indem er die Strassen räumt und salzt. Das Auftausalz kommt von den Schweizer Salinen. Die Lagerhallen in Riburg, Pratteln und Bex sind gut gefüllt. Rund 200 000 Tonnen Auftausalz stehen bereit. «Wir sind für den Winter gerüstet, möge er noch so hart werden», sagt Carl Habich, Leiter Business Unit Primärsalze. 4000 bis 5000 Tonnen Lose-Auftausalz und rund 1400 Paletten Auftausalz in Säcken gehen aktuell pro Tag raus. Der Preis für 25 Tonnen Losesalz, geliefert in die ganze Schweiz, liegt im Winter bei 190 Franken/Tonne.

Streusalz ist effektiv

Die Saline Riburg befindet sich in Rheinfelden. Sie existiert seit 1848 und wurde laufend modernisiert. 1200 Tonnen Salz werden pro Tag produziert, was der Menge von 50 Lastwagen entspricht. In der Rheinebene befinden sich Bohrlöcher. «Wir bohren hier Löcher bis 250 Meter Tiefe, um das Salz zu gewinnen», sagt Carl Habich. Bis 2025 werden diese aktiven Löcher noch Salz liefern, für die Zeit danach werden bereits jetzt neue Bohrfelder ­erschlossen. «Die Bevölkerung wächst, es gibt immer weniger unverbaute Flächen, diese aber sind nötig, um Bohrungen durchzuführen.» Seit den 50er-Jahren wird auf Zürcher Strassen Auftausalz eingesetzt, denn Streusalz ist das effektivste Mittel gegen Eis.

Für den Winterdienst in der Stadt Zürich ist ERZ Entsorgung + Recycling verantwortlich. Sie verzichtet zugunsten der Umwelt, wenn immer möglich, aufs Salzen. «Wenn es schneit und die Temperaturen steigen und fallen, ist es notwendig, alle Strassen und Gehwege zu salzen. Die Sicherheit und die Mobilität der Stadtbevölkerung haben oberste Priorität, darum werden pro Wintersaison im Schnitt 2900 Tonnen Salz verbraucht», sagt Leta Filli von ERZ. Nebst Salz setzt Entsorgung + Recycling vermehrt auf die Sole-Technik. Das Versprühen von Salzwasser spare Salz, weil das Salz im Wasser bereits gelöst sei.

Die Bohrmaschine bohrt die Steinsalzschicht unter der Erdoberfläche an und löst sie mithilfe von Wasser auf. Die Salzlösung fliesst in Pipelines zum Sammeltank des Bohrfelds und zur Saline, wo das Wasser verdampft und das Salz kristallisiert. «Ein Salzkristall ist etwas Wunderschönes», sagt Carl Habich. Auch nach 20 Jahren im Business hat seine Faszination für den Rohstoff Salz nicht nachgelassen. «Wer früher Salz hatte, hatte die Macht. Salz ist lebensnotwendig und vielseitig verwendbar.»

In Riburg wird das Salz maschinell in 25-Kilo-Säcke abgefüllt, zugeschweisst und palettiert. In der Vergangenheit gab es einige Winter, wo den Schweizer Salinen das Salz ausging. «Das war ein Debakel. Doch wir haben investiert und neue Lagerhallen gebaut», erzählt Carl Habich. Der Salzdom wurde aus 500 heimischen Fichten erbaut (Salzstaub kann Holz nichts anhaben) und ist nun der grösste Holzkuppelbau Europas mit Platz für 120 000 Tonnen Auftausalz. Carl Habich: «Als Salzmonopolist sind wir verpflichtet, das Land mit Salz zu versorgen.»

 

 

Infobox

Die Schweizer Salinen produzieren in Riburg, Pratteln und Bex jährlich bis zu 600 000 Tonnen Salz. Die Hälfte dient in Form von Auftausalz (Taufix) dem sicheren Strassenverkehr im Winter. Zudem werden das Speisesalz Jurasel und Sel des Alpes produziert sowie das Regeneriersalz Reosal für weiches, entkalktes Wasser, das Landwirtschaftssalz Agrisal und Salze für Industrie und Gewerbe sowie pharmazeutische Zwecke. Das Spezialsalz ist für viele Patienten und Unfallopfer fast so wertvoll wie Blut.

Salz besteht aus Natrium und Chlor und heisst chemisch Natriumchlorid. Die Schweizer Salinen sind von den Kantonen beauftragt, die unabhängige und zuverlässige Salzversorgung der Schweiz aus einheimischer Produktion sicherzustellen. Die Schweiz verdankt ihr Salzvorkommen dem Urmeer, das vor 200 Millionen Jahren verdunstete und in der Nordwestschweiz, im Jura und im Mittelland bis zu 50 Meter dicke Salzschichten hinterliess. In Möhlin und Pratteln existieren 50 aktive Bohrlöcher. 

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Leserkommentare

Andreas Diethelm - Die Stadt Zürich „verzichtet zugunsten der Umwelt, wenn immer möglich, aufs Salzen.“
Im Gegenteil betreibt sie eine systematische Salzorgie.
Anfang der 80er-Jahre und setzte die Stadt – unter Beifall der Bevölkerung – auf «weissen Winterdienst».
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Vor 7 Jahren 2 Monaten  · 
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