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Reportage

Ein Suchhund nimmt die Witterung auf. Bild: Isabella Seemann

Immer der Nase nach

Von: Isabella Seemann

15. November 2016

MANTRAILING Wenn Personen nicht mehr aufzufinden sind, dann sind sie gefragt: Spürhunde. Ein Trainingsbesuch beim Suchhundezentrum.

Für Menschen ist es nur ein Gefrierbeutel mit einem Haarband drin, doch für Siron ist der daraus entströmende Geruch ein entscheidender Hinweis für den Aufenthaltsort einer vermissten Person. Ein kurzes Schnuppern, und der Dobermann weiss, was zu tun ist. Der Rüde reckt seine Schnauze in den Wind, wittert und zieht dann zielstrebig los, zweimal um die Ecke, über die Strassenkreuzung, durch den Spielplatz, weiter über die Wiese, sucht er eine Spur in der Gegend der Katzenbachstrasse.

Nikos, sein Hundeführer am anderen Ende der langen Leine, folgt ihm. Sein Job ist, das Verhalten seines Hundes richtig zu deuten. Erfüllt Siron noch seine Aufgabe, oder ist ihm inzwischen anderes in den Sinn gekommen, etwa eine läufige Hündin? Doch der Dobermann lässt sich von seinem Trail, wie eine individuelle Geruchsspur in der Fachsprache genannt wird, durch nichts abbringen. Er ist auf der Suche nach einer vermissten Person. Nicht wirklich, denn noch ist alles nur eine Übung in Mantrailing. Das heisst so viel wie «Menschenspuren verfolgen» und dient dem Auffinden von vermissten Personen mithilfe der ausgebildeten Hunde.

Hohe Anforderungen

Zu diesem Training des Suchhundezentrums (SHZ) treffen sich an diesem Herbstabend fünf Mensch-Hund-Teams mit der zertifizierten Trailtrainerin Tünde Kocsis in Seebach. Mit dabei ist diesmal auch SHZ-Gründerin und Mantrailing-Ausbildnerin Kerstin Hennings, die auf langjährige Erfahrung in der Personensuche – auch im Einsatz mit Polizei und Hilfsorganisationen – mit ihren drei Hunden zurück­blicken kann. «Die häufigsten Fälle sind, wenn jemand wegen Orientierungslosigkeit vom Weg abkommt oder Kinder, die verschwinden», berichtet Hennings. «Die Ausbildung ist langwierig und nicht ganz einfach – und die Prüfungsanforderungen sind hoch gesteckt.» So müssten die Hunde etwa in der Lage sein, auch einem 24 Stunden alten Trail noch zu folgen.

Nicht alle Hundeführer haben zum Ziel, einer Rettungsstaffel anzugehören, den meisten geht es darum, ihren Begleiter besser kennen zu lernen, zu erziehen und ihm eine Aufgabe zu geben. Ausserdem trifft man Gleichgesinnte und bekommt wertvolle Hinweise für den Umgang mit Hunden.

Die Übungsgruppe trifft sich wöchentlich an verschiedenen Orten in Zürich. Vom Pinscher, Border Collie über den Mischling bis zum Labrador und eben Dobermann Siron sind im Kurs aller Gattung Hunde vertreten. «Für das Mantrailing, also die Suche nach einem bestimmten Menschen, brauchen die Hunde eine sehr gute Nase und Spass an der Arbeit», sagt Trailtrainerin Tünde Kocsis. «Da spielt die Rasse keine Rolle.» Jeder Hund zeige andere Stärken und Schwächen.

Rasch hat Dobermann Siron die «Vermisste» in einem rund 500 Meter entfernten Hinterhof aufgestöbert, von der er Leckerli zur Belohnung bekommt. «Braver Bub!», lobt ihn Hundeführer Nikos.

www.shz-suchhundezentrum.ch

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