mobile Navigation

Reportage

Hochwillkommen: Nachwuchs bei den vom Aussterben bedrohten Galapagos-Riesenschildkröten. Bild: Zoo Zürich, Samuel Furrer

«Junge Wilde» lassen hoffen

Von: Alex Rübel

24. März 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über ­Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Riesenschildkröten.

Auf der Galapagosinsel Pinzón haben Forscher kürzlich zehn frisch geschlüpfte Riesenschildkröten entdeckt. Diese Nachricht ist eine kleine Sensation: Es ist das erste Mal in rund 150 Jahren, dass sich Riesenschildkröten auf Pinzón ohne Hilfe des Menschen erfolgreich fortgepflanzt haben. Es könnten sogar noch mehr Jungtiere sein, wie die Forscher in der Fachpublikation «Nature» (Nr. 517 vom 15. Januar 2015) schreiben. Denn die winzigen Babyschildkröten sind gut getarnt und nicht leicht zu entdecken.

Die Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln sind stark bedroht. Vier Arten wurden bereits gänzlich ausgerottet, genauso wie ihre Verwandten auf anderen Inseln im Indischen Ozean, etwa auf Madagaskar, Mauritius, Reunion und Rodriguez. Die Chronologie der Ausrottungen verlief überall ähnlich: Mit dem Aufkommen der «Gib mir auch was ab!» Frisches Grün zählt zu den Leibspeisen der Galapagos-Riesenschildkröten. Bild: Zoo Zürich/Enzo FranchiniSeefahrt wurden die kleinen Inselgruppen von Wal- und Robbenfängern, Piraten und Siedlern «entdeckt». Diese kamen auf den Geschmack des wohlschmeckenden Schildkrötenfleischs. Sie verluden die Riesenreptilien zu Tausenden in Schiffe, wo die widerstandsfähigen Tiere als «lebende Konserven» eine willkommene Abwechslung zum Schiffszwieback darstellten.

Zusätzlich brachten die Menschen aber auch Schweine, Hunde, Katzen und vor allem Ratten auf die Inseln. Für sie sind die Gelege und frisch geschlüpften Jungtiere der Riesenschildkröten eine leichte Beute. Verwilderte Esel und insbesondere Ziegen bedrohen die grossen Panzertiere ebenfalls, weil sie ihnen die Nahrung wegfressen.

Als es in den 1960er-Jahren schliesslich nur noch etwa 100 Riesenschildkröten auf Galapagos gab, wurde ein Rettungsprogramm ins Leben gerufen, um die Tiere vor dem Aussterben zu bewahren. Zum einen wurden Eier und Jungtiere eingesammelt, um sie geschützt aufzuziehen und im «rattensicheren» Alter von etwa vier bis fünf Jahren wieder in die Wildnis zu entlassen. Zum anderen wurden aber auch drastische Massnahmen ergriffen, um der Rattenplage auf der Insel Herr zu werden. Das scheint nun gewirkt zu haben: Die zehn entdeckten Jungtiere lassen hoffen, dass sich die Galapagos-Riesenschildkröte auf Pinzón wieder selbstständig in der Wildnis fortpflanzen kann.

Galapagos-Riesenschildkröten im Zoo Zürich

Der Zoo Zürich ist in der Alten Welt die einzige Institution, in der sich die Galapagos-Riesenschildkröte erfolgreich fortpflanzt. Er hat sich dank langjähriger Erfahrung in der Haltung der Tiere und dank zahlreicher Forschungsarbeiten zu einem international gefragten Kompetenzzentrum entwickelt. Er ist zudem Geschäftssitz der Freunde der Galápagos Inseln Schweiz. Der Verein unterstützt die Arbeit der Charles- Darwin-Forschungsstation in Puerto Ayora zum Schutz der Riesenschildkröten massgeblich.

Weitere Infos unter: www.galapagos-ch.org und www.zoo.ch

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare