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Reportage

Kalte Füsse von Vorteil

Von: Alex Rübel

08. November 2016

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Pinguine.

Heute zügeln unsere Königspinguine von ihrer gekühlten Innenanlage im Aquarium für die «Wintersaison» wieder nach draussen. Denn für die flugunfähigen Vögel sind Zürcher Temperaturen nur in der (für uns) kalten Jahreszeit erträglich. Aus ihrem natürlichen Lebensraum in der Antarktis und Subantarktis sind sie schliesslich ganz andere Kältedimensionen gewohnt – und entsprechend darauf eingestellt.

Königspinguine haben am ganzen Körper ein dichtes Federkleid. Es sorgt zusammen mit einer darunterliegenden Fettschicht dafür, dass die Vögel auch bei eisigen Minusgraden in Luft und Wasser ausreichend gewärmt sind. Einzig Schnabel und Füsse müssen ohne diese Isolation auskommen, denn Federn und Fett würden ihre Funktionstüchtigkeit mindern. Die fehlende Isolation hat dabei sogar einen zusätzlichen Nutzen: Über Schnabel und Füsse können Pinguine bei Bedarf überschüssige Körperwärme abgeben.

Würden wir Menschen barfuss durch die Antarktis spazieren, hätten wir im Nu erhebliche Probleme: Erfrierungen an den Füssen und grossen Wärmeverlust am ganzen Körper. Ausserdem würden wir am Boden anfrieren, da der Schnee durch die Wärme der Füsse schmelzen und das Schmelzwasser durch die kalte Luft wieder gefrieren würde. Wer im Winter schon einmal eine kalte Metallstange mit der Zunge berührt hat, kennt den Effekt.

Interner Wärmeregulator

Königspinguine aber haben trotz ihrer «blutten» Füsse keine solche Mühen, denn ihr Körper hält die Füsse nur so warm wie nötig und dabei so kalt wie möglich – im Winter bloss ein bis zwei Grad über dem Gefrierpunkt. Hierzu regulieren zum einen die Arterien die Blutmenge, die vom Herz zu den Füssen fliesst. Ist es kalt, ziehen sie sich ­zusammen, sodass weniger Blut und damit auch weniger Wärme in die Füsse gelangt. Diesen Effekt kennen auch wir Menschen. Zum andern verfügen die Pinguine über eine Art «Wärmeaustauscher» in den Beinen. Die Arterien, die das Blut vom Herz in die Füsse leiten, und die Venen, die es von den Füssen zurück ins Herz leiten, sind eng verflochten. Zwischen ihnen findet ein Wärmeaustausch statt: Das «frische» und warme Blut in den Arterien wird auf dem Weg nach unten abgekühlt, das «verbrauchte» und kalte Blut in den Venen auf dem Weg nach oben aufgewärmt. Als dritte Massnahme sorgt zudem ein komplexer biochemischer Prozess dafür, dass in den Blutgefässen in den Füssen bei der Bindung von Sauerstoff an Hämoglobin möglichst wenig «Abwärme» entsteht.

Pinguine im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich leben zwei Pinguin- arten: der Königspinguin und der Humboldtpinguin. Während Letzterer den Sommer in der Aussen- und den Winter in der Innenanlage verbringt, ist der Königspinguin umgekehrt im Winter draussen und im Sommer drinnen. Ist es kälter als 10 Grad, machen die Königspinguine von November bis März zudem täglich einen kleinen Spaziergang durch den Zoo. Weitere Informationen unter: www.zoo.ch/pinguinparade

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