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Reportage

Tasmanischer Beutelteufel (aufgenommen im Zoo Kopenhagen). Bild: Sacha Beuth

Kleine Teufel in grosser Not

Von: Sacha Beuth

28. September 2021

Einst waren Beutelteufel nicht nur in den Waldgebieten der Insel Tasmanien, sondern auch auf dem australischen Festland verbreitet. Bejagung, Verdrängung durch verwilderte Haushunde sowie ein hochinfektiöser Gesichtstumor haben die Tiere an den Rand des Aussterbens gebracht. Doch es gibt Hoffnung.

Gibt es tatsächlich Teufel? – Nun, selbst Atheisten dürften in Zweifel geraten, wenn sie das erste Mal in den Wäldern der australischen Insel Tasmanien in dunkler Nacht die kreischenden Laute von Beutelteufeln (Sarcophilus harrisii), die sich um das Fleisch eines toten Tieres streiten, hören. Unterstrichen wird der Eindruck, wenn man die etwa bulldoggengrossen Raubbeutler mit ihrem schwarzen Fell und den roten Ohren – die bei Erregung zu leuchten scheinen – dann auch noch zu Gesicht bekommt. Dazu besitzen sie nicht nur eine ganze Reihe scharfer Zähne und weisen in Relation zu ihrer Grösse die stärkste Bisskraft aller Säugetiere vor, sondern zeichnen sich auch als wahre Stänkerer aus. Dies bezieht sich nicht nur auf ihr generell aggressives Verhalten gegen alles, was ihnen begegnet. Vielmehr ist es der beissende Geruch, den die Beutelteufel ausströmen, wenn sie erregt sind. Ein Geruch, der in seiner unangenehmen Intensität mit dem des Stinktiers zu vergleichen ist.

Im Gegensatz zum «echten» Teufel haben Tasmanische Beutelteufel aber auch positive Eigenschaften. So kümmern sich Mütter rührend um ihre Jungen. Und dadurch, dass sie vielfach kranke Tiere jagen oder Aas fressen, sorgen sie dafür, dass sich keine Krankheiten ausbreiten. Zumindest nicht bei anderen Tierarten. Bei den Beutelteufeln selbst sieht es anders aus. Weil sie sich um Beute oft heftig streiten und dabei verletzen, übertragen sie Erreger des Devil Facial Tumor Disease (DFTD), eines hochinfektiösen und tödlichen Gesichtstumors.

Schon zuvor war es dem Beutelteufel schlecht ergangen. Vom aus­tralischen Festland wurde er durch eingeführte und verwilderte Hunde sowie durch gezielte Jagd verdrängt. Auch in Tasmanien stellte man ihm wegen seines Rufs als Schädling – Beutelteufel erbeuten gelegentlich auch Schafe – nach, bis er 1941 unter Schutz gestellt wurde. Nun könnte den charismatischen Beuteltieren DFTD endgültig den Garaus machen. Die Mitte der 1990er entdeckte Krankheit hat zu Bestandseinbrüchen von bis zu 85 Prozent geführt.

Um ein Aussterben der Art zu verhindern, haben Naturschützer und Behörden nichtinfizierte Tiere gefangen und in Schutzgebiete gebracht, an denen sie nicht in Kontakt mit erkrankten Artgenossen geraten können. Dort – sowie in Zoos innerhalb und ausserhalb Australiens – sollen die Tiere gezielt für den Bestandserhalt und eine Wiederansiedlung gezüchtet werden. Offenbar mit Erfolg. In den Zoos klappt die Vermehrung und kürzlich konnten in einem Schutzgebiet in der Nähe von Sydney Jungtiere beobachtet werden – die Ersten, die seit rund 3000 Jahren auf dem australischen Festland in freier Wildbahn geboren wurden.

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