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Reportage

Verspielte Bande: Zwei der im Oktober geborenen Fischotter mit ihrer Mutter. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Kleine Wasserräuber

Von: Alex Rübel

21. Januar 2020

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Fischotter. 

In unserer Fischotteranlage gibt es je länger je mehr zu sehen: Seit einigen Wochen haben Lulus drei Junge damit begonnen, die Anlage zu erkunden. Die jungen Europäischen Fischotter sind am 17. Oktober 2019 auf die Welt gekommen. Die ersten zwei Monate haben sie gut geschützt in den Wurfboxen verbracht. Mutter Lulu zügelte sie dabei in typischer Fischottermamamanier immer wieder von der einen Box in die andere. Von den Jungtieren sieht man in dieser Phase – vorausgesetzt, sie liegen in der Box mit Fenster – nicht viel mehr als ein wolliges, schlafendes Knäuel, bei dem man nicht recht weiss, wo das eine Tier beginnt und das andere aufhört.

Das ändert sich aber relativ bald. Im Alter von etwa zwei Monaten beginnen die jungen Fischotter allmählich, ihre Umgebung zu erkunden. Diese Phase ist für die Mutter ziemlich anstrengend, denn drei neugierige Jungtiere gleichzeitig im Auge und unter Kontrolle zu halten, ist eine Herausforderung – insbesondere, wenn die Mutter sie lieber noch etwas in der Box behalten würde. Hilfe vom Vater – in diesem Fall vom 2,5-jährigen Männchen Tom – erhält die Mama nicht. Sie zieht ihren Nachwuchs natürlicherweise alleine auf. Unsere 8-jährige Lulu ist zum Glück aber eine erfahrene Mutter.

Faire Chance für Fische

Sobald die jungen Fischotter auf Entdeckungstour gehen, beginnen sie auch damit, zusätzlich zur Muttermilch feste Nahrung zu sich zu nehmen. Der Europäische Fischotter isst am liebsten Fische; als Opportunist verschmäht er aber auch Frösche, Krebse, Muscheln, Vögel, Eier und Insekten nicht. Bei uns im Zoo erhalten die Fischotter Küken, Fleisch und natürlich Fisch – ab und zu auch in Form lebender Forellen. Die Voraussetzung für solche Lebendfütterungen ist, dass das Beutetier eine reelle Chance hat, dem Jäger zu entkommen. Im Fischotterteich hat es deshalb Schlupfwinkel, in denen sich die Forellen verstecken können. Fischotter müssen täglich etwa einen Fünftel ihres Körpergewichts an Nahrung zu sich nehmen, weil sie nur minimalste Fettreserven anlegen können. So bleiben sie fit für die anspruchsvolle Jagd auf die wendigen Fische. Wenig Körperfett bedeutet ebenfalls wenig Wärmeisolation. Der Fischotter kompensiert dies mit einem der dichtesten Felle im ganzen Tierreich; es zählt rund 60 000 Haare pro cm2.

Seit der zweiten Impfung wissen wir auch, dass es sich bei den Jungen um ein Männchen und zwei Weibchen handelt. Die inzwischen drei Monate alten Wassermarder sind schon fast so gross wie ihre Mutter. Sie bleiben bei uns, bis sie etwa jährig sind. Dann ziehen sie im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms in andere Zoologische Gärten weiter.

Der Otter kehrt zurück

Der Europäische Fischotter war ursprünglich in der ganzen Schweiz heimisch, wurde vom Menschen aber ausgerottet. Seit einigen Jahren gibt es nun Hinweise darauf, dass der verspielte Wassermarder auch wildlebend wieder in die Schweiz zurückkehrt. Zusammen mit der Stiftung Pro Lutra engagieren wir uns dafür, dass dem Fischotter diese Rückkehr gelingt.

Weitere Infos: www.zoo.ch/naturschutz-fischotter

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