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Reportage

Schlägt mit ihren Klicklauten etwas aus der Art: Hottentottenente. Bild: Zoo Zürich / Corinne Invernizzi

Klicken statt Quaken

Von: Severin Dressen

23. April 2021

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. In dieser Woche geht es um Hottentottenenten.

Im Masoala-Regenwald bei uns im Zoo Zürich leben aktuell sechs Entenarten. Zwei davon kommen wildlebend nur auf Madagaskar vor: die Bernierente und die Madagaskarente. Beide sind gemäss Evaluation der Welt-Naturschutzorganisation IUCN stark gefährdet. Die anderen vier Entenarten sind ebenfalls in Madagaskar zu finden, leben aber auch noch in anderen Regionen.

Erbe der Kolonialzeit

Eine dieser Enten hat einen recht eigenartigen Namen: Spatula hottentotta, zu Deutsch die Hottentottenente. Sie wurde 1838 von Thomas Campbell Eyton erstmals unter diesem Namen wissenschaftlich beschrieben. Die «Süddeutsche Zeitung» vermutete kürzlich in einem Beitrag, die aus heutiger Sicht doch eher problematisch anrührende Bezeichnung sei wohl entstanden, weil die Ente nicht quakt, sondern Klickgeräusche von sich gibt und gleichzeitig in Regionen lebt, wo mehrere Volksgruppen die mit Klick- und Schnalz­lauten durchsetzten Khoisan-Sprachen sprechen – von den Kolonialherren damals eben als «Hottentotten» bezeichnet. Aus dem Sprachgebrauch im ethnischen Kontext ist das Wort heute verbannt, im Namen der Ente aber bisher hängengeblieben.

Vom See in den Zoo

Nicht nur der Name der kleinen und eigentlich eher unscheinbaren Ente ist speziell. Auch wie sie den Weg in den Zoo Zürich gefunden hat, ist doch sehr aussergewöhnlich. So meldete sich im Spätsommer 2002 eine Dame beim damaligen Kurator Robert Zingg. Sie hatte eine Ente auf einem See in ihrer Nähe beobachtet und wollte wissen, was für eine Art sie da gesehen hatte. Robert Zingg identifizierte das Tier auf dem Bild als Hottentottenente und damit als einen Vogel, der irgendwo abhandengekommen sein musste, da diese Art in unseren Breitengraden wildlebend nicht vorkommt.

Die Anruferin war besorgt, dass die afrikanische Ente auf sich gestellt mit dem Schweizer Klima nicht zurechtkommen könnte, was im Winter tatsächlich ein Problem geworden wäre. Robert Zingg bot ihr an, dass sie die Ente in den Zoo bringen könne, wenn es ihr gelingen sollte, sie einzufangen – was der hartnäckigen Dame mehrere Wochen später überraschend tatsächlich gelang. Das Hottentottenentenweibchen kam so in den Zoo und dort zuerst in die Quarantäne. Im Frühling 2003 durfte sie dann in den noch ganz neuen Masoala-Regenwald umsiedeln, wo sie einige Monate später Gesellschaft durch drei weitere Artgenossinnen erhielt.

Zoobesuch unter Corona

Der Zoo Zürich ist seit dem 1. März wieder geöffnet – allerdings unter Auflagen. Welche Zoobereiche aktuell geöffnet sind, wie viele Gäste sich im Zoo aufhalten dürfen und welche Regeln gelten, können Sie tagesaktuell auf der Zoo-Website nachlesen unter: www.zoo.ch/coronavirus

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