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Reportage

Die Stiftung Wunderlampe erfüllt die grössten Wünsche kranker Kinder. Corona hat auch hier viel verändert, aktuell finden Traumerfüllungen per Video statt, um die Kinder nicht zu gefährden. Im Februar, vor dem Lockdown, wurde Simons Traum wahr – er durfte Helikopter fliegen. Als Kleinkind litt der 15-Jährige an einem bösartigen Tumor im Kleinhirn und ist seither auf den Rollstuhl angewiesen. In der Luft fühlte er sich frei. Bilder: Wunderlampe

Kranke Kinder und ihre grössten Herzenswünsche

Von: Ginger Hebel

29. Juni 2020

Die Zürcherin Karin Haug-Bleuler macht Träume von kranken und behinderten Kindern wahr. Hinter der Stiftung Wunderlampe steckt ein engagiertes Team von Wunscherfüllerinnen und Wunscherfüllern. 

Der erste Wunsch, den Karin Haug-Bleuler einem kranken Kind erfüllte, ist noch ganz präsent in ihrem Kopf. Die kleine Esther, die an einem Gen-Defekt litt, wünschte sich, einmal ein Schimpansen-Baby im Arm zu halten und zu streicheln. Die Stiftung Wunderlampe erfüllte dem Mädchen damit seinen grössten Traum. Mit Esthers Eltern reiste Karin Haug-Bleuler in den Stuttgarter Zoo. «Diesen Augenblick der Freude mitzuerleben, war unheimlich berührend», resümiert die Wunderlampe-Geschäftsführerin.

Mittlerweile sind fast zwanzig Jahre vergangen. Zwei Jahrzehnte voller Wünsche und Träume. Den zweitausendsten Kinderwunsch erfüllte das Team der Wunderlampe diesen Januar. Es sollte eine der letzten Erlebnis-Wunscherfüllungen vor dem Lockdown sein. Die fünfjährige Lisa liebt Musik, sie wollte ein Konzert live miterleben. Seit einer Hirnblutung ist sie gesundheitlich stark beeinträchtigt, doch in der Zürcher Tonhalle spürte das Mädchen die Kraft und Vibrationen der Geigen und Violinen in ihrem kleinen Körper.

Bis 200 Wünsche im Jahr

Als junge Frau war Karin Haug-Bleuler mit dabei, als einem kranken Familienmitglied der letzte Lebenswunsch erfüllt wurde. Dieser Moment prägte ihr späteres Leben. 2001 gründete die heute 49-Jährige mit ihrem Mann die Stiftung Wunderlampe, die sich durch Spenden finanziert. Als Botschafterin konnten sie Christa Rigozzi gewinnen, die sich seit dreizehn Jahren für die Anliegen der Stiftung einsetzt. Mittlerweile zählt die Wunderlampe sieben Festangestellte und über 50 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Wünsche entgegennehmen und alles daransetzen, sie Wirklichkeit werden zu lassen. In den Jahren haben sie ein grosses Beziehungsnetz aufgebaut, «oft ist es jedoch nötig, hartnäckig zu sein, um Wünsche zu erfüllen», sagt Karin Haug-Bleuler, Mutter eines 17-jährigen Sohnes.

 

Jahr für Jahr erfüllen sie 180 bis 200 Wünsche von schwerkranken und behinderten Kindern. Manche sind unheilbar krank, wie das Mädchen, das davon träumte, Cinderella zu sein. Das Wunderlampe-Team liess ihr ein Kleid auf Mass schneidern, welches sie in der Heilpädagogischen Schule tragen durfte. Alle ihre Gspändli waren dabei – und sie als Cinderella mittendrin. Ihr persönliches Märchen wurde wahr, zwei Wochen bevor sie an ihrem Hirntumor verstarb.

Helikopter fliegen, einmal im Leben das Matterhorn sehen oder Huskyschlitten fahren. Karin Haug-Bleuler hat viele Kinder an ihrem grossen Tag begleitet, auch die italienischstämmige Familie, die sich eine Audienz beim Papst für ihre von Geburt an schwer beeinträchtigten Kinder wünschte. Der neunjährige Junge fragte den Papst, warum er und seine Schwester so anders seien als andere Kinder, und der Papst sprach zu ihm. «Dieser private Moment gehörte der Familie allein, sie hatten Tränen in den Augen.»

Traumerfüllung per Video

Die Corona-Pandemie stellt auch die Wunscherfüller vor neue Herausforderungen. Auf einen Schlag waren physische Treffen nicht mehr möglich, da die betroffenen Kinder alle zur Risikogruppe gehören. 40 Wünsche mussten abgesagt und neu geplant werden, so auch das Treffen mit der amerikanischen Sängerin Anastacia, dem Idol der 14-jährigen Laura. Dank Videoübertragung wurde ihr Wunsch doch noch wahr, sie sahen sich und redeten miteinander, von Wohnzimmer zu Wohnzimmer, und Anastacia versprach ihr ein Treffen bei ihrem nächsten Auftritt in Zürich. «Natürlich hoffen wir, dass persönliche Erlebniswünsche bald wieder möglich sein werden, wenn es die Umstände erlauben», sagt Karin Haug-Bleuler.

Die Freude bei den Kindern sei aber auch so unübertroffen. Wie beim Jungen, der sich vorstellte, einmal selber im Führerstand der Uetlibergbahn zu stehen. Wegen Corona filmte der Lok-Führer die ganze Fahrt auf Zürichs Hausberg und Lukas erlebte sie per Videoübertragung mit, fast so intensiv, als wenn er selber gefahren wäre. In seinem Kopf geht die Fahrt immer weiter.

Weitere Informationen: Eltern können die Wünsche ihrer Kinder per Mail oder telefonisch bei der Stiftung Wunderlampe anmelden. Tel. 052 269 20 07 info@wunderlampe.ch

www.wunderlampe.ch

 

 

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