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Reportage

Der König des Zürichberges: Der Asiatische Löwe Radja im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich / Marcel Rothmund

Majestäten aus dem Trockenwald Indiens

Von: Severin Dressen

08. Dezember 2020

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. In dieser Woche geht es um Asiatische Löwen.

Vornehmlich in den frühen Abendstunden hört man sein Brüllen im ganzen Zoo. Radja, das Löwenmännchen, macht allen kund, dass er der Chef im Zoo ist. Freilich weiss er nicht, dass es gar keine anderen männlichen Löwen auf dem Zürichberg gibt, die ihm antworten könnten. Radja gehört zu den sehr seltenen Asiatischen Löwen. Diese Unterart des Löwen ist die einzige, die ausserhalb von Afrika vorkommt.

Beinahe ausgerottet

Einst reichte das Verbreitungsgebiet der Asiatischen Löwen vom heutigen Bulgarien und Griechenland bis nach Indien. Heute findet man den Asiatischen Löwen nur noch im Gir-Nationalpark im indischen Bundesstaat Gujarat. 1913, als der Asiatische Löwe praktisch ausgestorben war, stellte der Herrscher von Gujarat die letzten 20 Tiere im Gir-Wald unter Schutz. Nach intensiven Schutzbemühungen ist die Population inzwischen wieder gewachsen und liegt heute bei über 500 Tieren. Problematisch ist dabei aber, dass alle Asiatischen Löwen der gleichen Population angehören. So könnte zum Beispiel eine Krankheit die ganze Unterart ausrotten. Pläne für die Umsiedlung einiger Individuen, um eine zweite Population aufzubauen, scheitern regelmässig am politischen Willen des Staates Gujarat.

Einzige soziale Katze

Löwen sind die einzigen Katzen, die in stabilen sozialen Gruppen leben. In Afrika bestehen die Gruppen aus miteinander verwandten Weibchen, deren Jungtieren, sowie einer «Koalition» von Männchen. Diese bestehen normalerweise aus zwei bis fünf häufig miteinander verwandten Männchen, die in der Rangordnung über den Weibchen stehen. Einzelne Männchen sind in einer Gruppe die Ausnahme. In Asien leben Löwen-Männchen und -Weibchen in getrennten Gruppen, die stark überlappende Reviere haben. Weibchen können sich so mit Männchen verschiedener Koalitionen paaren. Dies dämmt vermutlich das Phänomen des Infantizids ein. Beim Infantizid tötet ein neues Männchen die Jungtiere seines Vorgängers, um schneller eigenen Nachwuchs generieren zu können. Wenn nun aber Männchen aus verschiedenen Gruppen als Väter infrage kommen, kann sich das einzelne Männchen nicht sicher sein, welches seine Jungtiere sind. Jungtiere zu töten, wäre deshalb riskant.

Die Löwengruppe im Zoo Zürich besteht zurzeit aus Radja und seinen Töchtern Jeevana und Kalika. Mit über 15 Jahren ist Radja schon ein alter Herr. Durch die enge Verwandtschaft zwischen den Tieren wird auch nicht gezüchtet.

Afrikanischer oder Asiatischer Löwe?

 

Der Asiatische Löwe ist im Allgemeinen etwas kleiner als seine afrikanischen Verwandten. Die Mähne des Asiatischen Löwen ist weniger lang als bei vielen afrikanischen Löwen, dafür haben sie eine ausgeprägte Ellenbogenbehaarung. Das Fell der asiatischen Löwen ist zudem häufig heller als jenes der afrikanischen.

Weitere Informationen: www.zoo.ch

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