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Reportage

Wird rund zwei Meter lang: Philippinen-Krokodil.  Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Mehr bedroht als bedrohlich

Von: Alex Rübel

21. November 2017

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Philippinen-Krokodile.

Krokodile gehören zu jenen markanten Tiergestalten, die jeder kennt – und oft auch etwas fürchtet. Die urchigen Reptilien gelten als lauernde, blitzschnell reagierende Jäger. Entsprechend ist die Beziehung des Menschen zum Krokodil von jeher zwiespältig geprägt. Sie reicht von göttlicher Verehrung (Tempelkrokodile und Krokodilmumien) bis zu gnadenloser Verfolgung.

Krokodile haben sich in ihrer 200 Millionen Jahre langen Geschichte wie kaum eine andere Wirbelgruppe entwickelt. In acht Gattungen und über zwanzig Arten sind sie in subtropischen und tropischen Lebensräumen auf fast allen Kontinenten anzutreffen: in Afrika, Amerika, Asien und Australien. Sie leben in Süss-, Brack- und sogar Salzwasser.

Isoliert auf Inseln

Bei uns im Zoo Zürich halten wir mit dem Philippinen-Krokodil eine der seltensten und am meisten bedrohten Krokodilart der Welt. Mit einer durchschnittlichen Grösse von etwa zwei Metern gehört es zu den kleineren Vertretern der Panzer­echsen. Es lebt im Süsswasser und kommt nur auf den Philippinen vor. War es früher noch auf dem ganzen Archipel verbreitet, leben heute nur noch winzige, voneinander isolierte Populationen auf den Inseln Luzon und Mindanao. Schuld daran sind der Verlust geeigneter Lebensräume, destruktive Fischereimethoden sowie die Verfolgung durch den Menschen. Der Welt-Naturschutzunion IUCN zufolge zählt der Bestand wild lebender Philippinen-Krokodile heute weniger als zweihundert Tiere. Die IUCN hat die Art entsprechend als «vom Aussterben bedroht» eingestuft, die höchstmögliche Alarmstufe auf der Roten Liste.

Bereits 1987 rief die philippinische Regierung ein Zuchtprogramm im Palawan Wildlife Rescue and Conservation Centre ins Leben, mit dem Ziel, geschützt gezüchtete Tiere wieder auswildern zu können. Richtig Fahrt nahmen die Schutzbemühungen aber erst nach 1999 auf, als in der Provinz Isabela eine kleine wilde Krokodilpopulation entdeckt wurde. Die Isabela-State-Universität und die niederländische Universität Leiden riefen ein Forschungs- und Schutzprojekt ins Leben und gründeten 2003 die auch vom Zoo ­Zürich unterstützte Mabuwaya-­Stiftung. Eckpfeiler der Schutz­bemühun­gen sind neben (zum Teil ­bewachten) Schutzgebieten und Zuchtprogrammen vor allem breit angelegte Aufklärungskampagnen mit Projekten an Schulen, in den ­Gemeinden und mit Mitarbeitern der Regierung. Seit dem Jahr 2001 ist das Krokodil auf den Philippinen ­zudem gesetzlich geschützt. Wer ein Philippinen-Krokodil tötet, wird mit mindestens sechs Jahren Gefängnis und/oder einer Geldstrafe von umgerechnet 2500 Dollar bestraft.

Brutwärme und Geschlecht

Philippinen-Krokodile bauen zur Brut sogenannte Hügelnester. Das Weibchen legt die Eier in aufgeschichtetes Pflanzenmaterial, und die Pflanzenteile erzeugen bei der Verwesung die nötige Brutwärme. Wie schon an anderer Stelle in dieser Kolumne erwähnt, besitzen befruchtete Krokodil-Eizellen keine Geschlechtschromosomen. Ob aus dem Ei ein Männchen oder ein Weibchen schlüpft, bestimmt die Bruttemperatur, die je nach Lage innerhalb des Hügelnests variiert.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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