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Reportage

Das Stadtspital Zürich eröffnet am 1. Februar ein neues Zentrum an der Europaallee. Bilder: PD

Nach der OP direkt nach Hause

Von: Ginger Hebel

24. Januar 2023

Beim Hauptbahnhof eröffnet am 1. Februar das Stadtspital Europaallee. Der Fokus liegt auf ambulanten Behandlungen, damit die Patientinnen und Patienten noch am selben Tag nach Hause gehen können. 

Wer krank ist, will sich behandeln lassen – und dann so schnell wie möglich ab nach Hause. In den Zürcher Stadtspitälern hat die Zahl der ambulanten Besuche stark zugenommen: Im Triemli um 14,8 Prozent auf 186 332 Konsultationen jährlich, im Waid um 8,6 Prozent auf 46 100 Konsultationen. «Die ambulante Versorgung ist die Zukunft des Gesundheitswesens», sagt Spitaldirektor Marc Widmer. Er führt das Stadtspital Zürich seit November 2021. Das von Bund und Kanton verlangte Grundprinzip «ambulant vor stationär» wird in Zürich effizient umgesetzt. Am 1. Februar eröffnet an zentralster Lage beim Hauptbahnhof das Stadtspital Zürich Europaallee auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern. Kosten für den Innenausbau und die Gerätschaften: 13,4 Millionen Franken.

Künftig werden rund 70 Prozent aller ambulanten Operationen des Stadtspitals Zürich am neuen Standort durchgeführt. Somit würden die Spitäler Waid mit Fokus auf Altersmedizin und Triemli mit Fokus auf hochspezialisierte Medizin entlastet und Wartezeiten verringert.

Moderne Tagesklinik

Frauenmedizin, Chirurgie, Urologie, Orthopädie, Augenmedizin. Das medizinische Spektrum ist vielseitig. Neu befindet sich auch das Institut für Dermatologie und Venerologie an der Europaallee. Der Umzug von der Herman-Greulich-Strasse sei nötig gewesen, weil die Liegenschaft saniert werden musste. Am neuen Standort befinden sich verschiedene Sprechzimmer und Behandlungsräume, unter anderem für Hautkrankheiten und entsprechende Therapien sowie für komplexe Verbandswechsel.

Der Operationstrakt bietet zwei Operationssäle. Spritzen, Narkosemittel und Infusionen werden farblich kodiert, damit keine Verwechslungen passieren. Die Tagesklinik bietet elf Kojen für Patientinnen und Patienten und ist in freundlichen Farben gestaltet. Kein steriles Weiss, sondern Pastelltöne. «Das Farbkonzept wurde mit Psychologen erarbeitet. Pastelltöne haben eine beruhigende Wirkung. Wir wollen, dass sich unsere Patientinnen und Patienten wohlfühlen», sagt Marc Widmer. Ab April werden die ersten ambulanten Operationen durchgeführt. Gerechnet wird mit 3700 Operationen pro Jahr. Bis Ende 2023 erfolgt der Übergang zum Vollbetrieb, dann wird das Spital auch samstags geöffnet sein. «Das ambulante Zentrum an der Europaallee ist ein Meilenstein für das Stadtspital Zürich und ein Mehrwert für die städtische Bevölkerung», sagt Stadtrat Andreas Hauri, Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements.

Das neue Stadtspital Zürich Europaallee ist komplett auf die ambulante Medizin ausgerichtet. «Dadurch entsteht auch beim Personaleinsatz eine grössere Planbarkeit», betont Marc Widmer. Notfälle werden hier keine behandelt. Diese werden weiterhin in den Notfallzentren Waid und Triemli abgedeckt, welche sich um rund die Hälfte aller Spitalnotfälle der Stadt Zürich kümmern. Die Lage an den Spitälern ist grundsätzlich angespannt, es gibt kaum freie Betten. Die Schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin (SGNOR) und die Association latine de médecine d’urgence (ALAMU) betonen, dass die «Dreifachepidemie» aus Grippe, RS-Virus und Covid die Notfallstationen unter enormen Druck setzen, was zu einer Überlastung führen kann. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Personen mit gesundheitlichen Problemen sofort den Notfall aufsuchen, weil sie keinen Hausarzt haben oder dieser zeitnah keinen Termin anbieten kann.

Gezielte Frauenförderung

Dem Gesundheitswesen fehlen Pflegekräfte und Ärzte. «Rekrutierungsprobleme haben wir am neuen Standort zum Glück kei­ne», freut sich Marc Widmer. Ein Grund: Attraktive Arbeitsbedingungen. «Viele Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, wünschen sich mehr Planbarkeit. Teilzeit-Arbeit ist stark gefragt. Darum setzen wir auf Jobsharing und gezielte Frauenförderung», betont Marc Widmer. Das Spital ist von sieben Uhr morgens bis 18 Uhr geöffnet. 80 Prozent der Angestellten in Führungspositionen am Standort Europaallee sind Frauen, darunter die Zentrumsleiterin Ines Purwita und Fachbereichsleiterin Nicole Zielke. Marc Widmer: «Wir bieten unseren Patientinnen und Patienten hier eine 1:1-Betreuung, vom Eintritt bis zum Austritt.»

Weitere Informationen: www.stadt-zuerich.ch/stadtspital

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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