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Reportage

Faultierjunge leben die ersten Monate auf dem Bauch der Mutter. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Nicht faul, sondern effizient

Von: Alex Rübel

24. Februar 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über ­Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Faultiere.

Man glaubt es kaum: Die effizientesten Säugetiere Südamerikas sind die Faultiere. Faultiere sind hoch­spezialisierte Baumbewohner des feuchten Regenwaldes. Sie fallen durch ihre Fremdartigkeit und langsame Fortbewegung auf.

Das Faultier lebt ein ganzes Leben lang auf dem gleichen Baum und schläft fast 16 Stunden pro Tag. Indem es sein Essen sehr langsam verdaut, spart es Energie. Zum Vergleich: Während der Mensch etwa einen Tag benötigt, um eine Mahlzeit vollständig zu verdauen, kann dies beim Faultier einen ganzen Monat beanspruchen.

Der Gesamtbestand an Faultieren macht die grösste Säugetiermasse bei Wildtieren in Südamerika aus. Die ersten Beschreibungen des Faultieres stammen von Oviedo de Valdes (1526). Er beschreibt das Faultier als «das nutzloseste und hässlichste Tier, das sich sehr von allen anderen unterscheidet». Er nahm zudem an, das Tier ernähre sich ausschliesslich von Luft und schlucke den Wind mit grossem Vergnügen.

Faultiere weisen neben ihrer langsamen Lebensweise auch andere Eigenheiten auf. Ihr Haarkleid etwa ist dicht, grob und hart – und hat eine Scheitelung, wie man sie sonst nicht kennt. So haben Faultiere einen Bauchscheitel, eine Anpassung an das Leben im hängenden Zustand. Der Haarstrich läuft vom Bauch zum Rücken und von den Füssen und Händen zum Körper – also genau in die andere Richtung als bei den anderen Säugetieren.

Algen und Motten im Fell

Die Haare selbst sind grob aufgebaut; so, dass sich verschiedene Algen im Haarkleid ansiedeln können. Sie verleihen dem Fell eine grün­liche Farbe. Die Bedeutung dieser «Gemeinschaft» ist noch unklar. In diesem Milieu leben auch verschiedene Mottenarten – nach heutigen Kenntnissen als Kommensalen, nicht als Parasiten. Sie nutzen das schützende Fell der Faultiere als Heim. Gehen die Faultiere von den Bäumen auf den Boden, um ihren Kot abzusetzen, legen die weiblichen Motten ihre Eier in den frischen Kot. Die Larven leben sodann vom Faultierkot. Die frisch geschlüpften Motten fliegen schliesslich wieder zu den Faultieren hoch in die Bäume.

Faultiere im Zoo Zürich

Der Zoo Zürich hält seit 1967 Zweizehenfaultiere. Derzeit sind es die Weibchen Prinzessin und Meite und das Männchen Leroy. Zu finden sind sie im Regenwald (Gebäude Exotarium).
Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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