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Reportage

Nach längerer Zeit wieder im Zoo Zürich zu sehen: Matamatas. Die auch Fransenschildkröten genannten Reptilien sind zwar nicht gerade Schönheiten, dafür aber gut getarnt. Bild: Zoo Zürich / Enzo Franchini

Panzer mit Saugkraft

Von: Severin Dressen

16. März 2021

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. In dieser Woche geht es um die Fransenschildkröte oder Matamata.

Die Schildkröten-Stars bei uns im Zoo sind ziemlich unangefochten die Galapagos-Riesenschildkröten. Nur schon wegen ihrer eindrucksvollen Grösse fallen sie auf. Dass sie zudem sehr, sehr alt werden können, fasziniert unsere Gäste ebenfalls.

Im gleichen Gebäude wie die Galapagos-Riesenschildkröten lebt aber noch eine zweite Schildkrötenart. Die Besucherinnen und Besucher übersehen sie manchmal, weil sie deutlich kleiner ist – und vor allem hervorragend getarnt. Es lohnt sich aber, sich die Zeit zu nehmen und in der Forscherhütte im Aquarium vis-à-vis den Galapagos-Riesenschildkröten etwas intensiver Ausschau zu halten. Denn die Fransenschildkröte, auch Matamata ge- nannt, hat ein aussergewöhnliches Aussehen.

Der Panzer der Matamata ist, anders als bei den Galapagos-Riesenschildkröten, weitgehend flach und alles andere als glatt. Stattdessen verfügt er über mehrere pyramidenförmige «Türmchen» mit nach hinten gerichteten Spitzchen. Die «Türmchen» sind von ringartigen Furchen durchzogen. Diese abenteuerliche Optik zieht sich im langen Hals und flachen Kopf der Matamata fort. Beide verfügen über fransenartige Hautlappen, Barteln oder Anhängsel – daher auch der Name Fransenschildkröte. Der Kopf wirkt von oben wie ein mit dem Spitz nach vorne gerichtetes Dreieck und läuft in einem schmalen kleinen Rüssel aus, die Nase der Matamata.

Meister der Tarnung

Anders als bei den extravaganten Looks der Modedesigner hat das spektakuläre Aussehen der Matamata nicht das Auffallen zum Ziel, sondern das genaue Gegenteil. Mit ihrem hügeligen Panzer und fransigen Körper verschmilzt sie im Wasser mit ihrer Umgebung und wird nahezu unsichtbar. Sie unterstützt diesen Effekt zusätzlich, indem sie bevorzugt das fahle Licht der Dämmerung für die Zeit zur Jagd nutzt. Denn anders als die pflanzenfressenden Galapagos-Riesenschildkröten ernährt sich die Matamata von Fischen und Amphibien, die sie entsprechend erbeuten muss.

Für die Jagd legt sie sich im Wasser – in langsam fliessenden Bächen und Flüssen oder Teichen und Seen mit schlammigem Boden – auf die Lauer. Schwimmt ein Beutetier nahe genug vorbei, zeigt die Matamata einen nächsten aussergewöhnlichen Effekt. Die Schildkröte mit den winzigen Augen öffnet blitzschnell ihr geradezu riesengrosses Maul. Dadurch entsteht ein Sog, der die Beute direkt in den Schlund saugt. Das Wasser gibt die Matamata wieder ab, die Beute schluckt sie als Ganzes hinunter.

 

Gefalteter Hals

Der Zoo Zürich hielt bereits 1955 erstmals Fransenschildkröten. Nach einem Unterbruch sind sie im letzten Jahr nun wieder in den Zoo zurückgekehrt. Der natürliche Lebensraum der im Süsswasser lebenden Tiere ist das tropische Südamerika. Die Matamata kann ihren Kopf nicht in den Panzer zurückziehen. Stattdessen legt sie ihren langen Hals in Form eines S unter den Panzer.

Weitere Informationen: www.zoo.ch

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