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Reportage

Beat Thomann, Geschäftsführer Zürcher Blumenbörse und Martina Neyer, Leiterin Schnittblumen.

Rosige Zeiten für die Blumenbörse

Von: Ginger Hebel

11. Februar 2014

50 000 rote Rosen werden in der Zürcher Blumenbörse am Tag der Liebenden verkauft. Doch auch an normalen Tagen herrscht in Wangen früh am Morgen Hochbetrieb. Ein Besuch im Blumenparadies.

Morgens um sechs herrscht in der Zürcher Blumenbörse Grossandrang. Im hellen Kunstlicht, zwischen Orchideen und Orangenbäumchen, merkt man nicht, dass es draussen noch stockfinster ist.

Floristen, Gärtner und Fachhändler in Jeans und Faserpelz kurven mit grossen Wagen durch die riesigen Hallen. Viele sind schon frühmorgens fit und munter, wie Christian Schmid. Er besitzt einen Blumenladen in Baden und kauft in der Börse jeden Morgen bundweise Blumen ein. Freudig hält er weisse Rosen in der Hand – frisch aus Holland.

Manche Floristen starren noch etwas schlaftrunken auf ihre Einkaufszettelchen und arbeiten die Liste ab mit den Blumen, die sie für ihr Geschäft besorgen; langstielige Tulpen aus Frankreich, gelbe und lachsfarbene aus dem Berner Oberland und Orchideen, die Hälfte des Sortiments stammt von Meyer in Wangen, dem grössten Orchideenproduzenten der Schweiz.

In der gekühlten Halle mit den Schnittblumen liegt zarter Rosenduft in der Luft. Blumenfreundin Martina Neyer leitet die Abteilung seit fünf Jahren. Für die 32-Jährige beginnt der Tag morgens um halb vier. Sie ist gewappnet für den Ansturm am Valentinstag. «Wir verkaufen an diesem Tag 50  000 rote Rosen.» Der Valentinstag ist ein wichtiger Tag für den Blumenhandel, das grosse Geschäft macht die Blumenbörse dann aber nicht. «Mit roten Rosen können wir am Valentinstag nichts verdienen, weil der Einkaufspreis hoch ist und wir keine Marge draufschlagen können», erklärt Geschäftsführer Beat Thomann. Dennoch: «Rosen sind unser wichtigstes Produkt das ganze Jahr hindurch, die Leute schätzen ihren Wert, das Edle.» Auch weisse wie die Avalanche sind am Valentinstag gefragt. Aktuell werden sie aus Holland, Ecuador und Kenia importiert. Schweizer Rosen werden erst ab Mai erhältlich sein. «Rosen im Winter zu kultivieren, würde sehr viel Heizöl und Energie benötigen, Rosen mögen kein feuchtes Klima, sonst bekommen sie Botrytis, braune Flecken auf den Blüten», erklärt Thomann.

Martina Neyer entscheidet, welche Rosensorten verkauft werden. Früher war die Baccara-Rose berühmt und beliebt, «das ist vorbei, wir führen sie nicht mehr, heute ist Red Naomi der Verkaufsrenner». Diese verfügt über einen ­grossen Kopf mit vielen Blütenblättern und eine intensive rote Farbe mit einem samtenen Schimmer und stammt aus der topmodernen, holländischen Gärtnerei Van der Drift. «Diese Rosen haben eine sensationelle Qualität und eine lange Haltbarkeit», verspricht Thomann. Er leitet die Zürcher Blumenbörse seit 10 Jahren und fühlt sich in dieser Welt auch als Mann gut aufgehoben. Um fünf Uhr morgens steht er auf der Matte, begrüsst seine 65 Mitarbeiter mit Handschlag und die Kunden mit Namen; das ist seine Form der Wertschätzung. Seiner Frau bringt er jede Woche einen grossen Strauss Tulpen mit nach Hause.

Von sechs Blumenbörsen in der Schweiz ist die Zürcher Börse die grösste. Ausschliesslich Fachhändler dürfen hier einkaufen, sie kommen aus dem ganzen Raum Zürich, aber auch aus Genf und dem Tessin, weil das Schnittblumen- und Topfpflanzenangebot das grösste ist. Auch die Halle mit Deko- und Floristik-Zubehör ist beachtlich, 100  000 Artikel stehen zur Auswahl. Die Blumenbörse existiert seit 1948. Seit 2009 befindet sie sich in Wangen bei Dübendorf. «Seither ist unser Umsatz um 30  Prozent gewachsen, während der Markt stabil ist», sagt der Chef. Allein in der Schnittblumenabteilung werden jährlich 17  Millionen Franken Umsatz erwirtschaftet.

Beat Thomann freut sich auf den Frühling, denn er mag die Aufbruchstimmung und die Blumen, die im Frühjahr blühen. Kürzlich war er in einem edlen Hotel zum Lunch eingeladen. Auf dem Tisch standen teure Gläser, aber keine Blumen. «Blumen sind etwas fürs Wohlbefinden und gut für die Psyche, ohne sie fehlt etwas.» Oder wie Max Reger sagte: Blumen sind das Lächeln der Natur. Es geht auch ohne sie, aber nicht so gut.

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