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Reportage

«Treffer!» Den Autor hat das Jagdfieber erfasst. Bild: Domenic Wyss

Skywalker verliert nach Punkten

Von: Sacha Beuth

25. März 2014

Lasertag - In der Schweiz boomen Actionspiele mit pistolenähnlichen Infrarot-Signalgebern. Um dem Reiz des Games auf den Grund zu gehen, hat sich das «Tagblatt» im Lazerfun Zürich in Seebach umgesehen – und mitgespielt.

Ein Gebäude an der Schaffhauserstrasse in Seebach. In einem dunklen, nebligen Vorraum warte ich mit 13 weiteren Personen, bereit, erstmals an einem Lazerfunspiel teilzunehmen. Alle sind ausgerüstet mit Phaser und Weste (siehe Box). Domenic Wyss, Betreiber und Mitinhaber von Laserfun Zürich bzw. der Lasergame Zürich GmbH, teilt die Spieler in eine rote und eine blaue Gruppe auf und erklärt noch mal die Regeln. Gespielt wird Level 1, die einfachste Stufe. Ziel ist, als Team mehr Punkte, also mehr Treffer zu erzielen als das gegnerische Team. Auf dem Display an der Hinterseite des Phasers wird angezeigt, wie oft man trifft, wie oft man getroffen wurde und welchen Waffentyp man eingestellt hat. Ausserdem ist das Gerät mit einem Nickname versehen. Meiner lautet Skywalker. Der mächtige Jedi. Das macht siegessicher.

Nun öffnet sich die Tür zum 350 m2 grossen, klimatisierten Spielareal, das mit schwarzen Wänden labyrinthartig unterteilt ist. Die blaue Gruppe verschwindet sofort nach links, ich mit den anderen Angehörigen der roten Gruppe nach rechts. Ich drücke mich erst einmal in eine Ecke und warte ab. Sphärische Technomusik dringt aus den Lautsprechern. Den Gegner im Halbdunkel übers Gehör zu orten, funktioniert also nicht. Von meinen Teamkameraden ist auch nichts mehr zu sehen. Vorsichtig schleiche ich mich zur nächsten Ecke. Nichts. Zehn Schritte weiter zur nächsten Deckung. Wieder keiner da. Plötzlich blinken und kreisen die Leuchten meiner Weste. Ich bin getroffen worden. Für fünf Sekunden ist nun mein Phaser blockiert und ich aus dem Spiel. Kaum ist die unfreiwillige Pause vorbei, erwischt es mich schon wieder. Mist! Man merkt, meine Gegner sind hier routinierte Member, die jeden Winkel der Anlage kennen, und ich bin eindeutig das Opfer. Endlich läuft auch mir einer vor die Flinte. Ich drücke ab, treffe wohl auch, aber nicht dreimal. Im Maschinenpistolenmodus, den ich eingestellt habe, müssen aber pro Serie drei Schuss sitzen. Also keine Punkte. Nachdem es mich weitere viermal erwischt hat, haben Martin und Jonathan, zwei 21-Jährige aus meinem Team, Mitleid. «So macht das für dich keinen Spass. Stell den Modus auf Destroyer, und dann nehmen wir dich in die Mitte.» Fortan kundschaftet Jonathan nach vorne aus, und Martin gibt uns Rückendeckung. Kurz darauf weist mich Jonathan auf einen Gegner hin, der gleich um die Ecke kommen wird. Schuss. Ich erziele meinen ersten Treffer. Das Adrenalin steigt. Ich schwitze und werde vom Jagdfieber erfasst. Zwar erwischt es mich immer noch einige Male, doch auch ich kann weitere Punkte erzielen. 640 sind es am Ende der 12-minütigen Spielzeit. Damit bin ich der Zweitschlechteste aller Teilnehmer, und zudem hat unser Team auch noch verloren. «Fürs erste Mal war das gar nicht mal so übel», versucht mich Jonathan aufzumuntern, als wir unser Equipment abgegeben und es uns zusammen mit Martin und Tizian (19) in der Lounge gemütlich gemacht haben.

Keine Möchtegern-Rambos

Die drei sind über Kollegen zum Lazerfunspielen gekommen. Tizian und Jonathan haben zuvor Paintball gespielt. «Aber das wurde uns auf die Dauer zu teuer», bemerkt Tizian. «Zudem bringst du die Farbe kaum ab, wenn du ausserhalb des Schutzoveralls getroffen worden bist», ergänzt Jonathan. Alle suchen beim Lazerfun zwar die Action, sehen sich aber nicht als Möchtegern-Rambos. «Hier stehen Taktik, Konzentration und Reaktionsvermögen im Vordergrund», erklärt Domenic Wyss, der sich dazugesellt hat. «Und im Gegensatz zu den Farbkugeltreffern beim Paintball gibt es auch keine blauen Flecken. Selbst der Infrarotlaser ist für die Augen unbedenklich. Darum kommen nicht nur junge Männer zu uns, sondern auch viele Frauen und Familien.» Um eine spannende Erfahrung reicher mache ich mich auf den Heimweg. Zugleich wird mir klar, warum ich beim Lazerfun nicht besser abgeschnitten habe. Schuld war der Name Skywalker. Jeder Star-Wars-Fan weiss doch, dass dieser bestens mit dem Laserschwert umgehen kann, aber Han Solo mit der Laserpistole viel besser ist.

Box: Lazerfun Zürich

Lazerfun ist wie Sim Gun eine Spielart des Lasertags oder Lasergames. Die Ausrüstung besteht aus einer Weste mit leuchtenden Lämpchen – die bei einem Gegentreffer für 5 Sekunden die Farbe wechseln – und dem Phaser, einem pistolenähnlichen Spielgerät mit Infrarot-Signalgeber. Es gibt verschiedene Spielvarianten und Levels. In der Stadt Zürich bietet gegenwärtig nur die Lasergame Zürich GmbH an der Schaffhauserstrasse 491 dieses Freizeitvergnügen an. Der Betrieb besteht seit September 2011.
Erwachsene bezahlen pro Game 15 Franken, Kinder von 10 bis 15 Jahren 12 Franken (Vergünstigung für Mitglieder und bei Mehrfachkarten). Weitere Infos:
www.lazerfun-zuerich.ch

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