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Reportage

Balztanz von zwei Weissnackenkranichen im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich / Dirk Loddenkemper

Tanzender Wandervogel

Von: Severin Dressen

07. Dezember 2021

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues

oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um einen asiatischen Sumpfvogel, den Weissnackenkranich.

Heute stelle ich Ihnen einen Vogel vor, der seinen natürlichen Lebensraum von hier aus gesehen fast am anderen Ende der Welt hat: der Weissnackenkranich. Der elegante, hochgeschossene Vogel lebt in Ostasien. Seine Brutgebiete befinden sich in der Mongolei, im Norden Chinas und im südlichen Russland. Zum Überwintern fliegt er jeweils etwa 1300 bis 3000 Kilometer Richtung Süden, zur koreanischen Halbinsel, nach Japan und in die südlicheren Gefilde Chinas.

Maske wie ein Superheld

Innerhalb der Zugvögel ist er mit dieser Zugdistanz allerdings nur ein Kurz- bis allenfalls Mittelstreckenzieher. Zum Vergleich: Die Küstenseeschwalbe, die als weitreisendste aller Zugvogelarten gilt, brütet in der Nordpolregion und überwintert in den Südpolregionen. Sie fliegt pro Jahr also praktisch einmal rund um die Erde. So gesehen hat sich die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa mit dem Kranich eigentlich den falschen Vogel ins Logo gezeichnet. Der Weissnackenkranich mag es bei der Migration gemässigt angehen, ein faszinierender Vogel ist er deswegen aber nicht minder. Wie alle Kranicharten beeindruckt er nur schon mit seiner stattlichen Körpergrösse: Er kann bis zu 140 Zentimeter hoch werden und damit einem zehnjährigen Kind locker auf Augenhöhe begegnen. Er trägt sein Federkleid in dezent-elegantem Grau und Weiss, während sein Gesicht in kräftigem Rot leuchtet – fast als trüge er eine Superheldenmaske – und die Augen mit einer orangefarbenen Iris funkeln.

Seine vermutlich bekannteste Eigenheit teilt der Weissnackenkranich mit den anderen vierzehn Kranicharten: Der Vogel ist ein Tänzer. Jede Kranichart hat ihren eigenen Tanz. Zum Repertoire gehören verschiedene Elemente, etwa hohe Sprünge, Bewegungen der Flügel, Drehungen am Boden und in der Luft und das Aufwerfen von Grasbüscheln mit dem Schnabel. Die Tänze sind wichtig für die Paarsuche und Paarbindung. Ins gleiche Kapitel gehört auch, dass Kranichpaare im Duett singen.

Der Weissnackenkranich lebt am liebsten in Sümpfen und Sumpfwiesen, bevorzugt mit naheliegenden Waldstreifen. Werden solche Feuchtgebiete zerstört, zum Beispiel zur Gewinnung von Landwirtschaftsfläche, verliert der Vogel seinen wichtigsten Lebensraum. Entsprechend befindet sich die Population wildlebender Weissnackenkraniche leider im Sinkflug. Die Welt-Naturschutzunion IUCN stuft die Art als gefährdet ein.

Prävention Vogelgrippe

Um unsere Vögel vor einer Ansteckung mit dem kürzlich im Zürcher Unterland nachgewiesenen Vogelgrippe-Virus zu schützen, haben wir unsere Vögel, die normalerweise draussen leben, nach drinnen gezügelt. Aus diesem Grund sind zur Zeit leider nicht alle Vögel für unsere Gäste sichtbar.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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