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Reportage

Die Westlichen Flachlandgorillas Mahiri und Haiba. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Tierische Klimaanlage

Von: Severin Dressen

03. August 2021

Zoo intern: Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. In dieser Woche geht es um (nicht) schwitzende Tiere. 

Manche mögen’s heiss – andere finden die Sommerhitze einfach nur lästig. Ob man Hitze nun mag oder nicht, unsere körperliche Reaktion darauf funktioniert bei allen Menschen gleich: Wir schwitzen. Das Schwitzen ist unsere körpereigene Klimaanlage – und eine ziemlich exklusive ausserdem, aber dazu später.

Wir Menschen haben zwei Sorten Schweissdrüsen, wovon die eine fast über den ganzen Körper verteilt ist und dafür sorgt, dass wir bei starkem Schwitzen so richtig nass werden. Durch Verdunstungswärme kühlt dies den Körper. Das ist funktional, aber nicht besonders angenehm, und so lassen sich Schwitzende mitunter zur Äusserung hinreissen «Ich schwitze wie ein Schwein». Biologisch gesehen müsste man darauf antworten «Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr», denn Schweine können gar nicht schwitzen. Kamele übrigens schon, aber diese haben vorher noch ein paar andere Tricks auf Lager.

Das Schwitzen, in der grosszügigen Art, wie wir Menschen es betreiben, ist wie erwähnt eine recht exklusive Kühlmethode. Sie findet sich sonst eigentlich nur noch bei Primaten – und in abgewandelten Formen bei Pferden und Kamelen. Wenn Sie an einem heissen Tag im Zoo das Menschenaffenhaus besuchen, dann können Sie bei unseren Gorillas also durchaus Schweisstropfen entdecken. Besonders gut sehen Sie diese im Gesicht.

Pinkeln statt schwitzen

Auch unsere Burgdorferpferde im Zoolino können kräftig schwitzen. Pferdeschweiss enthält dabei ein spezielles Protein, das wie Seife wirkt. Es sorgt dafür, dass der Schweiss nicht einfach am Fell abperlt (und so wirkungslos verpufft), sondern die Haare richtig gut durchfeuchtet. Reibt man verschwitztes Pferdefell, beginnt es zu schäumen – ein Effekt des erwähnten Proteins. Unsere Burgdorfer im Zoo werden Sie allerdings kaum je schäumen sehen – sie führen ein weitgehend geruhsames und schweissarmes Leben.
Und dann gibt es eben noch die Trampeltiere. Auch sie können schwitzen, sogar ausgesprochen stark. Sie tun dies aber erst, nachdem sie sämtliche anderen Kühlmethoden ausgeschöpft haben. Denn in ihrem extrem trockenen Lebensraum ist Flüssigkeit ein kostbares Gut.

Trampeltiere wechseln vom Winter auf den Sommer von einem superdicken wolligen Fell zu einem seidenfeinen. Haben sie trotzdem zu warm, erhöhen sie ihre eigene Körpertemperatur. Sie können diese in einem Bereich von rund sechs Grad flexibel regulieren, ohne Fieber oder Untertemperatur zu haben. Trampeltiere pinkeln sich ausserdem an die eigenen Beine. Denn durch die Verdunstung sorgt auch dies für Kühlung. Erst wenn es gar nicht mehr anders geht, beginnen sie zu schwitzen.

Gut zu wissen

Die grosse Mehrheit der Tiere schwitzt nicht oder nur ganz wenig. Um sich trotzdem vor Überhitzung zu schützen, haben Tiere eine Vielfalt an Methoden entwickelt. Einige nicht abschliessende Beispiele: im Schlamm suhlen (Nashörner), im Wasser abkühlen (Tiger), hecheln (viele Vögel) oder Wärme über grosse, stark durchblutete Ohren abgeben (Elefanten). Wechselwarmen Tieren wie Reptilien, Amphibien und Fischen bleibt derweil nur der Rückzug an kühlere Orte. www.zoo.ch

 

 

 

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