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Reportage

Das Chinesische Baumstreifenhörnchen hält eine Winterruhe, aber keinen Winterschlaf. Bild: Zoo Zürich, Peter Bolliger

Tierische Strategien für den Winter

Von: Alex Rübel

05. November 2019

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute: Wie sich Tiere den Folgen des Winters entziehen.

Der Herbst ist da: Die Tage werden kürzer, die Temperaturen fallen. Während wir die warmen Kleider aus dem Schrank holen, bereiten sich auch die Tiere auf den nahenden Winter vor. Ihr Problem ist dabei oft weniger die Kälte, sondern dass die Nahrung knapp wird. Zur Lösung dieses Problems haben sie verschiedene Strategien entwickelt.

Ab in den Süden

Die Zugvögel tun das, was die Sonnenanbeter unter uns auch am liebsten täten: Sie fliegen davon. Ein Beispiel dafür sind die Europäischen Weissstörche, die den Zoo bereits verlassen haben. Jeweils im Spätsommer löst eine «innere Uhr» den Zugtrieb der Vögel aus – nicht wegen des Klimas, sondern wegen des Futters. Traditionellerweise ziehen die Störche nach Afrika, wo sie am Sahara-Südrand, in den Savannen und auf Landwirtschaftsflächen in West-, Ost- und Südafrika dem Futterangebot folgen, vor allem Wanderheuschrecken und Falterraupen. Heute verbleiben jedoch auch viele Störche in Spanien auf offenen Mülldeponien.

Körper auf Sparflamme

Eine andere Art, durch den Winter zu kommen, ist der Winterschlaf. Viele einheimische Tiere folgen dieser Strategie, etwa Igel, Siebenschläfer, Murmeltier und Fledermaus. Ein Tier im Winterschlaf wirkt auf den Aussenstehenden mehr tot als lebendig – der Körper fährt den ganzen Stoffwechsel auf Sparflamme herunter. Die Körpertemperatur sinkt drastisch ab, Herzschlag und Atmung verlangsamen sich auf ein Minimum. Extreme Winterschläfer schlafen monatelang, ohne etwas zu sich zu nehmen oder abzusetzen, etwa Bären im Hohen Norden. Andere Winterschläfer wachen kurzzeitig auf, setzen Urin und Kot ab und wechseln die Schlafposition, um dann weiterzuschlafen. Sie alle zehren in dieser Phase von ihren hoffentlich erfolgreich angelegten Fettreserven. Ein Unterbruch des Schlafs kostet enorm Energie und ist für die Tiere lebensbedrohlich.

Eine abgeschwächte Form des Winterschlafs ist die Winterruhe, etwa bei Eichhörnchen und Dachs. Auch diese Tiere schlafen viel, ihre Körperfunktionen sind aber nicht ganz so massiv gedrosselt. Sie wachen öfter auf und nehmen in diesen Phasen auch Nahrung zu sich. Wechselwarme Tiere wiederum, die ihre Körpertemperatur ja nicht selber regulieren können, fallen bei entsprechend tiefer Umgebungstemperatur in eine Kältestarre. Um sich davor zu schützen, dass ihre Körperflüssigkeiten bei Minusgraden einfrieren, graben sich viele Amphibien und Reptilien vor der Starre ein. Manche Insekten wiederum verfügen über eine Art körpereigenes «Frostschutzmittel». Reptilien, die in ihrem natürlichen Lebensraum eine Winterstarre kennen, machen auch bei uns im Zoo diese Phase durch. Hierzu regulieren wir die Umgebungstemperatur in den Anlagen der Tiere.

«Trockenschlaf» statt Winterschlaf

Eine Art Winterschlaf kennt auch der Godmann-Mausmaki. Sein «Winter» im tropischen Regenwald ist dabei die Trockenzeit von April bis Oktober. In dieser Zeit wird das Nahrungsangebot für den nachtaktiven Lemuren knapp. Er verfällt deshalb in einen sogenannten Torpor und zehrt in dieser Phase von seinem Fettpolster, das sich hauptsächlich am Schwanzansatz befindet.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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