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Reportage

Ist in der Natur stark bedroht und gilt in Zoos als Kostbarkeit: Bernierente im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich / Cora Braun

Verkannter Wasservogel

Von: Severin Dressen

01. Februar 2022

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Bernierente aus Madagaskar.

Heute ist Welttag der Feuchtgebiete. Der Aktionstag findet jährlich am 2. Februar statt, dem Datum der Ramsar-Konvention. Das 1971 geschlossene Übereinkommen über Feuchtgebiete internationaler Bedeutung ist einer der ältesten internationalen Verträge zum Naturschutz. Feuchtgebiete sind jene Lebensräume, die in grosser Vielfalt den Übergangsbereich zwischen trockenem und nassem Ökosystem bilden. Sie sind für Ökologie, Biodiversität, Klima- und Hochwasserschutz immens wertvoll und wichtig. Gleichzeitig gehören Auen, Feuchtwiesen, Moore, Sümpfe, Riede und wie sie alle heissen zu den weltweit am meisten gefährdeten Lebensräumen.

Unauffällig und rar

Feuchtgebiete sind auch das Zuhause eines oft verwechselten Tiers bei uns im Zoo. Die Bernierente ist wildlebend eine der seltensten Entenarten weltweit. Die Welt-Naturschutzunion IUCN listet sie als stark gefährdet. Sie geht davon aus, dass es aktuell noch etwa 1000 bis 1700 erwachsene Tiere dieser Art in der Natur gibt – Tendenz sinkend. Die Ente kommt nur an der Westküste Madagaskars vor.

Bei uns im Zoo ist die bedrohte Ente im Masoala-Regenwald anzutreffen. Dort gehört sie zu jenen Arten, die sich in der Regel zwar leicht entdecken lassen – dann aber eben oft verkannt werden. Dies deshalb, weil die Zoogäste das seltene Tier für eine in der Schweiz alles andere als seltene Stockente halten. Die Bernierente ist mit diesem Schicksal nicht alleine im Masoala-Regenwald: Den kleinen Madagaskarweber verwechseln die Zoogäste gerne mal mit einem Hausspatz.

Die Bernierente ist mit etwa vierzig Zentimetern Körperlänge eine eher kleine Ente. Männchen und Weibchen sehen gleich aus und mit ihrem braunen Gefieder und der schwarz-weissen Markierung am Flügel eben einer Stockente nicht unähnlich (Stockenten-Erpel im Prachtkleid ausgenommen).

Bevorzugter Lebensraum der Bernierente sind kleine, seichte salzhaltige Seen mit Schilfgürteln und angrenzenden Feuchtgebieten, Sümpfen und Flüssen. Je nach Saison hat der madagassische Vogel dabei andere Vorlieben. So lebt sie während der Brutzeit paarweise in saisonal überfluteten Mangrovenwäldern. Zur Mauser wechselt sie auf wasserpflanzenreiche Seen und bildet dort Gruppen. Und in der Trockenzeit trifft man sie schliesslich vor allem in küstennahen Feuchtgebieten an. Der Verlust dieser Lebensräume – weil der Mensch sie für sich «umnutzt» – ist zusammen mit der Jagd der Grund, weshalb die Bernierente bedroht ist.

 

Lebensraum in Gefahr

Feuchtgebiete gehören zu den durch menschliche Einwirkung besonders bedrohten Lebensräumen. Seit 1700 sind rund 85 % aller Feuchtgebiete weltweit verschwunden. Und sie gehen weiterhin verloren – dreimal schneller als die Wälder. Der Welttag der Feuchtgebiete will auf die Dring- lichkeit dieses Problems aufmerksam machen und auf die Notwendigkeit, die noch intakten Feuchtgebiete zu erhalten und bereits degradierte Feuchtgebiete zu renaturieren.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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