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Reportage

Rosa Ballett, doch einer tanzt aus der Reihe: Bei den Chile-Flamingos im Zoo ist ein Exemplar «erbleicht». Bild: Zoo Zürich, L. Davis

Vogel mit Farbschwund

Von: Alex Rübel

04. Februar 2020

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Flamingos. 

Aufmerksame Besucher entdecken derzeit eine Besonderheit in der Gruppe unserer Chile-Flamingos: Einer der erwachsenen Vögel ist nicht mehr rosa, sondern fast weiss. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass dieser Vogel Elternteil eines Jungtiers ist. Forscher vermuten, dass Flamingos in der Phase der Jungenaufzucht die Stoffe, die sie sonst zur «Farbproduktion» einsetzen, teilweise anderweitig verstoffwechseln, da die Futterbeschaffung und das Füttern der Jungtiere körperlich sehr anstrengend sind und die Gefiederfarbe in dieser Phase weniger wichtig ist als zu anderen Zeiten.

Farbwechsel über Leber

Die rosarote Färbung eines Flamingos kommt auf zwei Wegen in das Gefieder. Die Vögel nehmen mit der Nahrung Farbstoffe auf, sogenannte Carotinoide. Sie sind vor allem in planktonischen Algen enthalten. Der Flamingo-Organismus wandelt sie mit Hilfe von Enzymen in der Leber um. Dabei entstehen mehrere Pigmente, vor allem Canthaxanthin. Diese Pigmente werden dann in der Haut und in den Federn ausgewachsener Flamingos eingelagert. Einige Flamingo-Arten verstärken die Farbe zusätzlich, indem sie in ihrer Bürzeldrüse ein Sekret produzieren, das ebenfalls Pigmente enthält. Dieses verteilen sie mit ihrem Schnabel im Gefieder und intensivieren so die Farbe. Forscher nennen diese Methode «kosmetische Färbung». Ihr Vorteil ist, dass der Vogel sie auch kurzfristig anwenden kann, also zum Beispiel in der Paarungszeit.

Denn die Farbe des Flamingos ist ein Kommunikationsmittel und kann saisonal variieren. Insbesondere während der Partnersuche und Paarungszeit dient die Färbung des Gefieders als eine Art Gütesiegel, die potenziellen Partnern die Fortpflanzungsqualitäten des einzelnen Tiers anzeigt. Bei vielen Formen des Imponierverhaltens stellen die Flamingos deshalb auch gezielt die Farben ihres Gefieders zur Schau. In zweiter Funktion markiert die Farbe möglicherweise auch den Status des Vogels an Futterplätzen.

Frisch geschlüpfte Flamingos sind nicht rosarot, sondern schneeweiss. Schon wenige Tage nach dem Schlüpfen dunkeln die Federn dann nach und werden braun. Diese braune Färbung behalten die Jungvögel während der ersten Lebensjahre.

Der Zoo Zürich hält seit 1951 Chile-Flamingos. Nicht nur ihre Farbe, auch ihr auffälliger gebogener Schnabel ist eine Besonderheit: Er funktioniert nach dem gleichen Prinzip, das auch Bartenwale für die Nahrungsaufnahme anwenden. Der Vogel füllt den Schnabel mit Wasser und presst dieses dann durch Lamellen heraus. Dabei filtert er kleine Krebse, Mückenlarven, Ringelwürmer, Protozoen sowie Blau- und Kieselalgen aus dem Wasser.

Pantanal wird übernetzt

Die Flamingos im Zoo leben mit vielen anderen südamerikanischen Tierarten im 2012 eröffneten Pantanal. Die über 9000 m² grosse Anlage soll nun mit einer Grossvoliere überspannt werden, damit künftig alle Vögel darin frei fliegen können. Das Projekt soll 2023 abgeschlossen sein.

Weitere Infos: www.zoo.ch/pantanal

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