mobile Navigation

Reportage

Ein Löwenäffchen trägt ein Jungtier huckepack durchs Gehege. Bild: Zoo Zürich/Robert Zingg

Vom Zoo zurück in die Wildnis

Von: Alex Rübel

30. August 2016

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Goldgelbe Löwenäffchen.

Vor knapp einem Monat trug die ­Artenschützerin Andréia Fonseca Martins von der Associação Mico Leão Dourado die olympische Fackel durch die Stadt Rio Bonito. Ihr Auftritt rückte ein kleines Tier ins Rampenlicht, das auch im Zoo Zürich zu sehen ist, derzeit sogar mit Jungtieren: das Goldgelbe Löwenäffchen. Es ist ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Arterhaltungsprojekt.

Beinahe ausgestorben

Die Goldgelben Löwenäffchen leben im Bundesstaat Rio de Janeiro in einer kleinen Teilfläche des Atlantischen Küstenwalds. 1960 stellte man fest, dass die Tiere im Freiland nahezu ausgestorben waren. Grund dafür war zum einen die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums – nur noch 7 Prozent der ursprünglichen Fläche des Atlantischen Küstenwalds sind heute erhalten, und die verbliebenen Waldgebiete sind stark fragmentiert. Zum andern war aber auch der Tierhandel schuld am Verschwinden der Äffchen.

1967 wurden die Goldgelben Löwenäffchen in Brasilien unter Schutz gestellt. Jene Tiere, die sich zu dieser Zeit in Menschenobhut befanden, vermehrten sich allerdings nur schlecht, und viele Tiere starben. 1972 stellten Biologen aus Europa, den USA und Brasilien deshalb im Rahmen einer Konferenz die Weichen für ein gezieltes Zuchtprogramm. Sie formulierten Schutzmassnahmen und definierten Forschungsziele.

1974 wurde ein erstes Reservat von 5500 Hektaren geschaffen. Um die frei lebende Population lang­fristig zu sichern, musste die Anzahl Tiere und deren genetische Diversität erhöht werden. Hierzu wurden Wiederansiedlungen und Umsiedlungen vorgenommen. So wurden etwa zwischen 1984 und 2000 insgesamt 146 in europäischen und ­US-amerikanischen Zoos geborene Tiere ausgewildert, die zuvor ein «Freiland-Training» absolviert hatten.

Aktuell wird der frei lebende Bestand an Goldgelben Löwenäffchen in zwei Reservaten und über 25 privaten Schutzgebieten auf rund 1700 Tiere geschätzt. Mehr als ein Drittel davon sind Nachkommen ausgewilderter zoogeborener Tiere. Weitere Bemühungen zielen nun darauf, die inselartigen zersplitterten Lebensräume der Löwenäffchen mittels Waldkorridoren zu verbinden, um so einen Austausch zwischen den Teilpopulationen zu ermöglichen und weitere Lebensräume zu erschliessen.

«Going wild!» Erlebnistage für bedrohte Tiere

Am 3. und 4. September 2016 führt der Zoo Zürich zum ersten Mal die Erlebnistage für bedrohte Tiere «Going wild!» durch. Auf die Zoobesucher wartet ein vielfältiges Programm rund um die Naturschutzprojekte des Zoo Zürich, mit Informationen und Führungen, Tierpräsentationen und Fütterungen sowie einem reichen kulinarischen Angebot. Zudem stellen weitere Naturschutz- und Hilfsorganisationen ihre Projekte vor. Am Samstag ist der Zoo im Rahmen der Langen Nacht der Zürcher Museen ausserdem bis um 2 Uhr nachts geöffnet.

Weitere Infos unter: www.zoo.ch/goingwild.

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare