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Reportage

Verwandelt auch alte Sitzmöbel wieder in Schmuckstücke: Irina Mafli beim Polstern in ihrem eigenen Geschäft Interiors & Props in der Stadt Zürich.Bild: Privat

Von Frauenhand gemacht

Von: Ginger Hebel

10. November 2020

Handwerk: Noch immer arbeiten mehr Männer in klassischen Handwerksberufen. Doch die Frauen holen auf. Requisiteurin Irina Mafli besitzt eine Polsterei. V

Morgen hätte der Zukunftstag stattfinden sollen. Wegen Corona wurde auch diese Veranstaltung abgesagt. Viele Schülerinnen und Schüler freuten sich ein ganzes Jahr darauf, denn der nationale Zukunftstag setzt sich seit 20 Jahren für die offene Berufswahl ein und bietet Jungen und Mädchen die Gelegenheit zum Seitenwechsel. Sie werden darin unterstützt, verschiedene Berufe und untypische Arbeitsfelder kennen zu lernen, Mädchen also zum Beispiel Handwerksberufe. Das Zürcher Handwerksportal Ofri verzeichnet 2733 registrierte Handwerker und Betriebe, darunter sind 165 Frauen. Eine davon ist die gelernte Innendekorateurin und Requisiteurin Irina Mafli. «Ich liebe es, Räume und Objekte kreativ zu gestalten und stilvoll in Szene zu setzen». Aus diesem Grund hat sie sich im Jahr 2016 mit Interiors & Props selbständig gemacht.

Traditionelle Polsterarbeiten

Neben Projekten beim Film, Fernsehen und Theater, bei denen sie als Requisiteurin und Bühnenbildnerin mitgewirkt hatte, übt sie auch leidenschaftlich gerne das Handwerk des Innendekorateurs aus. Sie fertigt Vorhänge, Kissen und andere Wohnaccessoires an. Zudem beherrscht sie die traditionellen als auch die modernen Arbeitstechniken des Polsterns und bezieht Sofas, Sessel oder Stühle. «Ich verwandle auch alte Sitzmöbel wieder in wahre Schmuckstücke. Individualität und Nachhaltigkeit sind mir dabei sehr wichtig», sagt Mafli. Seit 2017 arbeitet die 39-Jährige ausserdem 50 Prozent als Requisiteurin im Theater Neumarkt in Zürich. Neben der Planung und Organisation fertigt sie auch Requisiten an. Inspiration findet sie unter anderem in Brockenhäusern und Baumärkten.

In der Handwerksbranche hat sich viel verändert. In den Sechzigerjahren lernten beispielsweise nur Jungs den Malerberuf. Heute machen Frauen um die 40 Prozent der Auszubildenden aus. Im Schreinergewerbe ist der Anteil der weiblichen Lehrlinge auf 18 Prozent gestiegen. «Wichtig ist, in die Betriebe reinzuschnuppern und sich inspirieren zu lassen, um herauszufinden, welcher Beruf der richtige ist», sagt Irina Mafli.

Auch wenn ihre Arbeit manchmal körperlich etwas anstrengend sei, so habe sie viel Freude daran. «Ich bin froh, einen so spannenden und untypischen Beruf gewählt zu haben.»

Weitere Informationen:

www.interiors-and-props.ch

www.ofri.ch

www.nationalerzukunftstag.ch

Nächster Zukunftstag: 11.11.21

 

Für Interessen einstehen

Wegen Corona wurde der morgige Zukunftstag schweizweit abgesagt. Was bedeutet das für die mitwirkenden Firmen und Jugendlichen?

Isabelle Santamaria, Geschäftsführerin Zukunftstag: Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet die Absage eine verpasste Gelegenheit, praktische Einblicke in die Berufswelt zu erhalten. Für die Firmen entfällt eine Chance, geeigneten Nachwuchs zu rekrutieren und die Aufmerksamkeit auf die Chancengleichheit in der Berufswahl zu richten.


Der Zukunftstag fördert die offene Berufswahl. Welche Bedeutung hat der Tag für die Nachwuchsgeneration?

Für junge Menschen ist es wichtig, dass sie ihre Talente entfalten können, ohne dabei durch veraltete Rollenbilder behindert zu werden. Dafür brauchen wir eine Berufsbildungskultur, die alle Lernenden in ihrer Entwicklung unterstützt – unabhängig vom Geschlecht.

Wie finden Jugendliche den Beruf, der zu ihnen passt?

Indem wir ihre Neugierde und Offenheit fördern. Unsere Hauptaufgabebesteht darin, Jugendliche zu ermutigen, für ihre Talente und Interessen einzustehen.

In Handwerksberufen arbeiten noch immer mehr Männer als Frauen. Was raten Sie jungen Mädchen, die ein Handwerk erlernen wollen?

Ergreift jede Möglichkeit, in das Handwerk hineinzuschnuppern. Lasst euch nicht davon einschüchtern, wenn in eurem Wunschberuf der Männeranteil überwiegt. Ihr werdet als Berufsfrau Wertschätzung und Respekt erfahren.

 

 

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