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Reportage

Pius Truffer baut im Steinwerk in Vals GR Valser Quarzit für den Sechseläutenplatz ab. Die grossen Sprengungen führt er selber durch.

Von hier kommt der Sechseläutenplatz

Von: Ginger Hebel

23. April 2013

Für den neuen Sechseläutenplatz werden 4200 Tonnen Valser Quarzit verlegt – ein prestigeträchtiger Auftrag für die Truffer AG. Das «Tagblatt» hat den Steinbruch in Vals besucht und zugesehen, wie die Steinplatten verarbeitet werden.

Sukzessive verlegen die Bauarbeiter Valser Quarzit auf dem Sechseläutenplatz. Anders als auf dem Bundeshausplatz oder in der Therme Vals gibt es in Zürich keine Platten, sondern Natursteinparkett. Das Zürcher Ja zum Sechseläutenplatz hat der Truffer AG in Vals GR einen prestigeträchtigen Auftrag beschert. «Dass wir diesen besonderen Platz direkt vor dem Zürcher Opernhaus mit unserem Stein gestalten dürfen, ist für uns eine gewaltige Ehre», sagt Pius Truffer. Der Mitinhaber des Familienunternehmens arbeitet auch bei strömendem Regen in seinem Steinbruch in Vals, zuhinterst in einem Seitental der Surselva, einer rauen Landschaft im Bündner Oberland, geprägt von Stein, Wasser und Wald.

Von den 60 Mitarbeitern der Truffer AG sind zwischen 15 und 20 ins Sechseläutenprojekt involviert. Pius Truffer wählt den Stein für den Platz eigenhändig nach Quarzstruktur aus. Verwendet wird einer, der je nach Lichteinfall zwischen grünlich und gräulich changiert. «Wenn es regnet, wird der Stein dunkel, und die Quarzeinschlüsse kommen besser zum Vorschein. Der Stein lebt, je nach Witterung», sagt Truffer. Der 57-Jährige baut in seinem 500 Meter langen Steinbruch Valser Quarzit ab und ist verantwortlich für die grossen Sprengungen – eine heikle Angelegenheit, wie er sagt. «Die Sprengstoffmenge muss genau stimmen, damit sich der Stein vom Felsen löst, aber nicht zersplittert oder Risse bekommt.» Leider passiert es immer mal wieder, dass die Menge falsch kalkuliert wird, der hochwertige Naturstein zertrümmert und als Abfall im Kieswerk landet. Mitarbeiter René lädt in der Abbauzone einen 30  Tonnen schweren Steinblock auf seinen Gabelstapler. «Es sind gewaltige Massen, die wir hier transportieren. ­Dieser Brocken ist so schwer wie etwa 20 Autos.»

Die Maschinen im Steinwerk verursachen einen ohrenbetäubenden Lärm. In mehreren Arbeitsschritten wird der Stein aufgetrennt. Das Kreissägeblatt mit Diamantsegment schneidet ihn zu, mit Wasser wird das Steinkorn weggespült. «Wir rauen die Steinplatten auf, damit die Fussgänger auf dem Sechseläutenplatz nicht ausrutschen, wenn es regnet», erklärt Truffer. Hierfür werden Chromstahlkügelchen mit Pressluft auf die Oberfläche geschossen. Täglich wird der Stein mit Lastwagen von Vals nach Ilanz gefahren, auf den Zug verladen und nach Zürich transportiert, wo er verlegt wird. Für die 4200 Tonnen werden 300 Lastwagenzüge benötigt.

Das Sechseläutenprojekt ist nicht der einzige Auftrag des Familienunternehmens. Weil es keine Zwischenhändler gibt, reist Pius Truffer um die ganze Welt zu seinen Kunden und zeigt ihnen den Stein persönlich. Mehr als die Hälfte der Produktion wird in über 30 Länder exportiert. Der strapazierfähige Stein wird für die Baubranche und den Bau von Inneneinrichtungen verwendet. Die Nachfrage von Privaten, welche ihre Häuser mit Valser Stein ausbauen lassen wollen, steigt kontinuierlich. «In seinem Aussehen ist der Stein einzigartig, er lässt sich aber preislich und von der Struktur her am ehesten mit Marmor vergleichen», sagt Truffer. In seinem Steinbruch kann er nie so viel abbauen, wie die Nachfrage gross ist. «Doch wer den Stein schätzt, der wartet.»

Es war nie sein Ziel gewesen, ein grosses Business aufzuziehen. Stattdessen träumte er in jungen Jahren von einem alternativen Leben. Doch schon sein Vater arbeitete im Steinbruch und steckte ihn mit seiner Faszination an. «Ich interessierte mich dafür, wie man den Stein aus dem Berg herausholen kann. Die Geologie verändert sich. Man weiss nie, wie lange der Fels den Stein hergibt.»

Bis 12 000 Quadratmeter Parkett­riemen auf dem Sechseläutenplatz verlegt sind, dauert es noch bis Ende Jahr. Am Sechseläuten 2014 wird der Platz mit Bäumen und Sitzgelegenheiten komplett neu gestaltet sein. Bis dahin müssen Pius Truffer und seine Mitarbeiter noch viele Sprengungen machen und den Valser Quarzit verarbeiten – zum Stein in seiner schönsten Form.

 

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