mobile Navigation

Reportage

Sie kennen die düsteren Seiten der Menschen, trotzdem gibt es für die Stadtpolizei auch erhellende Momente. (Bild: Twitter Stapo ZH)

Von ungewöhnlichen Geburten und einem geretteten Hamster

Von: Christian Saggese

09. Februar 2021

Die Einsatzkräfte der Stadtpolizei und von Schutz & Rettung Zürich sorgen für Recht und Ordnung, sie retten Leben und Existenzen. Es sind Einsätze, die fordern und belasten. Umso schöner, gibt es ab und an auch eine Geschichte mit Happy End. Hier sind einige davon. 

«Mann mit Stichwaffe schwer verletzt», «Grossbrand im Kreis 2», «Tram kollidiert mit Velofahrer»: So lauten normalerweise die Titel der Medienmitteilungen von der Stadtpolizei und von Schutz & Rettung Zürich. Glücklicherweise besteht der Arbeitsalltag der Einsatzkräfte aber nicht nur aus solch schlimmen Ereignissen. Das «Tagblatt» stellt in Zürich geschehene Fälle vor, die für einmal die Sonnenseiten der anspruchsvollen Berufe beleuchten.

Ehrliche Finderinnen

Werden 100 Leute gefragt, ob sie ein gefundenes Portemonnaie vollständig der Polizei übergeben würden, dürfte ein Grossteil mit «Na klar» antworten. Das lässt sich nicht nachweisen, doch diese Geschichte aus dem Kreis 3 beweist, dass es diesbezüglich sehr ehrliche Menschen gibt. Zwei Frauen erwarben sich in einem Brockenhaus zwei Sitzkissen für ihre Gartenstühle. Die Kissen waren noch in einer Folie eingepackt. Als sie diese wegrissen, fiel ihnen auf, dass zwischen den Kissen ein Couvert steckte. Und noch verblüffter waren sie, als sie feststellten, dass sich in dem Umschlag über 20 000 Franken befanden! Sie meldeten den einmaligen Fund der Stadtpolizei. Diese recherchierte und fand heraus, dass die Kissen aus dem Nachlass einer verstorbenen Frau stammten. Anlässlich einer Hausräumung landeten die Sitzgelegenheiten dann im Brockenhaus. Die Polizisten machten die Tochter der Verstorbenen ausfindig. Mit Erfolg. Diese war über die ehrlichen Finderinnen so gerührt, dass sie ihnen einen grosszügigen Finderlohn von 3000 Franken überreichte.

Die etwas andere Hochzeit

Verlässt ein Polizist morgens das Haus, vermutet er wohl als Letztes, plötzlich Trauzeuge einer Hochzeit zu werden. So erging es aber zwei Gesetzeshütern, die im Kreis 1 patrouillierten. Sie wurden von einem Brautpaar angesprochen, das beim Zivilstandsamt um 11.45 Uhr einen Trauungstermin hatte. Um ihre Eltern und Freunde zu überraschen, hatten sie das aber niemandem verraten – dementsprechend fehlte es an Trauzeugen. Sie fragten die Polizisten also spontan um ihre Hilfe. Eine Bitte, die sie nicht abschlagen konnten. Und so staunte die zuständige Standesbeamtin nicht schlecht, als das Brautpaar plötzlich mit zwei uniformierten Polizisten den Saal betrat.

Baby «aufgefangen»

Es war 7.30 Uhr, als zwei Frauen vom Polizeilichen Assistenzdienst (PAD) der Stadtpolizei Zürich mit ihrem Dienstwagen an einem Lichtsignal im Kreis 6 anhielten. Dabei fiel ihnen ein Auto auf, das irgendwie ungewöhnlich zwischen den beiden Fahrstreifen stand. Plötzlich kam der Fahrer des Wagens auf sie zugerannt, völlig aufgeregt. Er rief ihnen zu, dass seine Frau im Auto sitze und gerade ihr Kind bekomme. Sofort stieg die Beifahrerin des Polizeifahrzeugs aus und rannte zum Auto, um zu helfen. Sie öffnete die Beifahrertüre und sah, dass es nicht «fünf vor zwölf», sondern schon fast «kurz nach zwölf» war. Die Frau hatte nämlich bereits Presswehen und der Kopf des Babys war schon zu sehen. Im nächsten Moment «flutschte» das Baby auf die Welt. Der PAD-Angehörigen gelang es gerade noch, das Mädchen aufzufangen. Ganz aufgeregt warteten nun alle auf den ersten Schrei des Neugeborenen. Glücklicherweise war es kurz danach so weit, das Gesichtchen erhielt etwas Farbe und das Baby begann zu atmen und lauthals zu schreien. Die zweite PAD-Angehörige zog sofort ihren Rollkragenpullover aus, drehte die Innenseite nach aussen und in der Folge wurde das Baby in den wärmenden Pullover gepackt. Spezialisten von Schutz & Rettung Zürich übernahmen danach die Betreuung und den Transport ins Spital. Gemäss Auskunft der Ärzte war das kleine Mädchen wohlauf.

Geburt im Treppenhaus

Eine nicht alltägliche «Baby-Geschichte» ereignete sich auch kürzlich an einem kalten Sonntagmorgen. Zwei Rettungssanitäter von Schutz & Rettung Zürich wurden zu einem Einsatz in eine Wohnung gerufen, Stichwort: Termingeburt. Am Ort des Geschehens eingetroffen, staunten sie nicht schlecht: Die gebärende Mutter befand sich nicht etwa in ihrem Bett, sondern im Treppenhaus! Sie lag zugedeckt auf dem kalten Steinboden und vor ihr ihre Nachbarin, welche das bereits geborene Kind in einer Decke eingewickelt auf den Armen hielt. Mutter und Kind schien es gut zu gehen, dennoch hatten sie verständlicherweise beide kalt, weshalb die neue Strategie der Rettungskräfte lautete: Wärmeerhalt gewährleisten, medizinische Überwachung und die Einleitung eines schnellen Transports ins Spital. Im Rettungswagen konnte sich die neue Familie langsam aufwärmen und zur Ruhe kommen. Mama und dem Baby ging es so weit gut und die Kleine machte einen müden, aber zufriedenen Eindruck. Kein Wunder nach einer solchen aufregenden Geburt!

Tierische Lebensrettung

Im Alltag der Rettungskräfte kommt es immer wieder zu Tierrettungen, schliesslich lautet auch ihr Auftrag: «Wir schützen und retten Menschen, Tiere, Sachwerte und die Umwelt.» Und doch bleibt ein Fall aus dem Kreis 10 besonders in Erinnerung. Schutz & Rettung musste wegen eines Zimmerbrandes ausrücken. Das Feuer konnte erfolgreich gelöscht werden, Menschen wurden keine verletzt. Allerdings befand sich ein Hamster über längere Zeit im Rauch. Die Berufsfeuerwehrleute retteten den Nager aus der Wohnung und die Rettungssanitäter versorgten das fast leblose Tier im Rettungswagen mit Sauerstoff. So hauchten sie ihm wieder Leben ein, sehr zur Freude der Besitzer.

 

Dem Hamster wird Sauerstoff zugeführt. Bild: Schutz & Rettung Zürich

 

Diamant im Abwasser

Passanten staunten nicht schlecht, als Taucher der Stadtpolizei an der Froschaugasse in die Kanalisation stiegen. Eine Frau hatte zuvor gemeldet, dass ihr nach dem Verlassen eines Restaurants ein wertvoller Diamant-Ohrring durch ein kleines Loch eines Dolendeckels in die Abwasserkanalisation gefallen war. Doch das Erbstück wurde trotz intensiver Suche nicht gefunden. Dann folgte die erlösende Idee: Mit Hilfe der Zuschauer und Unterstützung des Restaurantpersonals wurden Eimer mit Wasser herbeigeschafft und in den oberen Schacht geleert, während der Taucher immer noch in der Kanalisation war und hoffte, dass der Ohrring so den Weg zu ihm finde. Leider führte auch das nicht zum Erfolg. Sie hatten das Schmuckstück schon fast aufgegeben, versuchten es aber noch ein letztes Mal mit der Brechstange und leerten gemeinsam gleichzeitig mehrere Eimer Wasser in den Schacht. Dies führte zu einem künstlich erzeugten «Kanalisationstsunami», war aber sehr erfolgreich. Nebst vielen nicht erwähnt werden wollenden Sachen, die da «geschwommen» kamen, entdeckte der in der Kanalisation kniende Polizist plötzlich den gesuchten Ohrring.

Hartnäckiges Nasenbluten

Bei vielen Einsätzen der Rettungssanitäter geht es um Leben oder Tod. Eine Ausnahme bildet da die Geschichte rund um eine 88-jährige Frau, die völlig aufgelöst die Notrufnummer 144 wählte. Die Rettungskräfte fuhren bei ihr vorbei und erfuhren von der Seniorin, dass sie seit ungefähr zwei Stunden Nasenbluten habe, das einfach nicht aufhöre. Sie wurde vor Ort behandelt, gleichzeitig versuchten die Sanitäter die aufgebrachte Patientin zu beruhigen. Dabei wurde klar: Nicht das Nasenbluten zerrte an den Nerven der Frau, sondern die Beerdigung ihres Bruders – beziehungsweise die Angst, diese zu verpassen. Durch die ganze Aufregung war ihr Blutdruck stark erhöht, und die Rettungskräfte vermuteten, dass dies der Grund für das Nasenbluten sein könnte. Mit der Zeit beruhigte sich die Situation, der Blutdruck normalisierte sich. Da sich die Kirche auf dem Rückweg zur Wache befand, wurde seitens Schutz & Rettung entschieden, die Seniorin mit dem Rettungswagen zur Kirche zu fahren, zudem wurde sie noch an ihren Sitzplatz begleitet. Sie war darüber so glücklich, dass sie Freudentränen weinte. Und am nächsten Tag warteten noch ein Blumenstrauss und eine Karte auf die beiden Rettungskräfte.

Erfolgreiche Reanimation

Wer die Nummer 144 anruft, wird mit der Einsatzleitzentrale von Schutz & Rettung Zürich verbunden. In diesen Fällen zählt oft jede Minute, beispielsweise, wenn ein Mensch reanimiert werden muss. Ein solcher Fall ereignete sich auch über die Feiertage, als ein Mann bei einem Spaziergang zusammengebrochen war. Seine Frau rief sofort den Notruf, die Calltakerin auf der Einsatzleitzentrale leitete dann mit ihr gemeinsam die Wiederbelebungsmassnahmen ein, bis der Rettungsdienst vor Ort war. Durch diese lebensrettenden Sofortmassnahmen und das beherzte Eingreifen der Frau konnte Schlimmeres verhindert werden. Mit einem rührenden Dankesschreiben bedankte sich die Frau und teilte mit, dass ihr Mann das Spital zwischenzeitlich verlassen konnte und es ihm täglich besser geht.

Kyma sei Dank!

Man sagt, Hunde sind die besten Freunde des Menschen. Sie können aber auch Lebensretter sein, wie ein Bewohner aus einem Altersheim im Kreis 2 erfahren durfte. Der Rentner war weggelaufen, es fehlte von ihm jede Spur. Die 7,5-jährige Polizeihündin Kyma schnupperte daraufhin an einem getragenen T-Shirt des Vermissten. Sie nahm die Fährte auf. Zielstrebig konnte sie den Mann einen halben Kilometer entfernt auffinden. Der Rentner war leicht bekleidet und bereits unterkühlt. Er konnte sich daraufhin in seiner gewohnten Umgebung erholen. Kyma sei Dank!

Einfach Danke sagen

Im Internet-Zeitalter ist es leicht geworden, alles zu kritisieren, ohne die Zusammenhänge wirklich zu kennen. Umso erfreuter zeigt sich Schutz & Rettung über die überdurchschnittlich vielen dankbaren Reaktionen, die im Januar erfolgt sind. Einsatzkräfte waren aufgrund der starken Schneefälle auch in der Stadt Zürich pausenlos im Einsatz, um etwa Fahrbahnen von umgestürzten Bäumen und abgebrochenen Ästen zu befreien. Alleine in der Stadt Zürich leistete die Berufs- und Milizfeuerwehr von Schutz & Rettung Zürich rund 600 Einsätze.

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir 6 ·  
3.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare