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Reportage

Starten in wärmere Gefilde: Europäische Weissstörche aus dem Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich/Enzo Franchini

Warum Störche in den Süden fliegen

Von: Alex Rübel

09. September 2014

Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über ­Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Meister Adebar.

In den letzten Tagen haben die Europäischen Weissstörche ihre Horste im Zoo Zürich verlassen und sich auf den Weg in ihr Winterquartier gemacht. Dieses liegt auf dem afrikanischen Kontinent, in der westlichen Sahelzone – bis zu 10 000 Kilometer weit vom Brutgebiet der «Zürcher» Störche entfernt.
Auf ihrer langen Reise in den Süden nutzen die Störche thermische Aufwinde. Sie sind hervorragende Segelflieger und lassen sich von warmer Luft in Kreisen nach oben tragen, ohne dass sie dabei mit den Flügeln schlagen müssen. Anschliessend segeln sie im Gleitflug zur nächsten Aufwindzone.
Um die Thermik nutzen zu können, fliegen Störche in den wärmsten Stunden des Tages und wenn immer möglich über Land. Denn über grossen Wasserflächen bilden sich keine Aufwinde – hier müssen die Störche im Ruderflug fliegen, was anstrengend ist. Sie überqueren das Mittelmeer deshalb auch bei der Meerenge von Gibraltar.

Flug zum Futter
Doch weshalb nehmen die Störche die lange Reise überhaupt auf sich? Der Grund dafür ist nicht etwa das Wetter oder das Klima, sondern das Futter. So löst eine «innere Uhr» im Spätsommer den Zugtrieb der Störche aus, ehe das Nahrungsangebot knapp zu werden droht. In Afrika angekommen, folgen die Storchenschwärme am Südrand der Sahara, in den Savannen und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Ost-,­ West- und Südafrika dem Futterangebot, hauptsächlich Wanderheuschrecken und Falterraupen. Sie erholen sich hier von der weiten Reise und legen Reserven an für den Flug zurück nach Europa.

Allerdings ziehen in jüngster Zeit nicht mehr alle Störche bis nach Afrika: So überquert heute nur noch jeder dritte bis vierte Jungstorch das Mittelmeer. Die anderen Tiere überwintern stattdessen im Süden Spaniens, wo sie sich vor allem auf grossen, gut zugänglichen Mülldeponien aufhalten.
Weshalb das so ist, ist noch nicht bekannt. Die Gesellschaft Storch Schweiz will deshalb mit dem Projekt «SOS Storch – Storchenzug im Wandel» das veränderte Zugverhalten der Störche ergründen. Hierzu werden die Vögel mit Satellitensendern und GPS-Datenloggern versehen. Auf diese Weise können Daten zu den Wanderrouten gesammelt, ausgewertet und verglichen werden. Der Zoo Zürich ist Teil des Projekts.

Am 20. Juni 2014 wurden im Zoo Zürich die zwei Jungstörche Osuna und Orbieux mit GPS-Datenloggern versehen. Die Flugbewegungen von Osuna können im Internet verfolgt werden: www.projekt-storchenzug.com/datenlogger/www.projekt-storchenzug.com/datenlogger/www.projekt-storchenzug.com/datenlogger/ (Osuna anklicken).

Störche in Zürich: Im Zoo Zürich leben neben Europäischen Weissstörchen auch Schwarzstörche. Diese können in den Volieren im westlichen Gebiet des Zoos, oberhalb der Löwenanlage, beobachten werden. Sowohl der Weiss- als auch der Schwarzstorch stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.
Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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